Weil am Rhein Gemeinsames Naturerlebnis fehlt

Alisa Eßlinger

Corona: Truz blickt auf Corona-Jahr zurück: Kursausfälle, Organisationsaufwand und finanzielle Einbußen

Weil am Rhein - Kursausfälle und organisatorische Hürden prägten das vergangene Jahr im Trinationalen Umweltzentrum (Truz). Doch trotz der Einschränkungen blieb die Arbeit nicht aus. Die beiden Fachbereichsleiter Astrid Deek und Thomas Schwarze blicken auf ein Jahr Corona-Krise zurück.

„Die Begeisterung der Kinder fehlt“, sagt Thomas Schwarze, Leiter des Fachbereichs Umweltbildung. Zudem musste sich der Fachbereich zahlreichen Herausforderungen stellen. Der Lockdown führte zu einem drastischen Einbruch der Kursangebote. In normalen Zeiten gibt es zwischen 250 und 290 Kurse im Jahr. Im vergangenen Schuljahr konnten aber nur 85 stattfinden. Im Herbst waren es sogar nur 30.

Digital ist keine Option

Eine Enttäuschung erlebte der Fachbereich vor einer Woche: „Wir hatten gehofft, dass wir unsere Arbeit im Sommer wieder aufnehmen können. Es hatten sich auch schon fünf Schulklassen aus Deutschland angemeldet.“ Doch mit der Entscheidung des Kultusministeriums sind außerschulische Veranstaltungen erst wieder Ende Juli erlaubt.

In der Schweiz sind außerschulische Angebote noch erlaubt, dies hatte zur Folge, dass ein paar Kurse im Herbst stattfinden konnten. Jedoch haben auch die Schweizer Schulen Auflagen, sodass der Grenzübertritt durch Reisebeschränkungen nicht immer umsetzbar ist.

Die Kurse digital zu veranstalten, ist keine Option in der Umweltbildung. „Das Truz lebt davon, mit den Kindern raus in die Natur zu gehen“, erklärt der Fachbereichsleiter. Für die Honorar-Kursleiter bedeuten die Kursausfälle, dass sie keine Einnahmen haben. „Das beeinträchtigt nicht alle, da manche es als Hobby nebenbei machen. Aber die, die ihren Lebensunterhalt damit verdienen, hat es härter getroffen“, sagt Schwarze. Doch nur durch Honorarverträge sei eine Kursvielfalt möglich.

Aber auch für den Fachbereich Umweltbildung bedeutet es einen Verlust: Dieser ging mit einem Minus von 10 000 Euro aus dem vergangenen Schuljahr. „Der Kanton Basel hat zudem seine Beiträge gekürzt und die Fördermöglichkeiten sind eingebrochen. Zum Glück zahlen die Städte Weil am Rhein und Rheinfelden ihre Beiträge nach wie vor weiter. Wenn noch die öffentliche Förderung wegfallen würde, dann würden wir jetzt in einer heftigeren Situation dastehen“, hebt Schwarze hervor. Der Fachbereichsleiter geht davon aus, auch das Jahr 2021 mit einem Minus abzuschließen.

„Es ist sehr frustrierend und zermürbend. Jedes Mal, wenn wir eine Lösung gefunden haben, wie wir trotz Verordnungen einen Kurs ermöglichen können, wurden die Richtlinien wieder verschärft und wir mussten alles wieder über den Haufen werfen.“

Alternativ-Aufgaben

Aber den Kopf in den Sand gesteckt haben die Mitarbeiter der Umweltbildung nicht, sondern die Zeit anders genutzt: Auf dem Freilandlabor-Gelände sollen Schilder aufgestellt werden, die über die vielseitigen Lebensräume informieren. „Die Gestaltung und Erstellung dieser Schilder ist eine Arbeit zu der wir sonst nie kommen“, sagt Schwarze.

Auch die Broschüre „Grünerfaden“, in dem das Kursangebot aufgelistet ist, ist aufgearbeitet worden. Und auch wenn die Kurse derzeit noch nicht stattfinden, merkt Schwarze an: „Es würde uns sehr helfen, wenn sich bereits jetzt die Schulklassen rein pro forma anmelden würden.“

Zudem ist ein Newsletter mit aktuellen Infos für die Schulen geplant, der zwei- bis dreimal im Jahr verschickt werden soll.

Kein Schulbesuch erlaubt

Des Weiteren sind auch Kurse mit den Themen Insekten und Müll neu entstanden. Das Müll-Thema könnte sogar im Klassenzimmer direkt stattfinden, meint Schwarze. Doch dass ein Truz-Mitarbeiter in die Schule kommt, ist coronabedingt nicht erlaubt. „Die Lehrer dürfen zwar Ausflüge mit ihren Schülern in der Natur machen, aber es darf keine Person extra dazukommen. Das ist für uns nicht nachvollziehbar, da wir mit den Kindern draußen an der frischen Luft sind, der Abstand gewahrt werden kann und eine Maske getragen wird. Aber jetzt ist es eben so“, sagt Schwarze.

Arbeit vor Ort ermöglichen

Der Fachbereich Grenzüberschreitender Naturschutz ist in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Dies ist ein großes Plus in der Corona-Pandemie, wie Leiterin Astrid Deek meint. So erhält der Teilbereich Naturschutzdienst, der sich auch um die Landschaftspflege kümmert, weiterhin Aufträge und hat damit viel Arbeit.

Aber auch dieser bleibt nicht von den Pandemie-Herausforderungen verschont: „Unsere Landschaftspfleger können schlecht im Home Office arbeiten, darum stehen wir vor praktischen Herausforderungen, um die Arbeit vor Ort zu ermöglichen“, erklärt Deek. Schließlich arbeiten die drei Mitarbeiter nicht immer alleine und müssen auch im Team anpacken. Den Abstand einzuhalten, sei dabei manchmal nicht ganz einfach.

Die Kartierungen des Teilbereichs „Gutachten und Planung“ laufen laut Deek mittlerweile gut an. Die grenzüberschreitende Arbeit findet vor allem per Videokonferenz statt. Nur wenn es notwendig ist, gehen die Mitarbeiter auch über die Grenze. „Die Projektplanung für den grenzüberschreitenden Biotopverbund ist erschwert.“

Anspruch an Flexibilität

Aber auch die ökologische Baubegleitung muss vor Ort erfolgen. „Der Anspruch auf Flexibilität ist groß geworden. Und wir müssen uns darauf auch bei unseren Auftraggebern und Projektpartnern verlassen.“

Probleme gibt es vor allem bei der Organisation der Mitarbeiter. „Wir wollen unsere Aufträge erfüllen, jedoch ist die Planung durch Home Office und Homeschooling schwieriger geworden.“

Viele der Mitarbeiter haben Kinder, die betreut werden müssen. Daher wird versucht, eine Balance zwischen Home Office und Bürozeiten zu finden. So ist auch die Wochenend-Arbeit zum Standard geworden. „Das ist bei uns nicht die Regel, aber wir müssen uns jetzt arrangieren und Leistungen bringen. Wir sind froh über jeden Tag, an dem uns das gelingt.“

Keine Öffentlichkeitsarbeit

Ein wichtiger Pfeiler des Naturschutzes ist auch die Öffentlichkeitsarbeit, bei der Exkursionen und Mitmach-Aktionen veranstaltet werden. „Das liegt jetzt alles auf Eis.“ Der Fachbereich hatte zwar einen digitalen Vortrag zu Fledermäusen angeboten, doch für weitere fehle die Kapazität, so Deek. „Unsere Mitarbeiter haben schon genug mit den einzelnen Projekten zu tun.“ Doch das sei nur ein Zwischenzustand, denn schließlich fehle so auch der Rückhalt der Bevölkerung und die daraus entstehende Motivation.

Doch trotz aller Erschwernissen blickt Deek nach vorne und freut sich über den Zugewinn der Natur bei den Menschen. „Das ist etwas Schönes – aber nur wenn die Menschen auf den Wegen bleiben“, fügt sie augenzwinkernd hinzu.

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