Weil am Rhein Hausarztdasein schmackhaft machen

Weiler Zeitung
Es gibt künftig einer Landkreis-Studie zufolge weniger Hausärzte. Foto: sba Foto: Weiler Zeitung

Mangel: Studie zeigt Handlungsmöglichkeiten für die Stadt auf / Freie Wähler machen Druck

Die Zahl der Hausärzte nimmt ab, gleichzeitig werden diese im Durchschnitt immer älter. Die Kommunen im Kreis haben aber gewisse Möglichkeiten, den prognostizierten Mangel zu lindern. UFW-Fraktionsvorsitzender Dieter Müller setzt darauf, dass Maßnahmen in Weil am Rhein eingeleitet werden. „Es ist ein Thema, das auf den Nägeln brennt.“

Von Marco Fraune

Weil am Rhein. Ziel ist es, den Bürgern auch in der Zukunft eine ausreichende ärztliche Versorgung zu gewährleisten, betont der Kreisrat. Wie groß die Not bis zum Jahr 2025 werden wird, zeigte er bei der Jahresversammlung der Freien Wähler anhand eines Abschlussberichts der Kommunalen Gesundheitskonferenz des Landkreises Lörrach auf, in dem eine kleinräumige Bestandsaufnahme der Hausarztsituation erfolgte. Demnach werden im schlimmsten Fall im Landkreis Lörrach in sieben Jahren nur noch 63 Hausärzte statt bisher 149 Ärzte im Landkreis tätig sein. Der prognostizierte Mangel an Hausärzten liege aber nicht so sehr an der Nähe zur Schweiz, diese wirke sich vielmehr auf die Fachärzte-Versorgung aus, erklärte Müller.

Nachfolge kaum geklärt

Die Hausärzte im Landkreis sind älter als im Landes- oder Bundesdurchschnitt, hat die Studie ergeben. So sind bereits 62 Ärzte 60 Jahre und älter. 32 Ärzte wollen in den nächsten fünf Jahren ihre Praxis abgeben, wobei nur bei sechs die Nachfolge geregelt ist. Hier sind laut der Studie besonders die Kommunen gefragt, eine Optimierung der Infrastruktur zu schaffen, um attraktive Rahmenbedingungen für niederlassungswillige Ärzte zu ermöglichen.

Mehr Kooperationen

Da bisher noch 70 Prozent der Hausärzte eine Einzelpraxis betreiben, wird die Zukunft in der Kooperation gesehen – also in Teilzeit, im Team mit guter Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Gesundheitszentren mit kooperativen, sektorenübergreifenden, patientenorientierten Ansätzen seien zukunftsfähig und auch für junge Mediziner attraktiv. Die Studienergebnisse zeigen außerdem auf, dass die Nachwuchsgewinnung als Kernaufgabe und größte Herausforderung angesehen werden muss.

Bald Bedarfsregion

Zwar ist der „Mittelbereich“, zu dem neben Weil am Rhein und Lörrach auch Bad Bellingen, Binzen, Efringen-Kirchen, Eimeldingen, Fischingen, Inzlingen, Kandern, Malsburg-Marzell, Rümmingen, Schallbach, Schliengen und Steinen gezählt werden, kein Fördergebiet, da hier die Not noch nicht zu groß sei. Doch: „Wir werden ganz schnell zu einer Bedarfsregion werden“, ist sich UFW-Fraktionschef Müller sicher. Dies liege auch daran, dass angesichts des Wunsches nach Teilzeit-Modellen bei zwei ausscheidenden Hausärzten dann drei neue Hausärzte benötigt werden.

Wünsche der Ärzte

Die Ärzte selbst wünschen sich den Erhebungen zufolge eine bessere Willkommenskultur. Genannt wurden die Bereitstellung von Praxisräumen, die Vermittlung von Wohnraum, die Unterstützung des Partners beziehungsweise bei der Kinderbetreuung. Auch ein Landarztzuschlag sowie Investitionshilfen bei Praxisneugründun-gen oder der Umorganisation der Praxisform wurden genannt.

Empfehlungen für Kreis

Der Kreistag unterstützt daher drei Handlungsschwerpunkte, wie Müller in seinem Vortrag erläuterte. Erstens die Nachwuchsförderung mit Unterstützung und lokaler Bindung junger Ärzte, zweitens die Steigerung der Standortattraktivität sowie die Investitionsförderung bei Praxisumstrukturierung oder Neugründung und drittens die Förderung neuer Versorgungsformen, Mobilität, eHealth und Telemedizin.

Empfehlungen gibt es sowohl für den Landkreis als auch für die Kommunen. Auf Kreisebene gelte es, die lokale Bindung junger Ärzte in Weiterbildung zum Allgemeinmediziner zu unterstützen. Auch eine regionale finanzielle Förderung sowie die Förderung neuer Versorgungsformen, der Mobilität sowie von eHealth und Telemedizin sind enthalten.

Was Weil tun kann

Mit dem Blick auf die eigene Stadt unterstrich Müller aber vor allem die Empfehlungen, die sich an die Kommunen richten. Möglichkeiten für kooperative Praxisformen schaffen, ist ein Punkt. Neben Praxisgemeinschaften oder einer Gemeinschaftspraxis mit und ohne Nebenbetriebsstätte oder Zweitpraxis zählt auch das MVZ (Medizinisches Versorgungszentrum), bei dem die Kommune selbst Träger sein kann.

Eine frühzeitige Planung im Vorfeld wird ebenso empfohlen. Wichtig sei hier, verschiedene lokale Gesundheitsanbieter für eine Standort- und Bedarfsanalyse vor Ort einzubeziehen. „Denken Sie träger- und sektorenübergreifend für eine innovative, bürgerzentrierte medizinische Versorgung“, heißt es in der Studie zudem. Gemeinsam Optionen entwickeln, wird ebenso empfohlen.

Die Kommunen sollen also Gespräche mit den noch ansässigen Ärzten, jungen interessierten Ärzten, potenziellen Investoren und den Bürgern über Bedarf und Optionen für ein Engagement führen. Unter den Stichworten Investoren/Förderprogramm verweist die Studie auf Förderprogramme im ländlichen Raum und Investitionshilfen bei Praxisübernahmen oder -gründungen. Besonders wichtig sei jungen Ärzten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Work-Life-Balance mit möglichst wenig Bereitschaftsdiensten. „Jobangebote für den Partner, Kinderbetreuung und Schulangebot, Infrastruktur und Freizeitwert sind wesentliche Faktoren für die Bindung an eine Kommune/Region als Arbeits- und Lebensumfeld“, heißt es weiter. „Zeigen Sie Ihre Angebote und werben Sie gezielt um junge Ärzte.“

Für Weil steht nach Ansicht des UFW-Fraktionschefs fest: „Man muss frühzeitig anfangen.“ Denn fünf bis sechs Jahre dauere es, bis eine Nachfolgeregelung funktioniere, weiß Müller als Zahnarzt aus eigener Erfahrung. „Es sind Dinge, die man langfristig betrachten muss.“ Die Freien Wähler wollen dazu beitragen, dass in der Grenzstadt etwas getan wird, unterstrich Müller.

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