Weil am Rhein Gläubige genießen Beisammensein

Saskia Scherer
Teelichter markieren die Sitzplätze und Desinfektionsmittel steht bereit: Ein Blick in die Altweiler Kirche. Foto: zVg

Corona: Bilanz der ersten Gottesdienste, die mit Auflagen wieder stattfinden dürfen / Keine Platzprobleme

Weil am Rhein  - In den evangelischen Kirchengemeinden in Weil am Rhein und den Stadtteilen haben am Wochenende wieder Gottesdienste stattgefunden. Wie diese von den Besuchern angenommen wurden und wie die Auflagen umgesetzt werden, zeigt eine Umfrage unserer Zeitung.

Drei Angebote gab es in der St. Georgskirche in Haltingen: eine Abendandacht am Freitag sowie je einen Gottesdienst am Samstagabend und am Sonntagmorgen. Insgesamt haben 30 Besucher beziehungsweise Haushaltseinheiten Platz, wie Pfarrerin Renate Krüger im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet. Regulär sind es 120 Plätze. Zu den drei Veranstaltungen seien im Gesamten rund 35 Personen gekommen. „Es gibt also noch Luft nach oben, aber die Ankündigung war auch recht kurzfristig.“

Um die Abstandsregeln einhalten zu können, wurden Kirchenbänke abgesperrt, außerdem befand sich an jedem Sitzplatz eine Markierung. Mund-Nasen-Masken wurden empfohlen. „Wir haben aber bemerkt, dass manchen schwindelig wird, wenn sie diese die ganze Zeit aufgesetzt lassen. Darum habe ich dann gesagt, dass sie auch abgesetzt werden können“, erklärt Krüger.

Als schwierig empfinde die Pfarrerin es, dass nicht gemeinsam gesungen werden darf. „Die Lieder ergänzen die Verkündigung im evangelischen Gottesdienst.“ Im Altarraum traten dafür Sänger mit Abstand auf und die Gemeinde wurde gebeten, innerlich mitzusingen. Die Menschen hätten sich sehr gefreut, dass wieder Gottesdienste stattfanden und sie sich in der Kirche sehen konnten, hat die Pfarrerin beobachtet. „Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist groß.“

Mit den drei Angeboten befinde man sich in einer Testphase, um zu sehen, wie die Gemeinde reagiert. Falls mehr Besucher kämen, könnte eventuell noch am Sonntagnachmittag ein Gottesdienst gefeiert werden.

Auch in Ötlingen sei der Gottesdienst „den Umständen entsprechend schön“ gewesen, erzählt Pfarrerin Bertina Müller, „wenn auch fremd und ungewohnt“. 20 bis 25 Personen beziehungsweise Einheiten dürfen kommen, was der Anzahl an Besuchern zu normalen Zeiten entspreche, so dass Müller keine Platzprobleme erwartete.

In der Ötlinger Kirche wurden ebenfalls Bänke abgesperrt und Plätze markiert. „Aber mit hübschen Bändern, nicht mit rot-weißem Flatterband“, lacht die Pfarrerin. Ein Ordnungsdienst achtete darauf, dass die Abstände eingehalten werden. Ein Cellist und eine Organistin umrahmten den Gottesdienst. „So wurden alle Stellen gefüllt, an denen normalerweise gesungen würde.“

„Eher Andachtscharakter“ hatte der Gottesdienst in der Altweiler Kirche, wie Pfarrer Michael Hoffmann beschreibt. „Es ging vor allem ums Hören.“ Durch das Verschieben von Bänken sind 38 Plätze geschaffen worden, gekommen seien zwischen zwölf und 15 Gläubige. „Viele hatten Bedenken, keinen Platz zu finden und haben deshalb verzichtet“, weiß Hoffmann. „Wenn wir Leute abweisen müssten, wäre das auch ein echtes Problem. Denn wir wollen niemanden ablehnen, müssen es aber, um die Vorgaben einzuhalten.“

Am Eingang der Altweiler Kirche stand Desinfektionsmittel bereit, die diensthabenden Ältesten kontrollierten die Abstandsregeln. Die Sitzplätze wurden mit Teelichtern markiert.

„Die Stimmung war gut, aber natürlich anders“, berichtet der Pfarrer. „Die Menschen waren froh, kommen zu können, aber der Gottesdienst war weitab von jeglicher Normalität.“ Die besondere Situation habe man sehr stark zu spüren bekommen. „Aber wir sind uns unserer Verantwortung bewusst. Wir wollen etwas anbieten, jedoch niemanden einer Gefahr aussetzen.“

Rund ein Dutzend Gläubige besuchten den Gottesdienst in der Friedenskirche in Friedlingen, berichtet Pfarrerin Dagmar Jetter. „Durch Bänke rücken und Absperrungen wurden 20 Plätze geschaffen – wenn mehr Ehepaare kommen, 23“, sagt sie. Auch dort wurde am Eingang kontrolliert und jeder wurde zu seinem Platz geleitet.

Die Stimmung sei dann „doch sehr gut“ gewesen. „Es war ein kleiner, vertrauter Kreis. Die Menschen waren froh, sich zu sehen und mal rauszukommen“, meint die Pfarrerin. Der Fokus habe auf dem festlichen Gottesdienst gelegen und nicht auf dem, was alles nicht geht. „Wir haben das mit Humor genommen.“ Auch musikalisch sei der Gottesdienst schön gewesen. „Ich hatte im Vorfeld große Sorge, aber es hat mir viel Freude bereitet, das war ein schöner Anfang.“

Nun müsse man sehen, wie es weiter geht, da der Aufwand nicht jede Woche betrieben werden könne. „Denn wir brauchen auch stets drei Ordner, die aber nicht der Risikogruppe angehören sollten.“

Für die katholische Kirchengemeinde wurde gestern Abend über ein Konzept diskutiert, sagt Pfarrer Gerd Möller. Der Erlass stelle für ihn und für die anderen leitenden Pfarrer und Pfarreibeauftragten im Dekanat eine große theologische Problematik dar (wir berichteten gestern auf der Regio-Seite). „Unsere drei Kirchen bieten normalerweise und in Klammern jetzt durch die Verordnung folgende Sitzplätze: Guter Hirte 650 (50), St. Peter und Paul 400 (60) und St. Maria 200 (24). Diese Zahlen alleine schon machen deutlich, dass wir hier keine einfache Entscheidung haben“, so Möller

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