Weil am Rhein Freude und Kritik auf den Partys

Marco Fraune
Nach der Ausgabe der Wahlunterlagen haben die Wähler vor allem für die Grünen und die Freien Wähler gestimmt. Foto: Marco Fraune

Gemeinderatswahl: Parteien blicken bei Treffen unterschiedlich auf Urnengang. Fraktionsvorsitz ist Thema.

Weil am Rhein - Von bestens gelaunt bis zu nicht begeistert reichte die Stimmungslage bei den Wahlpartys der Parteien. Gesprochen wurde auch darüber, wer den Fraktionsvorsitz übernehmen soll.

Unsere Zeitung hat sich bei den Parteispitzenvertretern am Tag danach umgehört:

Grüne feiern

Bei den Grünen herrschte beste Laune. 30 Mitstreiter feierten bis kurz vor Mitternacht bei Grünen-Chef Thomas Bayer. „Es wurde nicht auf den Tischen getanzt, doch wir waren sehr froh, dass wir nun sieben grüne Gemeinderäte haben.“ Nicht im Traum hätte man damit rechnen können, drei Sitze mehr zu erreichen, so Bayer. Nur Markus Dembowski war etwas enttäuscht, da ihm 16 Stimmen gefehlt hatten, um in den Haltinger Ortschaftsrat zu kommen.

„Wir haben am Abend aber noch nicht das Fell des Bären verteilt“, unterstreicht Bayer. So würden sich alle sieben Gemeinderäte überlegen, wer welche Schwerpunkte beackern und in welchen Ausschuss will. Dass Fraktionschef Martin Fischer sein Amt behalten darf, ist auch nicht ausgemachte Sache. „Es gibt keinen Freifahrtschein, dass es so bleiben muss. Wir diskutieren das aus.“ Alle Karten würden für alle Bereiche auf den Tisch gelegt. Bayer: „Es ist nichts vergeben.“

Freie Wähler glücklich

„Sehr gute Stimmung“ herrschte in der „Ott’s Leopoldshöhe“, wo Parteichef Eugen Katzenstein mit den Freien Wählern feierte. Mit fast 38 Prozent habe die UFW in Haltingen sogar noch etwas zugelegt. Seinen Dank richtete Katzenstein am Abend noch an Gerhard Geith, der sich um die Drucke gekümmert hatte, sowie an den ausgeschiedenen Fraktionschef Dieter Müller. Wer dessen Führungsfunktion übernimmt, steht noch nicht fest. Katzenstein: „Wir müssen intern die Aufgaben neu verteilen und überlegen, wie es weitergeht.“ Vor allem der Faktor Zeit sei wichtig.

Erst einmal seien alle sehr zufrieden gewesen, wobei die neue Gemeinderätin Susanne Engler überrascht von ihren auf Anhieb erreichten 4304 Stimmen war – ebenso wie Birgit Hinze-Rauchfuss von ihren 3433 Stimmen. Letztere hatte als neue Rätin sogar ihren Vater zur Feier mitgebracht, Erich Hinze, der frühere CDU-Stadtrat.

CDU verstimmt

Auf die Bundes-CDU gar nicht gut zu sprechen waren Weiler Mitglieder am Montagabend bei ihrer Wahlparty, zu der in Ermangelung einer eigenen Wahlparty auch FDP/Freie Bürger-Fraktionschef Thomas Harms ging. Für Katerstimmung sorgten gestern Morgen nicht etwa im Hotel Fritz leergetrunkene Sektflaschen, sondern die Wahlergebnisse. „Ich habe nicht damit gerechnt, dass wir einen Sitz verlieren. Das ist schon enttäuschend“, erklärte CDU-Stadtverbandschef Günter Dussmann. Auf der Party habe eine Stimmung geherrscht, dass jeder zu erfahren versuchte, woran es gescheitert ist. Mit 1637 Stimmen landete er CDU-Listen-intern auch nur auf Rang 11 und ist damit weit entfernt von einem Gemeinderatssitz.

„Wir haben die ganz jungen Wähler und ihre Themen nicht erreicht“, konstatiert Dußmann, wobei er die christdemokratische Bundespolitik in die Schusslinie nimmt. Themen wie Klimawandel und demografische Entwicklung würden zu wenig aufgegriffen. „Wenn wir nicht aufpassen, werden wir zerrieben wie die SPD, nur zwischen Grünen und AfD, schwant Dußmann Böses. „Dieses Ergebnis ist nicht die Schuld des Stadtverbands und der Kandidaten.“ Auf Bundesebene müsse sich etwas ändern. Von der Arbeit des Fraktionsvorsitzenden Claus Weibezahl sei er überzeugt. „Wir als Team funktionieren hervorragend.“

SPD „nicht bester Laune“

Die Weiler Sozialdemokraten haben sich auf ihrer Wahlparty im katholischen Gemeindehaus in „nicht bester Laune“ befunden, schildert Ortsvereinsvorsitzende Brigitte Pantze. „Warum haben wir so abgeschnitten?“, lautete dabei eine zentrale Frage. „Wir haben einen guten und engagierten Wahlkampf gemacht, aber die Große Koalition hat auch die Kommunalebene getroffen.“ Die Grünen profitierten hingegen vom Trend, steht für Pantze fest. „Wir nehmen das Ergebnis zur Kenntnis und werden die Arbeit engagiert fortsetzen.“

Dabei müsse der schon begonnene Generationenübergang fortgesetzt werden. Da noch keine Parteivorstands- und Fraktionssitzung stattgefunden habe, sei die Frage nach dem Fraktionsvorsitz noch nicht geklärt. Jüngster SPD-Gemeinderat ist Matthias Dirrigl, der hinter Johannes Foege die meisten Stimmen für die Sozialdemokraten holte.

Erst einmal auf Ortschaftsratsebene agiert Mona Stickelberger, die Tochter des früheren Landesjustizministers und Landtagsabgeordneten Rainer Stickelberger. Aus beruflichen Gründen gebe es noch Einschränkungen beim politischen Engagement. Für Pantze steht aber fest: „Sie könnte eine unserer Zukunftshoffnungen werden.“

Auch der SPD-Ortsverein will bald den Vorstand neu wählen. „Wir beabsichtigen, den Vorstand zu verjüngen.“ Zum Vorsitz wollte Pantze noch nichts sagen.

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