Weil am Rhein Gemeinsam Zukunft gestalten

Saskia Scherer

Engagement: Andrea Wikmann berichtet, was es im kenianischen Dorf Msumarini Neues gibt

Weil am Rhein - Seit mehr als 20 Jahren engagiert sich Andrea Wikmann in Msumarini, einem Dorf in Kenia, und leistet Hilfe zur Selbsthilfe. Nachdem es 2018 nach der Schließung der Dorfschule ein „tiefes Tal“ zu durchschreiten galt, geht es mittlerweile wieder aufwärts: „2019 war ein gutes Jahr“, freut sich die Weilerin.

Das ehemalige Schulgebäude wird nun als Umweltcenter mit dem Namen „Moyo Wangu Environment-Center“ genutzt. Den Menschen soll ein sorgsamer Umgang mit der Umwelt und den vorhandenen Ressourcen vermittelt werden. Müll vermeiden, Wasser einfach desinfizieren, die Hygiene und die eigenen Lebensumstände verbessern – das und mehr ist dort Thema.

Für das Umwelt-Projekt wurde auch der Erlös des Benefizkonzerts verwendet, das im vergangenen März im Alten Rathaus stattfand. „Es war sehr erfolgreich“, blickt Andrea Wikmann zurück. Fast 4000 Euro kamen zusammen.

Mit der Kraft der Sonne

Die Solarkocher werden besser angenommen als noch vor ein paar Jahren, freut sich Andrea Wikmann. Sie werden im Dorf selbst gefertigt: „Das ist ein Multiplikator, es kommen auch Aufträge herein“, ergänzt Ehemann Armin Wikmann. Mit den Solarkochern wird gekocht und gebacken – nur mit Hilfe von Sonnenenergie. So werden Ressourcen gespart und es entstehen keine Emissionen.

Die Geräte werden auch Thema bei Besuchen in Schulen sein, die ab diesem Monat anstehen. „Es geht darum, die Kinder sehr früh abzuholen“, erklärt Andrea Wikmann. Und sie laden auch Schüler und Lehrer nach Msumarini ein, um sich vor Ort zu informieren und zu lernen, dafür wurde eigens eine neue Unterkunft geschaffen.

Auch Solarlampen, Solarbatterien und Solar-Ladegeräte sowie Powerbanks werden seit kurzem im Solarshop angeboten. „Strom ist sehr teuer in Kenia“, erzählt Andrea Wikmann. Auch mobiler Solarstrom ist im Laden erhältlich – dafür wird die Sonnenenergie über Solarpanels gespeichert und in mobilen Batteriestationen gegen ein geringes Entgelt an die Dorfbewohner abgegeben.

Im Lehrgarten lernen die Menschen, wie es mit Holzkisten und Säcken auf kleinstem Raum möglich ist, Gemüse anzubauen. Organischer Abfall kann durch Anlegen eines Komposters wieder verwendet werden. „Wir sprechen Familien an und wollen zeigen, dass man sich auch mit wenig Platz versorgen kann“, erklärt Andrea Wikmann.

Neu eingerichtet wurde auch ein Fisch-Geschäft. Nachdem ein Fischhändler verstorben war, sprang Andrea Wikmann in die Bresche: „Wir nehmen den Fischern seines Clans Ware ab, wenn sie etwas übrig haben, und diese kommt im Laden in die Tiefkühltruhe.“ Damit versorgen sich die Dorfbewohner nicht nur selbst: „Frauen braten den Fisch zum Teil an und verkaufen ihn am Wegesrand weiter.“ Und für die Familie des Fischers sei das auch eine Absicherung.

Bei Engagementbörse dabei

Die Wikmanns werden mit ihrem Selbsthilfeprojekt bei der Engagementbörse in Weil am Rhein vor Ort sein, die am 25. März im Rahmen von „60Plus“ erstmals stattfindet. „Die Leute werden aktiver alt, sie haben Zeit und wollen etwas zurückgeben“, erklärt Armin Wikmann, weshalb sich die Börse als Plattform anbiete.

„Es gibt so viele Möglichkeiten – etwa, wenn jemand nähen kann oder sich mit alternativen Energien gut auskennt“, ergänzt Andrea Wikmann.

Nachhaltige Hilfe leisten

Das Ziel aller Projekte in Msumarini sei, dass sie nach einer Zeit eigenständig wirken können. „Alles, was durch Dritte finanziert werden muss, hat keine Zukunft, da ist man zu abhängig“, erklärt Andrea Wikmann. „Wir geben Starthilfe für etwas, was dann über Jahre Früchte tragen kann.“ Die meisten Projekte würden sich schon selbst tragen. „Wir versuchen, realistisch zu zeigen, dass es gilt, selbst anzupacken“, so Armin Wikmann.

Es gehe auch um nachhaltige Hilfe, nicht nur im Bereich der Bildung. „Die Verbesserung der Infrastruktur etwa schafft nicht nur Arbeitsplätze im Dorf, sondern auch Anreize und sorgt für Zuwachs in Msumarini“, berichtet die Weilerin. Der Ort an der Küste sei mittlerweile auch schon bekannt für seine Veranstaltungen. „Das wird manchmal falsch aufgefasst“, bedauert ihr Mann. „Die Menschen dort haben die gleichen Bedürfnisse und für sie ist es genauso wichtig, Freude zu haben und sich etwas leisten zu können.“ Und Andrea Wikmann meint: „Es geht um eine Zukunft, die man gemeinsam gestaltet.“

Moyo Wangu Kenya e.V.

IBAN: DE166 8351 8650 1078 0842 0

BIC: SOLADES1MGL

Vermerk: Spende/Unterstützung/Fördergelder für Projekt Msumarini

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