Weil am Rhein „Hafen Nord“ ist noch im Gespräch

Jennifer Ningel
Täglich staut es sich auf der A 5 vor dem Grenzübergang zur Schweiz. Foto: Jennifer Ningel

Schon lange fordert die Polizei an der A 5 eine Dosieranlage für Laster. Trotz Unfällen steht die Planung noch aus.

Auf deutschen Autobahnen gab es im vergangenen Jahr 3296 Unfälle mit Schwerverletzten. Insgesamt waren es etwas mehr als 19 000 Menschen, die auf den Autobahnen verletzt oder getötet wurden, ist einer Studie des Statistischen Bundesamts zu entnehmen. So verwundert es nicht, dass es auch jährlich zu Unfällen auf dem Autobahnabschnitt der A 5 vor der Schweizer Grenze kommt.

Immer wieder Unfälle

So verzeichnete die Polizei im Jahr 2023 zwei Unfälle mit Leichtverletzten und einen Unfall mit Schwerverletzten auf dem zwei Kilometer kurzen Abschnitt, berichtet Andreas Schaffhauser, Leiter des Verkehrsdiensts Weil am Rhein, auf Nachfrage. Für eine Autobahn sei dies insgesamt nicht dramatisch – ähnlich sehen die Zahlen bei Freiburg aus. Dramatisch sei aber, dass auf diesem kurzen Autobahnabschnitt die Geschwindigkeit auf 60 Kilometer pro Stunde begrenzt ist – in Freiburg gibt es keine – und es dennoch zu diesen Unfällen kommt, erklärt Schaffhauser. Die Unfälle lassen sich somit auf den Stau der Laster vor dem Grenzübergang zurückführen.

Auch in den Jahren davor kam es immer wieder zu schweren Unfällen: 2019 gab es zwei Unfälle mit Schwerverletzten und einen mit Leichtverletzten, 2020 einen mit Leichtverletzten, 2021 jeweils einen mit Schwer- und Leichtverletzten und 2022 gab es einen Unfall mit Leichtverletzten. Dieses Jahr verzeichnet die Polizei bereits einen Unfall mit Schwerverletzten. Auch kommt es zu Toten in Verbindung mit dem Rückstau vor dem Grenzübergang: 2014 ist ein 50-Jähriger mit seinem Kleintransporter auf das Stauende aufgefahren und dabei gestorben, 2015 war es ein 32-jähriger Autofahrer.

Dosieranlage gefordert

Daher fordert Schaffhauser, wie schon sein Vorgänger Thomas Müller, die Dosieranlage von der Autobahn zu holen – sowohl in Weil am Rhein als auch in Rheinfelden, wo 2023 eine junge Italienerin aufgrund der Ampelschaltung starb.

Laster würden sich somit nicht täglich kilometerlang vor den Grenzübergängen stauen, da die Fahrer auf einem Schwerverkehrszentrum am Rand der Autobahn warten, bis ein Platz auf der Zollanlage für sie frei wird.

Als Beispiel für ein solches Schwerverkehrszentrum führt Schaffhauser jenes in Erstfeld in der Schweiz auf. Dort werden die Laster, die durch den Gotthardtunnel fahren möchten, dosiert. Die Fahrer können dort ihre Pausen abhalten und die Polizei kann die Laster kontrollieren, bevor sie durch den Tunnel fahren. Auslöser für den Bau des Zentrums war der Anhaltende Stau auf der Standspur der A 2. Denn nach dem Brand im Gotthardtunnel am 24. Oktober 2001, bei dem elf Menschen starben, wurde die Anzahl an Lastern, die durch den Tunnel in einer Stunde fahren dürfen, begrenzt.

„Vordringliche Aufgabe“

Auch die Autobahn GmbH möchte weitere Stellplätze am Rand der Autobahnen schaffen; bezeichnet dies als „eine vordringliche Aufgabe“. Diese Lasterstauräume sollen grenznah sein, erklärt die Pressesprecherin der Autobahngesellschaft. Sie berufen sich dabei auf die Verkehrsstudie Hochrhein-Bodensee von 2022 und eine Standortuntersuchung des Regierungspräsidiums Freiburg (RP) aus 2015. Dort wurde als möglicher Standort „Hafen Nord“ empfohlen, also das Beregnungsgebiet auf Haltinger Gemarkung.

Planung steht noch aus

Die Autobahngesellschaft erklärt, dass sie die Rastanlage „Hafen Nord“ noch nicht planen. „Stand heute können wir als Autobahn GmbH Niederlassung Südwest keine valide zeitliche Aussage treffen, wann die LKW-Stauräume realisiert sein werden. Zum einen wurde mit der Planung noch nicht begonnen, andererseits können Unwägbarkeiten den Planungs- wie auch den Verfahrensbeginn verzögern.“

Damals und heute hat sich die Stadt Weil am Rhein gegen den Standort „Hafen Nord“ ausgesprochen. Sie habe 2022 sogar eine Stellungnahme an das damals zuständige RP geschickt, erklärt die städtische Pressestelle auf Nachfrage. Diese Stellungnahme will die Autobahn GmbH in den Planungsprozess aufnehmen und „planungsrechtlich bewerten“.

Die Stadt schlägt dagegen eine Anlage bei Chalampé/Ottmarsheim vor. Dort gibt es bereits die Fläche der ehemaligen Grenzanlage, die versiegelt ist.

Grenznahe Standorte

Auch Schaffhauser bringt diesen Standort als möglichen Ort für das Schwerverkehrszentrum an, würde es eine Vorsortierung für die drei Grenzübergänge Weil am Rhein, Rheinfelden und St. Louis ermöglichen.

Die Autobahngesellschaft zweifelt allerdings daran, dass dieser Standort die Lage wirksam entlastet. Sie macht deutlich, dass sie „die beiden Standorte an den Grenzübergängen Rheinfelden und Weil am Rhein für die Entschärfung der angespannten Parkraumsituation als notwendig erachten. Deshalb ist die Umsetzung beider Maßnahmen geplant“.

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