Zwar ist der „Mittelbereich“, zu dem neben Weil am Rhein und Lörrach auch Bad Bellingen, Binzen, Efringen-Kirchen, Eimeldingen, Fischingen, Inzlingen, Kandern, Malsburg-Marzell, Rümmingen, Schallbach, Schliengen und Steinen gezählt werden, kein Fördergebiet, da hier die Not noch nicht zu groß sei. Doch: „Wir werden ganz schnell zu einer Bedarfsregion werden“, ist sich UFW-Fraktionschef Müller sicher. Dies liege auch daran, dass angesichts des Wunsches nach Teilzeit-Modellen bei zwei ausscheidenden Hausärzten dann drei neue Hausärzte benötigt werden.
Wünsche der Ärzte
Die Ärzte selbst wünschen sich den Erhebungen zufolge eine bessere Willkommenskultur. Genannt wurden die Bereitstellung von Praxisräumen, die Vermittlung von Wohnraum, die Unterstützung des Partners beziehungsweise bei der Kinderbetreuung. Auch ein Landarztzuschlag sowie Investitionshilfen bei Praxisneugründun-gen oder der Umorganisation der Praxisform wurden genannt.
Empfehlungen für Kreis
Der Kreistag unterstützt daher drei Handlungsschwerpunkte, wie Müller in seinem Vortrag erläuterte. Erstens die Nachwuchsförderung mit Unterstützung und lokaler Bindung junger Ärzte, zweitens die Steigerung der Standortattraktivität sowie die Investitionsförderung bei Praxisumstrukturierung oder Neugründung und drittens die Förderung neuer Versorgungsformen, Mobilität, eHealth und Telemedizin.
Empfehlungen gibt es sowohl für den Landkreis als auch für die Kommunen. Auf Kreisebene gelte es, die lokale Bindung junger Ärzte in Weiterbildung zum Allgemeinmediziner zu unterstützen. Auch eine regionale finanzielle Förderung sowie die Förderung neuer Versorgungsformen, der Mobilität sowie von eHealth und Telemedizin sind enthalten.
Was Weil tun kann
Mit dem Blick auf die eigene Stadt unterstrich Müller aber vor allem die Empfehlungen, die sich an die Kommunen richten. Möglichkeiten für kooperative Praxisformen schaffen, ist ein Punkt. Neben Praxisgemeinschaften oder einer Gemeinschaftspraxis mit und ohne Nebenbetriebsstätte oder Zweitpraxis zählt auch das MVZ (Medizinisches Versorgungszentrum), bei dem die Kommune selbst Träger sein kann.
Eine frühzeitige Planung im Vorfeld wird ebenso empfohlen. Wichtig sei hier, verschiedene lokale Gesundheitsanbieter für eine Standort- und Bedarfsanalyse vor Ort einzubeziehen. „Denken Sie träger- und sektorenübergreifend für eine innovative, bürgerzentrierte medizinische Versorgung“, heißt es in der Studie zudem. Gemeinsam Optionen entwickeln, wird ebenso empfohlen.
Die Kommunen sollen also Gespräche mit den noch ansässigen Ärzten, jungen interessierten Ärzten, potenziellen Investoren und den Bürgern über Bedarf und Optionen für ein Engagement führen. Unter den Stichworten Investoren/Förderprogramm verweist die Studie auf Förderprogramme im ländlichen Raum und Investitionshilfen bei Praxisübernahmen oder -gründungen. Besonders wichtig sei jungen Ärzten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Work-Life-Balance mit möglichst wenig Bereitschaftsdiensten. „Jobangebote für den Partner, Kinderbetreuung und Schulangebot, Infrastruktur und Freizeitwert sind wesentliche Faktoren für die Bindung an eine Kommune/Region als Arbeits- und Lebensumfeld“, heißt es weiter. „Zeigen Sie Ihre Angebote und werben Sie gezielt um junge Ärzte.“
Für Weil steht nach Ansicht des UFW-Fraktionschefs fest: „Man muss frühzeitig anfangen.“ Denn fünf bis sechs Jahre dauere es, bis eine Nachfolgeregelung funktioniere, weiß Müller als Zahnarzt aus eigener Erfahrung. „Es sind Dinge, die man langfristig betrachten muss.“ Die Freien Wähler wollen dazu beitragen, dass in der Grenzstadt etwas getan wird, unterstrich Müller.