Weil am Rhein Händler sind sauer

Weiler Zeitung
Es gibt Überlegungen, eine Fußgängerzone zwischen Sparkassenplatz und Schlaufenkreisel einzurichten. Foto: Marco Fraune Foto: Weiler Zeitung

Innenstadt: Weil-aktiv-Mitglieder positionieren sich gegen Fußgängerzone / Deutliche Kritik an der Stadtverwaltung / OB verweist auf Belastung von Wohnquartieren

Die mögliche Fußgängerzone zwischen Schlaufenkreisel und Sparkassenplatz wird von der Händlervereinigung Weil-aktiv aktuell abgelehnt. Bei der Mitgliederversammlung wurde der Stadtspitze nicht nur vorgeworfen, dass sie diese Verkehrsplanung favorisiert, sondern auch den Gemeinderat entsprechend in ihre Richtung lenkt. Die Händler finden ihre Überlegungen gleichzeitig zu wenig berücksichtigt.

Von Marco Fraune

Weil am Rhein. Vom Sportfachgeschäft Gemo über Optiker Burkhard, Eisdiele „Carlo“, Bekleidungshaus Ermuth bis zum Drogeriegeschäft Rühle: Die Geschäftsführer sind gegen eine Fußgängerzone, wie sie am Mittwochabend dem Oberbürgermeister Wolfgang Dietz und dem Ersten Bürgermeister Christoph Huber in einer Diskussion über Visionen für die Zukunft der Innenstadt mit deutlichen Worten klar machten. „Die Geschäftsleute wollen eine reine Fußgängerzone nicht“, unterstrich Optiker Siegfried Burkart, der die Interessen und Ideen von Weil-aktiv zu wenig beachtet findet.

„Sie sind ein Lobby-Verband, wie es auch andere gibt, zum Beispiel die, die in der Innenstadt wohnen“, konterte hingegen Erster Bürgermeister Huber deutlich. Denn Burkart hatte zuvor seinen Eindruck geschildert, dass die Verwaltung die Fußgängerzone wolle und die Stadträte in die Richtung „gebrieft“ würden.

Die Geschäftsleute

Kräftigen verbalen Gegenwind gab es in Richtung Rathausspitze auch von Intersport-Gemo-Chef Martin Frey. „Ich habe mit einer Fußgängerzone keine Überlebenschance mit dem Geschäft. Ich muss dann raus aus der Stadt.“ Stattdessen würden dann noch mehr Nagelstudios hier die Ladenflächen einnehmen, orakelte Frey.

Nach einem Einkauf in der Dreiländergalerie würden die Kunden sicherlich nicht noch durch die Weiler Fußgängerzone flanieren, ist sich Eisdielen-Betreiber Carlos Carignani sicher, was sich auch am Rhein-Center in Friedlingen zeige. Statt der Alternative Einbahnstraßenring würde er die Verkehrsführung wie bisher belassen, nur müsse die Stadt stärker kontrollieren, da es auf der Hauptstraße zu laut sei und zu schnell gefahren werde. Das sei Sache der Landespolizei, verwies Dietz auf die fehlende Rathaus-Zuständigkeit.

Axel Teubner vom Modehaus Ermuth fragt sich, wo überhaupt die Befürworter einer Fußgängerzone seien. Er selbst erkennt zu wenig Anhaltspunkte, dass eine solche in Weil funktioniert. „Für die Händler an der Hauptstraße wird es schwierig“, befürchtet der Geschäftsmann, der ebenso wie Drogist Jürgen Rühle Schrittgeschwindigkeit auf der Hauptstraße favorisieren würde.

Der Durchgangsverkehr in der Hauptstraße müsse unterbrochen werden, betonte Andreas Rühle von der Weiler Volksbank, zugleich auch UFW-Stadtrat. Wichtig sei, die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu erhöhen und möglichst nah ausreichend Parkplätze zur Verfügung zu stellen. „Nichts machen, ist auch ein Risiko“, schlug er einen Testbetrieb vor.

Die Stadtspitze

Die Diskussion losgetreten hatte Erster Bürgermeister Huber vor allem durch die Präsentation des Gemeinderatsbeschlusses aus dem Mai. Mit diesem wurden Mittel in Höhe von 400 000 Euro freigegeben für ein konkurrierendes Verfahren mit dem Ziel eines stadträumlichen Konzepts für den Hauptstraßen-Abschnitt zwischen Läublinpark und Schlaufenkreisel. Die Händler fürchten, dass zwischen Schlaufenkreisel und Sparkassenplatz bald die Fußgängerzone kommen wird, während sie eher einen Einbahnstraßenring favorisieren. Dann würden unter anderem die Anwohner der Schillerstraße stark belastet, da die Hälfte des Hauptstraßen-Verkehrs dort entlang führe, mahnte OB Dietz. Ziel müsse sein, den Verkehr über das Vorrangstraßennetz zu führen, also über die B 3, die B 317, die Bühlstraße und auch die Turmstraße. Auch mit der Einrichtung eines verkehrsberuhigten Geschäftsbereichs auf der Müllheimer Straße versuche man, den Verkehr über die Bundesstraßen zu leiten, ergänzte Huber. Er hatte zuvor einen geschichtlichen Abriss über die Verkehrsentwicklung in der Innenstadt und erfolgte Planungsmaßnahmen von der autogerechten Stadt hin zur verkehrsberuhigten City gegeben – einer autobefreiteren Innenstadt, worin der Wegfall des Schlaufenkreisels zu Gunsten eines Kreisverkehrs und einer möglichen Fußgängerzone enthalten war.

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