Weil am Rhein „Fotografie kann nie real sein“

Weiler Zeitung

Interview: Rolf Frei über seinen neuen Bildband „Lugundtrug“ und sein 50-jähriges Berufsleben als Fotograf

Von Siegfried Feuchter

Rolf Frei, einer der profiliertesten Fotografen in der Regio, gilt als ein Meister der fotografischen Inszenierungen. Nunmehr ist er seit 50 Jahren als selbstständiger Fotograf tätig. Zu seinem außergewöhnlichen Berufsjubiläum hat Rolf Frei einen neuen Bildband mit dem Titel „Lug und Trug“ und mit Erläuterungen seines Sohns Max Frei herausgebracht. Am Freitag, 28. April, wird er in der Stadtbibliothek vorgestellt.

Weil am Rhein. „In der Selbstverständlichkeit, in der wir annehmen, die reale Welt stimme überein mit dem, was die Kamera abbildet, liegt wohl die größte Täuschung“, sagt der kreative und ideenreiche Weiler, der in Haltingen sein Atelier hat. Unsere Zeitung unterhielt sich mit Rolf Frei über sein Buch und sein Leben als Fotograf.

Fotografie ist eine Magie, sie kann deshalb nie real sein. Sie entsteht nicht durch das Objektiv des Apparats, sondern aus der Reflexion der Realität durch den Blick des Fotografen. Der Fotoapparat sieht doch nur das, was man ihm zeigt. Und jeder Betrachter sieht ein Bild mit anderen Augen.

Bilder haben früher mehr die Welt verändert, heutzutage glaubt man viel weniger an die Macht des Bildes. Die Macht ist zwar noch vorhanden, aber der Glaube an die Realität ist heute am Bröckeln. Heute werden teilweise besondere Motive vom Fotografen auch nachgestellt.

Überhaupt nicht, vielmehr soll es ein Beitrag zur Aufklärung sein. Ich will mit meinem Buch deutlich machen, dass es wohl die größte Täuschung ist anzunehmen, die reale Welt stimme überein mit dem, was die Kamera abbildet. Wir erliegen doch täglich trügerischen Bildern. Deshalb will ich nicht Lug und Trug aufdecken, sondern einen Beitrag leisten, sich intensiver Bilder zu betrachten, sich mit ihnen zu beschäftigen und sie nicht nur oberflächlich anzuschauen. Es gibt immer mehrere Möglichkeiten, Bild und Text zu interpretieren. Früher wurden Bilder im Labor verfälscht, heute am Computer. Die Werbewelt ist doch voller Manipulationen, wenn man nur an die faltenfreien Gesichter denkt.

Nein, ich will das nur zum Thema machen, dass die Mehrzahl der Fotos, die wir sehen, in irgendeiner Form manipuliert sind und die Menschen gerade dabei sind, sich in virtuellen Welten zu verlieren. Bildmanipulationen sind aber auch die Inspiration für alle schöpferischen Prozesse.

Fast jedes Bild ist irgendwie manipuliert, das fängt vom Blickwinkel und der Perspektive des Fotografen an und hört beim Bildausschnitt auf. Außerdem: Ein Fotoapparat sieht mehr als das menschliche Auge, wenn man beispielsweise an die 360-GradFotografie denkt.

Durch meinen Vater. Er war ein engagierter Fotograf mit einer eigenen Dunkelkammer. Meine Eltern waren mit vielen Künstlern befreundet und haben mich schon in jungen Jahren in Museen mitgenommen. Nach einer Fotografenlehre bei Foto Hügin in Lörrach studierte ich an der Fachhochschule Köln Fotografie.

Noch nicht sofort. Meine nächsten Stationen waren Tätigkeiten für die damalige National-Zeitung in Basel, zudem war ich Studioleiter. Beim europäischen Berufsverband gewann ich mit einer Fotoreportage über Polen, wo ich damals hinter den eisernen Vorhang schauen konnte, ein Stipendium und durfte für ein Jahr nach London. 1967 machte ich mich dann auf dem Schetty-Areal in Friedlingen selbstständig.

Ich war als Werbefotograf tätig, bin dann an die Riedlistraße in den ersten Bau, den das Basler Architekturbüro Herzog & de Meuron im Ausland gebaut hat, umgezogen. 16 Mitarbeiter hatte ich beschäftigt. 1990 sagte ich mir: Frei ist frei und habe die Firma aufgegeben. Mitarbeiter haben sie und die Kunden übernommen, heute ist in dem Gebäude die Raumfabrik beheimatet. Ich zog mich als Einzelkämpfer zurück und wollte wieder verstärkt selbst fotografieren und künstlerisch tätig sein. 2005 baute ich neben meinem Elternhaus in Haltingen ein Atelier. 20 Bildbände, zahlreiche Kalender und Projekte habe ich gemacht, außerdem viele Fotoreisen in Europa, nach Russland und Afrika unternommen. Außerdem war ich fast neun Jahre an der Fachhochschule Konstanz als Dozent tätig.

Es ist der schönste Beruf, den ich mir vorstellen kann. Kein Tag ist wie der andere, immer gibt es Überraschungen und viele Begegnungen mit Menschen. Dieser Beruf ist eine ständige Herausforderung.

Neugierde, Kreativität, Engagement, Beharrlichkeit, Kommunikationsfähigkeit und Interesse an Menschen und Natur.

Es gab viele, doch zu den herausragendsten zählten für mich die Reisen in Hansestädte wie Hamburg, Riga, Bergen oder Welikij Nowgorod, in denen ich Fotos für Firmenkalender machen musste. Aber auch die Buchprojekte über die Stadt Weil am Rhein und das Markgräflerland sind mir in bester Erinnerung.

Oh je, ich habe sie nie gezählt. Ganz bestimmt sind es zig-Zehntausende. Es kann passieren, dass ich allein von einer Fotoreise tausende Bilder mache. Nur die besten und wichtigsten kommen dann ins Archiv, um den Überblick zu behalten.

Nein, oft sind es diejenigen, die ich zuletzt gemacht habe.

Bei Fotografen und Künstlern gibt es kein Rentenalter. So lange es mir Spaß macht und ich gesund bin, mache ich weiter.

n  Der Bildband „LUGUNDTRUG“ ist ab dem 29. April im Buchhandel erhältlich. Er hat 120 Seiten mit 93 ganzseitigen Abbildungen. Creavis-Verlag ISBN Nr. 978-3-00-055708-8

Seit 50 Jahren widmet sich Rolf Frei (74) aus Weil am Rhein der Fotografie und den audiovisuellen Medien. Nach einigen Bildbänden über die Dreiländereck-Region und zu besonderen fotografischen Themen ist sein neuer Bildband „Lug und Trug“ zum Berufsjubiläum sein wohl persönlichstes Buch.

Das Buch gibt nicht nur Einblick in sein vielfältiges Schaffen, sondern auch in sein Denken. Facettenreich ist das künstlerische Wirken von Rolf Frei, der auch die Fotografische Gesellschaft Dreiländereck ins Leben gerufen hat. Vor einem Jahr eröffnete er außerdem zusammen mit seiner Frau Christine die Galerie „Underground – Frei Raum für Kunst“ in Haltingen.

Bilder lügen nicht. Gilt diese These heute noch? Bilden Fotos die Realität ab?

Wie steht es um die Macht der Bilder? Fotos mit besonderer Bildwirkung bleiben bekanntlich im Gedächtnis haften.

Ist Ihr Buch „Lug und Trug – Wahrheit und Täuschung“ im Zeitalter der Digitalfotografie und der Manipulationsmöglichkeiten bei der Bildbearbeitung als eine Anklage des Umgangs mit Fotos zu verstehen?

Was Sie anprangern?

Haben Sie auch schon Bilder manipuliert?

50 Jahre sind Sie als Fotograf aktiv und haben sich mit Ihrem kreativen Wirken einen Namen gemacht. Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?

Und danach machten Sie sich selbstständig?

Mit welcher Fachrichtung?

Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf?

Was zeichnet einen guten Fotografen aus?

Welches war Ihr interessantester Auftrag in den 50 Jahren?

Wie viele Fotos haben Sie im Laufe Ihres Berufslebens gemacht?

Gibt es ein Lieblingsfoto?

Sie sind 74 Jahre alt, aber immer noch voller Vitalität, Ideen und Schaffenskraft. Kommt nach so vielen Berufsjahren auch mal der Gedanke ans Aufhören auf?

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