Weil am Rhein Für die Wende erwärmen

Weiler Zeitung
Foto: sba Foto: Weiler Zeitung

Klima: Stadt verfolgt Konzept der Energiekarawane weiter / Aufsuchende Beratung ist kostenfrei und unabhängig

Bürger sollen Besuch bekommen: Die Stadt plant, das Konzept der „Energiekarawane“ nach Weil zu holen und damit die energetische Modernisierung von Häusern voran zu treiben. Als Pilotgebiete sind Märkt und Ötlingen ausgeguckt.

Von Marco Fraune

Weil am Rhein. Die Kampagne orientiert sich an einem standardisierten und bewährten Ablauf. Als wichtigstes Kriterium gilt die aufsuchende Energieberatung, erklärte Energiekarawane-Projektleiter Brice Mertz vom gemeinnützigen Verein „fesa“ aus Freiburg am Montagabend im Bau- und Umweltausschuss. Berater ziehen dabei von Haus zu Haus, von Quartier zu Quartier und von Kommune zu Kommune, um Bürger für größere und kleinere energetische Maßnahmen zu motivieren.

Kostenfreie Initialberatung

Zentral für den Erfolg sei außerdem, dass es sich um eine kostenfreie Initialberatung direkt am Objekt durch neutrale und qualifizierte Energieberater handelt, die auf einer speziellen Liste aufgeführt und von der Stadt ausgewählt werden. Es ist zudem eine kommunale Aktion, die Stadtspitze steht also dahinter und das Vorgehen wird durch persönliche Anschreiben angekündigt. Dabei wird ein Quartiersansatz gewählt, womit je Aktion zirka 400 Haushalte im Fokus sind. Für Weil wird überlegt, ob Märkt ausreicht oder noch Ötlingen direkt hinzugenommen wird, schilderte Erster Bürgermeister Christoph Huber den frühen Planungsstand.

Politik steht hinter Konzept

Die Überlegungen können nach dem einstimmigen Beschluss des Ausschusses nun konkretere Formen annehmen. Mit einem mittleren fünfstelligen Betrag wird gerechnet. Stimmt der Gemeinderat im September für die dann konkretisierten Pläne, könne die Karawane im nächsten Jahr starten.

Vom Konzept der Energiekarawane überzeugt zeigte sich die Weiler Politik. „Über die Kommunen kriegt man die Seriosität rein“, erklärte Axel Schiffmann (UFW). SPD-Fraktionschef Johannes Foege befand es als „richtigen Schritt zum richten Zeitpunkt“ und „gute Geschichte“.

Großes Potenzial

Das energetische Reduktionspotenzial sieht Projektleiter Mertz als enorm an. Die Zielgruppe, also die Besitzer von Immobilien der Baujahre bis zur zweiten Wärmeschutzverordnung (im Jahr 1984), würden wahrscheinlich fast 90 Prozent ausmachen. Der Experte beruft sich hier auf Erfahrungen mit dem Konzept. So hat die Energiekarawane ihren Ursprung in der Metropolregion Rhein-Neckar. Mittlerweile gab es 85 Energiekarawanen in 64 Kommunen mit unterschiedlicher Bevölkerungszahl. „Das vielfach bewährte Konzept ist für Kommunen jeder Größe problemlos anwendbar“, warb der Projektleiter.

Faktoren für den Erfolg

Als Erfolgsfaktoren listete er auf, dass der Bürgermeister hinter der Aktion stehen soll, es engagierte Betreuung vor Ort gibt, ein geeigneter Zeitpunkt, also nicht in den Ferien, gewählt wird, Öffentlichkeitsarbeit stattfindet, eine Auftaktveranstaltung als Forum für Bürger und Energieberater geboten wird und auch Kommunikationsschulungen für die Energieberaterteams erfolgen.

Maßnahmen ausgelöst

Aus den Auswertungen der Aktionen geht laut Mertz hervor, dass die Energiekarawane ihren Aufklärungsanspruch erfüllt und die Energieberatung begrüßt wird, womit der kommunale Ansatz bestätigt werde. Außerdem führe die Beratung auch zur Umsetzung von energetischen (Sanierungs-)Maßnahmen. Im Jahr 2013 seien durch 2217 Energieberatungen 1357 zusätzliche Sanierung im Gesamtgebäudebestand der Metropolregion Rhein-Neckar angestoßen worden. In Gundelfingen, Singen, Murg, und Bad Krozingen haben sich die Kommunen zuletzt für die Karawanen entschieden. Seit März 2017 ist der gemeinnütze Verein „fesa“ Projektträger der Energiekarawane.

Zahlen als Bestätigung

Für den Projektleiter steht fest, dass speziell im Wärmebereich gehandelt werden muss. 82 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs (Wärme und Strom) entfalle auf Immobilien in Privatbesitz. Davon würden wiederum 87 Prozent für Wärme benötigt. „Wir brauche eine Wärme-Energiewende.“ Dafür sei die Energiekarawane ein probates Mittel. Dass die Karawane beim Bürger Gehör findet, unterlegte Mertz mit aktuellen Zahlen aus Gundelfinden, wo 948 Eigentümer als Zielgruppe ausgemacht waren und 265 Beratungen erreicht werden konnten.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading