Konzentrierte Beobachtungsgabe erfordern auch die von ihm gezeigten Bilder in Mischtechnik. Flechten, die Warkentin bei einer Wanderung auf dem Belchen entdeckte, inspirierten ihn zu Kohle- und Kreide-Zeichnungen auf verdünnter Acrylfarbe, was den Arbeiten einen zauberhaften Schimmer verleiht. Zeichnerische Akribie erforderte der gezeichnete Zeitungsstapel, Zeugnis von Vergangenem.
Eine sichere Hand und viel Geduld erfordern auch die sehr speziellen Seide-Arbeiten von Rainer Grünzner. Der Lörracher hat vor fast 40 Jahren diese sehr spezielle Technik entwickelt. Fäden, zwischen zwei und vier Millimetern Stärke, werden einzeln gedreht und aufgeklebt. Bei Kreisformen von innen beginnend, bei quadratischen von außen, setzt Grüzner Faden neben Faden, so akkurat, dass es wie maschinengefertigt wirkt. 70 Umdrehungen benötigt allein ein kleines Viereck, Korrekturen sind zwar möglich, aber höchst aufwendig. Mindestens drei Monate sitzt Grünzner an einem Bild. Der Effekt der dicht aneinandergereihten Seidenfäden, die unterschiedlich hell und dunkel schimmern, ist verblüffend. Je nach Position des Betrachters, wirken die Arbeiten anders, schälen sich Kopfkonturen oder Muster unterschiedlich heraus. Diese Vorgehensweise und Materialbeschaffenheit ermöglichen es Grünzner sogar, einfarbige Bilder zu kreieren. Auf Bewunderung stießen Grünzners Werke sogar im traditionell seideverliebten China. Laut Aussagen des Künstlers, ist es noch keinem gelungen, die Technik nachzuahmen.
Seine Motive findet Grünzner bei den Surrealisten, sie sind angereichert mit symbolischen Motiven, religiösen Anspielungen, Körper werden angedeutet, man sieht geometrische Formen oder spiegelbildlich ausgearbeitete Kreise – vieldeutig und geheimnisvoll. Entscheidend für die farbintensiven Werke ist der Einfall des Lichts. Im lichttechnisch nicht bestens ausgestatteten Ausstellungsraum, hat Grünzner daher eigens konstruierte Lichtquellen dazugesetzt.