Weil am Rhein So kommen Weiler Firmen durch die Krise

Saskia Scherer

Arbeit: Folgen bisher meist glimpflich

Weil am Rhein - Auch Unternehmen bekommen die Auswirkungen der Corona-Krise zu spüren. Wir haben uns bei verschiedenen Weiler Firmen umgehört, wie sich die Situation darstellt.

Keine großen Veränderungen in der Produktion gab es bei der Firma Wössner. „Es gab einen kleinen Rückgang im Umsatz, aber nicht gravierend“, sagt Geschäftsführer Tobias Wössner im Gespräch mit unserer Zeitung. Es musste keine Kurzarbeit angemeldet werden. „Unser großer Vorteil ist, dass wir nicht an die Autoindustrie gekoppelt sind und ein Nischenprodukt haben“, sagt Wössner. Die italienische Distribution und das dortige Schmiedewerk haben wieder geöffnet, so dass von dort Material bezogen werden kann. „Aber wir hatten auch keine Engpässe.“

Dank der großen Produktionsfläche kämen sich die Mitarbeiter ohnehin nicht groß in die Quere. „Auch in den Büros hat jeder seinen eigenen Bereich“, berichtet Wössner. Ansonsten wurden Schichten anders aufgeteilt sowie Urlaub und Überstunden abgebaut. Mit den Lieferanten wurde der Kontakt minimiert. „Wir sind zufrieden, es hätte viel schlimmer kommen können. Wir hoffen, gestärkt aus der Krise zu gehen.“

Als Logistikunternehmen ist Acito Logistics noch ganz gut aufgestellt, wie Tamara Sautter, zuständig für Verwaltung und Buchhaltung, erläutert. „Es wird viel online bestellt, das ist ein Vorteil für uns.“ In der Disposition in der Übersee-Abteilung seien die Zahlen etwas rückläufig, ebenso innerhalb von Europa und in Deutschland. „Aber es ist noch vertretbar“, sagt Sautter.

Nicht stattfinden können derzeit Schulungen im Beratungssegment, die das Unternehmen normalerweise für seine Kunden anbietet. Die Lage habe sich aber schon etwas entspannt und demnächst sollen wieder Termine angeboten werden.

In der Firma wurden Desinfektionsmittelspender aufgestellt, außerdem erhielt jeder Mitarbeiter eine Schutzmaske. Besucher kämen derzeit eher wenig und falls doch, müssen diese sich in eine Liste eintragen. Außerdem wurden Schreibtische gerückt, um für mehr Abstand zu sorgen.

Bei Würzburger Raumeinheiten, wo Wolfgang Würzburger als Senior-Geschäftsführer fungiert, sei eher mehr Arbeit angefallen, weil teilweise Firmen zusätzliche Container benötigten. Auch das Landratsamt habe Container für Untersuchungen und Test geordert. „Wir haben keine Kurzarbeit und keine Umsatzeinbußen, dieser blieb etwa gleich“, sagt Würzburger.

Bei der Würzburger Grundstück-Verwaltungsgesellschaft gebe es bei allen Objekten, die an Industrie und Handwerk vermietet sind, keine Einbußen. Anders sehe es bei den Objekten von Messebauern und Gastronomen aus. „Da haben unsere Mieter Probleme. Dafür haben wir aber Verständnis und haben positiv und ohne Druck reagiert.“

Der schwierigste Punkt seien die Auflagen. „Wir haben weiterhin Vollbeschäftigung und streng darauf geachtet, dass auf Distanz gearbeitet wird.“ Dankbar ist Würzburger, dass kein Krankheitsfall verzeichnet wurde. Auch das Miteinander sei sehr positiv. Mitarbeiter und Kunden hätten alle gut reagiert.

Die Firma Stäubli Electrical Connectors hat sich umgehend an den neuen behördlichen Bestimmungen orientiert und die Betriebsprozesse entsprechend daran ausgerichtet. Ein Großteil der Beschäftigten in Verwaltungs- und Administrationsaufgaben arbeitet laut Geschäftsführer John Dallapiccola im Home-Office mit Video-Konferenzen oder Online-Chat und ist weiterhin ohne Einschränkung für die Kunden da. „So konnten wir den Betrieb nahtlos aufrechthalten und durchgehend produzieren, um den Bedarf weiter zu bedienen.“

Die Firma Stäubli sei sehr breit aufgestellt, beliefere unterschiedlichste Sektoren in Industrie und Energietechnik und arbeite eng mit den Kunden zusammen, so Dallapiccola. So seien die Veränderungen im Arbeitsalltag für die Mitarbeiter im Außendienst am markantesten. Denn oftmals sei ja direkter Kundenkontakt wenig oder nur erschwert möglich. „Daher arbeiten wir auch hier verstärkt mit telefonischer Beratung, Video-Konferenzen und Online-Präsentationen.“

Jürgen Trefzer, Geschäftsführer von ARaymond, berichtet dagegen: „Seit Ende März haben wir unsere Aktivitäten auf einen Minimalbetrieb abgesenkt und befinden uns seit 1. April in Kurzarbeit.“ Damit konnte/kann ein Großteil der Mitarbeiter zu Hause bleiben. In einigen Bereichen wird mobil gearbeitet. „Gleichzeitig können wir so auf einen möglichen Wiederanlauf flexibel reagieren. Dieser Wiederanlauf ist jedoch sehr schwach, denn die Automobilmärkte zeigen noch keine Ansätze der Erholung. Die Auswirkungen sind entsprechend groß und wachsen mit der Dauer des Ausfalls“, erklärt Trefzer.

Die Firma Fewe Feinstdrehteile sei bislang gnädig durch die Krise gekommen, berichtet Geschäftsführerin Doris Reinacher. „Das liegt auch daran, dass wir breit aufgestellt und nicht von einer Branche abhängig sind.“ Außerdem wurden Teile für Beatmungsgeräte produziert. „Wir arbeiten ganz normal und sind dafür absolut dankbar“, sagt sie.

Wenn sich die Mitarbeiter im Betrieb bewegen, tragen sie einen Mundschutz. „Außerdem achten wir auf den nötigen Abstand. In der Küche darf sich nur noch eine Person aufhalten und im Pausenraum vier.“ An den Schreibtischen wurden Plexiglasscheiben angebracht und die Leute sitzen weiter auseinander. „Die üblichen Hygienemaßnahmen waren für uns selbstverständlich, wir haben auch vorher schon Desinfektionsmittel benutzt“, berichtet Reinacher.

März und April waren bei Conductix-Wampfler Monate mit guter Produktionsauslastung, aktuell ist laut Sprecher Michael Kusch ein Rückgang von Aktivitäten spürbar. „Durch unsere globale Aufstellung, unser breites Produktspektrum, mit dem wir eine Vielzahl unterschiedlicher Märkte und Industrien bedienen, haben wir die Möglichkeit, flexibel auf unterschiedliche Situationen in verschiedenen Ländern und Märkten reagieren zu können.“ Durch das Ende des Lockdowns in China erhalte man gute Signale aus Asien und hoffe auf eine ähnliche Entwicklung in Europa und den USA.

Seit Mitte März gibt es bei Conductix-Wampfler bereits ein Modell zum zeitversetzten Arbeiten in fest eingeteilten Gruppen. Die Kantine wurde geschlossen und Pausenzeiten wurden flexibilisiert. Kurzarbeit wurde in geringem Umfang angemeldet. Aktuell gebe es Überlegungen, ins „normale“ Zeitmodell zurückzukehren. „Dies selbstverständlich mit hohen Sicherheitsvorkehrungen.“

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