Vermessung: Auf Weiler Rathausplatz: Mit dem Smartphone Koordinaten überprüfen
Breite N 47°35,59’, Länge E 7°36,68: Navigationsgeräte-Nutzer und Besitzer von Smartphones mit entsprechender App können seit gestern einen Abgleich ihrer Koordinaten mit den exakten Werten vornehmen. Weil am Rhein hat als erste Kommune im Landkreis Lörrach einen Kontrollpunkt.
Von Marco Fraune
Weil am Rhein. Landrätin Marion Dammann und Oberbürgermeister Wolfgang Dietz griffen am Mittag auf dem Weiler Rathausplatz zum Akku-Schrauber, um das entsprechende Metallschild zu befestigen. Die mögliche Frage, ob so ein Punkt notwendig ist, stellte die Kreis-Chefin nicht nur selbst, sondern beantwortete sie sogleich. „Es ist eine wichtige Sache, dass wir hier die Möglichkeit haben, die Koordinaten feststellen zu können.“ Denn so könnten sich die Bürger gegebenenfalls mit dem Anbieter in Verbindung setzen und allzu große Abweichungen melden. „Ich wünsche mir, dass es gut angenommen wird“, setzt Oberbürgermeister Wolfgang Dietz außerdem auf die freie Zugänglichkeit des Punktes.
Dass sich dieser nun in Weil am Rhein und nicht in Zell im Wiesental am dortigen Bahnhof befindet, liegt an der Deutschen Bahn, wie Hans Trinler, Fachbereichsleiter Vermessung & Geoinformation, am Rande der kleinen Einweihungsfeier auf dem Rathausplatz erklärte. So habe das Staatsunternehmen knapp 4000 Euro für das Genehmigungsverfahren gefordert.
Die nun in der Grenzstadt mögliche Positionsbestimmung dient vor allem dazu, das Thema Vermessung mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken, geben Trinler und auch der Projektverantwortliche Rolf-Dieter Rausch offen zu. Denn: Mit dem Smartphone gibt es keine exakte Bestimmung des Ortes, sondern je nach Anbieter können sich drei bis 15 Meter Abweichung ergeben. Beim Geocaching kann es daher Probleme geben, im Wald den gesuchten Schatz zu finden.
Die beruflich mit der Vermessung befassten Fachkräfte orientieren sich mit ihren Spezialgeräten an Bremgarten bei Freiburg und Muttenz bei Basel. In beiden Orten gibt es Referenzstationen, die von den Experten je nach aktuellem Standort zusammengeführt und gewichtet werden, um dann die exakt bis in den Ein- bis Fünf-Zentimeterbereich zu gelangen. „Je nachdem, wie die Ionosphäre gestaltet ist, verändert sich die Signallaufzeit“, weiß Trinler um die Hintergründe.
Da in Mitteleuropa normalerweise auf vier bis sechs Satelliten zurückgegriffen werden kann, funktioniert die Positionsbestimmung mit dem Smartphone aber auch, jedoch mit größerer Ungenauigkeit. Die ersten drei Satelliten dienen der Lagegenauigkeit, der vierte misst die Atomuhr aus, dient also der Echtzeitmessung, erläuterte Vermessungstechniker Pascal Gersbacher vor der Einweihungsfeier den Schülern der Klasse 6a der Gemeinschaftsschule mit ihrem Lehrer Christoph Schultheiß.
Diese Schulstunde unter freiem Himmel diente zugleich dazu, junge Schüler schon jetzt für den Beruf zu begeistern, da es im Vermessungsbereich einen Fachkräftemangel gibt. Eingebunden war die Aktion in die Aktionswoche Geodäsie Baden-Württemberg, die unter dem Motto „Faszination Erde – Deine Zukunft“ steht. Daher unterstützten Dammann und Dietz die Werbeaktion, den Blick auf die Vermessung zu richten, die hochinteressante Berufe biete.
