Wenig erfolgreich, ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis auf den Kandidatenlisten hinzubekommen, war auch die CDU. 17 Kandidaten und nur neun Kandidatinnen sind auf der Liste für die Gemeinderatswahl aufgeführt, Frauenanteil: 35 Prozent. „Es ist Luft nach oben“, weiß CDU-Chef Günter Dußmann. „Ich habe aber kein Rezept.“ Viele Gründe gebe es für diese Geschlechter-Missverhältnis. Der Hauptgrund sei wohl, dass die Frauen es richtig machen wollen, doch zu sehr in Beruf und Familie eingespannt seien. Erziehung und Haushalt lasteten oft auf den Schultern der Frauen. „Wir Männer müssen mehr unterstützen.“ So sei der Gemeinderat mehr Arbeit als man annehme.
Der CDU-Chef wünscht sich im Gremium mehr Frauen. Denn: „Sie haben andere Sichtweisen. Deshalb ist es immer gut, einen Positionswechsel zu haben. Der Mix von Frauen und Männern ist wichtig.“ Für die Zukunft müsse man sehen, welche Perspektiven den Kandidatinnen aufgezeigt werden könnten, also Betätigungsfelder.
SPD
Für den SPD-Fraktionschef Johannes Foege steht fest: „Die Parteien tun sich nicht schwer für eine Frauenquote zu sorgen, sondern die Kandidatinnen tun sich schwer.“ Es gebe zu wenige Frauen, die sich kommunalpolitisch engagieren. Das Reißverschlussverfahren, nach dem auf eine Frau ein Mann folgt und so eine ausgeglichenes Geschlechterverhältnis hergestellt wird, hält Foege für ein Thema von gestern, da es seinerzeit einen Kampf und die Besetzung in den Parteien gegeben habe. „Wir haben gesucht, doch die Frauen stellen sich nicht zur Verfügung.“
Während in der Flüchtlingshilfe sich in stärkerem Maße Frauen engagieren, sei dies im Gemeinderat nicht der Fall. „Die Frauen wollen schnell Ergebnisse sehen. Die Gemeinderatsarbeit ist aber eher ein Marathon und eine Langstrecken-Bearbeitung von Themen.“ Zudem würden Frauen eher ergebnisbezogen arbeiten, spekuliert Foege. Eventuell sei bei Frauen wohl auch die Frustrationsgrenze nicht so hoch.
Im Gegensatz zu den anderen Parteivertretern sieht der SPD-Fraktionschef die Mehrbelastung der Frauen nur bedingt als Erklärung für den geringen Frauenanteil auf der Gemeinderatsliste an, wobei die SPD zumindest bei knapp 40 Prozent liegt. „Das ist kein genereller Grund“, verweist er auf 35 bis 40 Prozent Single-Haushalte. Auch in der Zukunft spielt für Foege der Anteil von Kandidatinnen eine untergeordnete Rolle. „Ich bin nie für einen Quotenmann oder eine Quotenfrau gewesen.“ Vielmehr sei es Ziel, die repräsentative Demokratie zu erhalten.
Grüne
Mit elf Kandidatinnen und 15 Kandidaten erreichen die Grünen zwar eine 42-Prozent-Frauenquote, doch kein ausgeglichenes Verhältnis, bedauert Grünen-Chef Thomas Bayer. Angesichts von Beruf, Familie und einer größeren Belastung durch den Haushalt und die Erziehung bleibe am Schluss für viele Frauen keine Zeit für die politische Arbeit. „In etwas jüngeren Jahrgängen ist das gesellschaftliche Umdenken weiter“, bemerkt Bayer.
Bei den Grünen sei der Vorteil während der Gewinnung von Kandidatinnen gewesen, dass Mandatsträgerinnen aus dem Gemeinderat junge Frauen leichter ansprechen konnten – von Frau zu Frau.
Viele Interessierte seien aber auf ihn zugekommen und wollten auf die Liste, schildert der Grünen-Chef. Im Parteistatut steht zudem, dass diese von einer Frau angeführt wird, für den Gemeinderat nun von der Haltingerin Ulrike Fröhlich. Das Ziel für die Zukunft ist aber ein 50-zu-50-Verhältnis, blickt Bayer voraus.