Weil am Rhein Gemeinsam planen und handeln

Jürgen Scharf
Diskutierten in der Galerie Stahlberger über Stadtentwicklung und grenzüberschreitenden Lebensraum (von links): Malerin Rosa Lachenmeier, OB Wolfgang Dietz, der Basler Stadtentwickler Lukas Ott und Künstler Patrick Luetzelschwab. Foto: Jürgen Scharf

OB Dietz und Basler Stadtentwickler Ott bewerten Entwicklung im Dreiländereck.

Weil am Rhein - Beim Themengespräch über den grenzüberschreitenden Lebensraum diskutierte am Sonntagnachmittag in der Galerie Stahlberger Oberbürgermeister Wolfgang Dietz mit dem Stadtentwickler von Basel-Stadt, Lukas Ott, über historische Gemeinsamkeiten, die geografische Sondersituation Basels und den heutigen Alltag im Dreiländereck.

Da war von „Liebesentzug“ der Eidgenossenschaft gegenüber dem prosperierenden Basel zu hören, von Ignoranz auf deutscher Seite, von eidgenössischen und Stuttgarter Befindlichkeiten, aber auch von guter nachbarschaftlicher Beziehung und grenzüberschreitender Zusammenarbeit auf (verkehrs-)politischer, wirtschaftlicher und kultureller Ebene

Der Schwerpunkt der Gesprächsrunde lag eindeutig auf Stadtentwicklung. Es wurde viel über zukunftsfähige Initiativen gesprochen, über städtische Infrastruktur im Wandel und nur am Rande das neue Rahmenabkommen der Schweiz mit der EU und das brisante Thema Personenfreizügigkeit gestreift.

Die fachkundige Diskussion, bei der die Stühle kaum ausreichten und der mit Tim Cuénod auch ein Basler Großrat und Präsident der Regiokommission folgte, fand im Rahmen der laufenden Ausstellung „Zwei Länder – gleiche Orte“ in den Galerieräumen statt. Schon diese Kunstausstellung ist bezeichnend, sieht man doch hier viel Grenzüberschreitendes, den Hafen, den Wasserspeicher, die Bahnlinien, die Industrieareale, die sich mit den Jahren veränderten und um die es im Verlauf der Gespräche ging.

OB: Stärker gemeinsam auftreten

Für OB Dietz ist die grenzüberschreitende Arbeit „Tagesgeschäft“, Alltag. Seine Erfahrung ist, dass die Städte in solchen Grenzagglomerationen „stärker gemeinsam auftreten müssen“, sei es in Bern oder Berlin. Man müsse aktiver für die Sondersituation vor Ort werben. Oft würde ja gesagt, Weil sei ein Vorort von Basel – da hat Dietz überhaupt nichts dagegen, wenn er aus der Vogelperspektive der drei Länder auch keine Grenze sieht. Einig waren sich Dietz und Ott darin, dass man von den offenen Grenzen profitiere, schließlich sei, so Dietz, „unser Oberzentrum Basel und nicht Konstanz“.

„3Land“-Projekt von großer Bedeutung

Ott plädierte für eine gemeinsame Stadtentwicklung und warf das absolut wegweisende Projekt „3Land“ in die Diskussion ein, das eines der „Prunkstücke“ bei der Internationalen Bauausstellung 2020 werden soll. Hier könne man die Zukunft einer Grenzregion erfahren, das vermeintliche Handicap „Grenze“ umkehren und eine besondere Chance daraus machen.

Auch Dietz ging auf das gemeinschaftliche Thema „3Land“ ein, erläuterte das Planen an Wasserlinien, die Bedürfnislage des Wohnungsbaus am Wasser, und betonte, dass von Weiler Seite aus am Hafenareal eine Parkanlage entstehen soll, während auf französischer Seite Wohnbebauung angedacht ist. Dass man in einer guten Stunde so viel über verschiedenste Themen, die den Kommunalpolitikern unter den Nägeln brennen, erfahren kann, war erstaunlich.

Aus Weiler Sicht und Basler Perspektive

Dabei war doch klar unterscheidbar, dass Ott mehr aus Basler Perspektive sprach, wenn er auch stets die trinationale Zusammenarbeit im Blick hatte, und OB Dietz aus Weiler Sicht das Leben und Zusammenleben in der Grenzregion in den Blickpunkt rückte. Im Gegensatz zu anderen deutschen Regionen, bilanzierte Dietz, ginge es dieser Grenzregion gut.

Aus Basler Sicht hat man erfolgreiche Jahre hinter sich und stellt seit zehn Jahren eine Vorwärtsbewegung fest. Die Kernstadt, so Ott, sei attraktiver geworden, mehr Zuzug erfolgt, die Zahl der Arbeitsplätze und Grenzgänger hätten zugenommen. Allein in Basel-Stadt seien jeden Tag 35 000 Grenzgänger zum Arbeitsplatz unterwegs. So gesehen müsste man auch die grenzüberschreitenden Tram-Initiativen nicht aus dem Moment heraus, sondern langfristig sehen.

Künstler wollen Weil „würdevoll vertreten“

Johannes Foege, Districtsrat im Trinationalen Eurodistrict Basel, machte den „Türöffner“ bei der Diskussion hin zur Kultur und fragte, wie man von kommunaler Seite die kulturelle Zusammenarbeit verstärken könnte. Foege ließ auch die Kesselhaus-Ateliers und das Netzwerk der Museen nicht unerwähnt. Architekt Fritz Wilhelm schaltete sich ins Gespräch ein, lobte Galeristin Ria Stahlberger und hob die „Kraft des Lokales“ hervor.

Zum Schluss brachten sich die beiden Künstler mit Wortmeldungen ein. Rosa Lachenmeier erwähnte die „Regionale“ und den Museumspass, da werde sehr viel gemacht, und Patrick Luetzelschwab erinnerte sich an persönliche Kindheitserinnerungen, wie er im Glashaus gespielt und die Veränderungen erlebt hat.

Galeristin Ria Stahlberger wies darauf hin, dass sie Lachenmeier und Luetzelschwab an die „Art Karlsruhe“ im Februar mitnehmen und die Stadt Weil und Basel „würdevoll vertreten“ will.

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