Weil am Rhein Gemeinsamer Standort – aber wo?

Saskia Scherer
Auch das Haltinger Feuerwehrhaus weist Mängel auf. Foto: Alisa Eßlinger

Feuerwehr: Haltinger Ortschaftsrat diskutiert über die Grundstücke / Neue Bewertung gewünscht

Ein klares Ja zur gemeinsamen Unterbringung der Feuerwehrabteilungen Haltingen, Ötlingen und Märkt in einem neuen Feuerwehrhaus Nord, aber nicht unbedingt am vorgeschlagenen Standort Sägischopf – zu diesem Schluss ist der Ortschaftsrat Haltingen am Donnerstagabend gekommen. Die Räte wünschen, dass die Feuerwehr die möglichen Grundstücke selbst bewertet und priorisiert.

Weil am Rhein-Haltingen. Erster Bürgermeister Christoph Huber erklärte eingangs noch einmal, wie die Beschlussvorlage zustande gekommen war und wie die Standortfrage ausgiebig bearbeitet wurde (wir berichteten). Für die insgesamt sechs möglichen Standorte wurde ein Bewertungskriterienkatalog aufgestellt, der Punkte wie Grundstücksverfügbarkeit, umsetzbare Größe, Erschließung und Erreichbarkeit beinhaltet. Eine Gruppe aus Mitgliedern der Verwaltung und Kommandant Frank Sommerhalter nahm einzeln in anonymisierter Form eine Bewertung vor. „Der Standort am Sägischopf ist aus feuerwehrtechnischer Sicht nicht der idealste, aber insgesamt“, sagte Huber. Das Ergebnis sei danach zurück an die Feuerwehr gegangen, die sich ebenfalls für diesen (Standort 3) ausgesprochen habe.

Kritik an Bewertung

Aber das genügte den Haltinger Ortschaftsräten nicht. Eugen Katzenstein (UFW) bemängelte, dass in der Gruppe aus den Reihen der Feuerwehr nur eine Person mitgearbeitetet hat. Er hätte sich eine weniger verwaltungslastige Bewertungsmatrix gewünscht. Es gehe darum, die feuerwehrtechnisch bessere Variante zu wählen. Huber erinnerte daran, dass die Feuerwehr den Vorschlag für den Standort 3 selbst eingebracht und nach der Bewertung in der Verwaltungsgruppe nochmal bestätigt hat.

Von der Fahrzeit her sei Standort 1 (an der B 3 gegenüber dem dm-Markt) klar zu favorisieren, meinte Katzenstein. Er erinnerte zudem daran, dass der Ortschaftsrat in seinen Strategieplan aufgenommen habe, die Bebauungsgrenzen nicht weiter nach außen zu verlegen. Ortsvorsteher Michael Gleßner wies darauf hin, dass dies bei Standort 1 auch der Fall wäre.

Katharina Hütter (UFW) zeigte sich „extrem irritiert“, dass alle Bewertungskriterien gleich gewichtet wurden. Es gehe darum, was am wichtigsten sei, wie die Erreichbarkeit. „Wir legen hier einen Standort fest für mindestens 50 Jahre.“ Bei der zentralen Feuerwache gebe es schließlich auch Probleme hinsichtlich der Erreichbarkeit von Friedlingen. „Das muss hier stimmen.“ Es gehe nicht, dass die Feuerwehr bei einem Alarm ewig auf der B 3 warten müsse.

Kommandant Sommerhalter erläuterte, dass aus feuerwehrtechnischer Sicht die Standorte 4 (landwirtschaftliche Fläche am Rumänenfriedhof) und 6 (Grundstücke im westlichen Bereich des Interkommunalen Gewerbegebiets) die meisten Punkte erhalten hätten. „Aber wir haben auch ein Augenmerk darauf gelegt, wo die meisten Kräfte wohnen und uns deshalb schnell dagegen entschieden.“ Die Erreichbarkeit der Standorte 1 und 3 unterscheide sich nur minimal. Ein Vorteil sei auch, dass man sich beim Standort 3 etwas weiter weg von der Wohnbebauung befinde.

„Äpfel und Birnen“

Thomas Bayer (Grüne) störte sich an den angegebenen Grundstücksgrößen – 90 000 Quadratmeter beim Standort 1 und 22 000 Quadratmeter beim Standort 3. „Bei Standort 3 ist von wenigen Eigentümern die Rede, bei Standort 1 von bis zu 100 – aber das Feuerwehrhaus wird doch nicht so groß, ich rechne dort ebenfalls mit weniger Eigentümern. Hier wurden Äpfel mit Birnen verglichen“, monierte er. Diesen Vorwurf wies Huber zurück: „Ja, wir haben große Perimeter gewählt, aber niemand sagt, dass diese ausgefüllt werden müssen.“ In der Matrix sei von 20 Eigentümern als obere Grenze die Rede, für 6700 Quadratmeter. „Der Vergleich ist fair.“

Auch Axel Schiffmann (UFW) fragte nach der Gewichtung für das Ziel und sah bei den Standorten 1 oder 3 noch einen Disput. Jan Bautz (SPD) sagte, er könne mit Standort 3 leben. „Der Vorsprung bei den Punkten ist ja recht groß.“ In beiden Fällen sei es schade, wenn im Außenbereich Fläche bebaut würde. „Aber der Bedarf ist da.“

Peter Reinacher (CDU) erkundigte sich, ob beim Standort 3 aufgrund seiner Nähe zur Festhalle auch berücksichtigt wurde, dass bei Veranstaltungen Zufahrten durch Gäste blockiert werden könnten. „Das ist lösbar, in Weil gibt es bei Veranstaltungen am LGS-Gelände die Auflage, dass Ordner an den Einfahrten zu stehen haben“, sagte Sommerhalter.

Die Erreichbarkeit sei ganz wichtig, betonte Susanne Engler (UFW). Ihr war auch wichtig, zu wissen, was die Abteilung Haltingen denkt. Alexander Breidenbach (Grüne) wunderte sich, warum nicht die Feuerwehr bei den Grundstücken eine Pro- und Contra-Bewertung vorgenommen habe und anschließend erst die Verwaltung. Gleßner erklärte noch, dass die verwaltungslastige Wertung auch daher rühre, dass Erfahrung einfließe und es wichtig sei, einen Weg zu gehen, wo eine Realisierung zeitnah umsetzbar ist.

Für Zweistandortlösung

Schließlich wurde der Antrag gestellt, die Diskussion zu vertagen. „Wir können in Zeiten von Corona ohnehin nicht über ein so großes Projekt von mehreren Millionen Euro entscheiden“, meinte Schiffmann. Mit der Durchführung eines VgV-Verfahrens in Höhe von 331 000 Euro falle aber der Startschuss. „Das macht nur Sinn, wenn wir weiter machen.“ Dies könne er nicht guten Gewissens befürworten.

Der Ortschaftsrat gab schließlich nur seine Zustimmung zur gemeinsamen Unterbringung der Abteilungen im Feuerwehrhaus Nord, strich aber die sechs weiteren Punkte des Beschlussvorschlags, darunter dass der Standort 3 weiterverfolgt wird, die Verwaltung mit einem Bauzeiten- und Kostenplan beauftragt wird und für den Grunderwerb Gespräche geführt werden sollen.

Stattdessen wurde die Beschlussvorlage um den Zusatz ergänzt, dass die Feuerwehr die Grundstücke bewertet, priorisiert und die Verwaltung anschließend die Umsetzbarkeit bewertet.

Ortschaftsrat Thomas Bayer (Grüne) warf in der Sitzung  ein, dass es egal sei, welcher Standort es werde, wenn aus Märkt niemand komme. Dort hatte ein Kamerad im Ortschaftsrat angekündigt, dass die ganze Abteilung zurücktreten werde (wir berichteten). Das konnte Kommandant Frank Sommerhalter ein Stück weit entzerren: Zwischen drei und sechs Wehrleute würden „Stimmung machen“. „Wir denken aber nicht, dass alle austreten.“ Es gebe auch Zusagen von Mitgliedern, die weiter in der Abteilung bleiben wollen – wie von Kommandant Uli Weber. „Wie viele es am Ende sein werden, wissen wir nicht.“ Es sei stets ein großer Verlust, wenn jemand aufhöre, kommentierte Axel Schiffmann (UFW). „Aber wir müssen auch sehen, wie wir strategisch in die Zukunft gehen.“

Sommerhalter informierte außerdem, dass sich die Märkter Abteilung für einen möglichen Standort am Rumänenfriedhof ausgesprochen habe. „Der Rest der Feuerwehr aber nicht – auch wegen der vorangegangenen Androhung des Austritts.“

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