Weil am Rhein Gute Qualität und stimmige Preise

Siegfried Feuchter
Max Hagin, Obstbaumeister aus Haltingen und Vorsitzender der Obstbauregion Süd sowie Vorsitzender des Kreisobst- und Gartenverbands, zieht eine insgesamt zufriedenstellende Bilanz der Obstsaison. Foto: Siegfried Feuchter

Max Hagin aus Haltingen, Obstbaumeister und engagierter Vorsitzender der Obstbauregion Süd sowie Vorsitzender des Kreisobstverbands, zieht im Gespräch mit unserer Zeitung ein positives Fazit der zu Ende gehenden Obstsaison.

„Die Preise stimmen in diesem Jahr. Die Betriebe brauchen diesen finanziellen Lichtblick nach zuvor schwierigen Jahren auch“, freut sich der 35-jährige Obstbaumeister vom gleichnamigen Haltinger Obst- und Kürbishof, dessen ehrenamtliches Engagement sich auch auf Landesebene erstreckt. Denn Hagin gehört dem Vorstand des Landesverbands Erwerbsobstbau (LVEO) an. 500 Hektar Obstanlagen gibt es im Landkreis, wobei die Anbauschwerpunkte zwischen Haltingen und Schliengen sowie auf dem Dinkelberg liegen.

Äpfel und Zwetschgen

Die Apfelernte befindet sich in den letzten Zügen und ist weitgehend abgeschlossen. Während bundesweit gut ein Viertel weniger Äpfel geerntet werden, können sich die Obstbauern im Markgräflerland freuen: Die Bäume hingen dieses Jahr voll mit Äpfeln wie schon lange nicht mehr. „Hier gibt es eine überdurchschnittliche Menge, die Äpfellager bei der Egro-Genossenschaft mit 3000 bis 4000 Tonnen sind voll“, sagt Hagin, der selbst fünf Hektar Äpfel mit 20 verschiedenen Sorten anbaut. Wie die meisten seiner Kollegen in Haltingen und im Markgräflerland liefert er den Großteil beim Erzeugergroßmarkt Egro in Efringen-Kirchen ab, der Rest wird auf dem Hof direkt vermarktet oder zweimal die Woche auf einem der Märkte in Basel.

Neue Apfelsorten

Zu den Hauptanbausorten im Markgräflerland zählen Elstar, Jonagold und Braeburn. „Es ist Bewegung im Markt“, sagt Hagin und verweist auf neue Apfelsorten wie zum Beispiel Morgana, die nur auf einem exklusiven Vertriebsweg vermarktet wird. „Dadurch erhofft man sich einen höheren Preis“, sagt der Haltinger Obstbaumeister, der die Preise für das Mostobst, also die Früchte, die zu Saft verarbeitet werden, in diesem Jahr als „sehr gut“ bezeichnet und die für das Tafelobst als gut.

Große Ertragsmengen

Während im Raum Haltingen bei den guten Boden- und Klimabedingungen überwiegend Kernobst wie zum Beispiel Äpfel und Birnen angebaut wird, ist es landkreisweit Steinobst wie Süß- und Sauerkirschen, Zwetschgen, Pfirsiche oder Aprikosen. Auch bei den Zwetschgen gab es in diesem Jahr hohe Ertragsmengen, allerdings konnten dadurch keine Höchstpreise am Markt erzielt werden. Sowohl bei den Äpfeln als auch bei den Zwetschgen war nicht nur die Menge sehr gut, sondern auch die Qualität. Hagin spricht von einem Rekord beim Flächenertrag im Markgräflerland immer dort, wo es Betriebe geschafft haben, das Obst gesund zu halten.

Während die Birnenernte durchschnittlich ausfiel, verlief die Kirschenernte „enttäuschend“. Wegen des regenreichen Frühjahrs und Sommers sind viele Kirschen aufgerissen und geplatzt. Hinzu kamen Probleme mit den Kirschessigfliegen. Und die erzielten Preise seien zudem schlecht gewesen. Die Qualität bei den geernteten und sortierten Kirschen dagegen stimmte. Dennoch, sagt Hagin, sei es etwas aus der Mode gekommen, Kirschen, ein Hochpreisprodukt, zu essen.

Weniger Strauchbeeren

Unterdurchschnittlich ist die Erdbeerernte ausgefallen aufgrund der zu nassen Witterung. Nur die Obstbauern, die die süßen Früchte in einem Folientunnel anbauten und sie damit vor Wetterextremen schützten, konnten eine gute Ernte einbringen. Immer weniger Landwirte bauen Strauchbeeren an: Der Anbau sei sehr arbeits- und kostenintensiv.

„Dicke Bretter bohren“

„Wir brauchen Verbandsarbeit und Ehrenamt dringender denn je“, sagt der Haltinger Obstbaumeister. „Wir müssen dicke Bretter bohren, um in der Politik Gehör zu finden“, betont Hagin und verweist als Beispiel auf die von der SPD in Berlin in naher Zukunft ins Gespräch gebrachte Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 15 Euro. „Das wäre für die Betriebe, die auf ausländische Saisonarbeitskräfte angewiesen sind, nicht zu erwirtschaften. Dann könnten viele die Tür zuschließen“, sagt Hagin mit dem Zusatz: „Wir würden ja gern 15 Euro bezahlen, wenn wir dies erwirtschaften könnten.“

Wenn die Erhöhung so käme, müsste es für die Landwirtschaft eine Sonderregelung geben, fügt er hinzu, da die steigenden Kosten nicht im erforderlichen Maß weitergegeben werden könnten. „Ich bin für einen freien Handel, doch es muss vergleichbare Standards bei Pflanzenschutz und Lohnhöhe geben.“ Wenn beispielsweise der gesetzliche Mindestlohn aktuell in Polen 6,10 Euro oder in Spanien sechs Euro beträgt, während in Deutschland 12,41 Euro bezahlt werden müssen, dann führe dies zu einer Wettbewerbsverzerrung. Dabei wird es laut Hagin ohnehin immer schwieriger Saisonarbeitskräfte zu gewinnen, da viele Rumänen und Polen sich verstärkt in ihrer Heimat selbstständig machen. „Hier müssen neue Abkommen mit Drittstaaten geschlossen werden, um das Problem zu lösen“, stellt der Obstfachmann fest.

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