Das heißt aber nicht, dass den Kindern nichts Spannendes geboten wird: So wurde im Märkter Kindergarten eine Werkstatt eingerichtet und eine Sinneshöhle soll auch noch folgen. „Wir versuchen, das Angebot an die Kinder und die Umstände anzupassen. Wir gehen auch jeden Tag nach draußen.“
Fritz-Körner ist froh, dass alle Kinder wieder zurück sind: „Bis jetzt macht es viel Spaß und es ist gut angelaufen. Es ist ein spannender Weg, da die Bedingungen nun anders sind. Aber ich bin optimistisch.“
Mit Bändern Bereiche abgeteilt
Das offene Konzept musste auch im Kindergarten am Hebelplatz in Weil am Rhein auf Eis gelegt werden. „Früher konnten die Kinder die Räume frei wählen, in denen sie sein wollten, nun sind sie einem Gruppenraum fest zugeteilt. Auch im Garten haben wir durch Bänder in Bereiche abgeteilt“, schildert Leiterin Brigitte Vögtlin die Lage. Die Toiletten und sogar die Waschbecken sind mit Bildern für eine bestimmte Gruppe gekennzeichnet.
Für Vögtlin bedeutet die Umstellung einen Schritt zurück zu den Wurzeln. „Wir haben früher so gearbeitet.“ Aber auch sie sieht dies als eine Chance: „Sobald es wieder Richtung offenes Konzept gehen kann, werden wir dieses noch einmal überarbeiten.“
Und für die Kinder scheint es laut Vögtlin keine große Umstellung zu sein: „Es ist schön, zu beobachten, wie viel leichter sie mit der Situation umgehen.“ Dabei sei es jedoch wichtig, die Kinder in den Prozess miteinzubeziehen. Dies bedeutet, sie anhand von Gesprächen, Rollenspielen oder Literatur an das Thema heranzuführen.
Zu 80 Prozent seien die Kinder nun jeden Tag draußen, und auch das neue Konzept ist auf Natur und Wald ausgelegt. „Wir haben hier natürlich auch ideale Bedingungen, da wir direkt am Landesgartenschaugelände sind“, sagt die Leiterin. Allerdings ist sich Vögtlin auch bewusst, dass die Schönwetterzeit zu Ende gehen wird.
Der Kindergarten bestehe aus vielen kleinen Räumen, so dass die drei Gruppen zu groß sind, um diese zu nutzen, daher würden sie leer stehen. Doch auch darin sieht Vögtlin eine Chance, diese neu zu strukturieren. „Wir überlegen, diese thematisch, farblich und auch von der Ausstattung her zu überarbeiten.“
Die größte Herausforderung werde der Herbst darstellen. „Diese Zeit bringt eine Unsicherheit mit sich, schließlich müssen wir zwischen Erkältung, Grippe und Corona differenzieren. Wir sind in Habachtstellung“, erklärt Vögtlin. Denn die Leiterin will nicht, dass es zum zweiten Lockdown in den Kindergärten kommt: „Ich sehe darin eine Gefahr für das Wohl der Eltern und der Kinder. Beim Home-Office stehen die Eltern unter Druck und müssen sich gleichzeitig um ihre Kinder kümmern. Das ist eine Ausnahmesituation für alle Beteiligten.“
Platztechnisch eingeschränkt ist auch das Haus der kleinen Stühle in Weil am Rhein: Neben den Räumen, die nicht für große Gruppen konzipiert sind, bietet auch der Garten nicht viel Platz für alle Gruppen. Daher sind auch die Gartenzeiten eingeschränkt und jede Gruppe kann nur stundenweise raus, schildert Leiterin Sandra Trefzer.
Dazu komme, dass Projektarbeiten wie Turnen, Französisch oder das Nutzen des Ateliers nicht möglich sind. „Es bedeutet aber nicht, dass gar nichts mehr stattfindet. Den Scheren-, Farben- und Formenführerschein machen die Kindern in ihren Gruppen“, berichtet sie. Auch Aktionen wie Sprach- und Bildungsförderungen sollen weiterhin angeboten werden.
Die Konzeptumstellung würde mehr die Erzieher betreffen als die Kinder selbst, sagt Trefzer. „Es ist kein Vergleich zu dem, wie wir vorher gearbeitet haben und auch nicht, wie man gerne arbeiten würde.“ Denn die Konzeptanpassung bedeute für die Leiterin einen Einschnitt in den Bildungsplan. Vor allem würde dabei die Selbstständigkeit der Kinder fehlen. „Zum Beispiel lernen die Kinder beim Essen, sich selbst zu schöpfen. Doch nun übernimmt dies eine Haushaltshilfe.“ Vorher sei es einfach schöner, freier und selbstbestimmter gewesen. „Aber auch wenn ich die Umstellung schade finde, ist sie doch verständlich“, sagt Trefzer. Schlimmer fände sie es, wenn der Kindergarten über Monate hinweg geschlossen würde. Schließlich würde dann die Förderung sowie das selbstständige und Gruppen-übergreifende Spielen fehlen.
„Wir machen das beste daraus und planen nun erst einmal bis Dezember“, sagt Trefzer. Die Leiterin hofft, trotz der Einschränkungen den Kindern zumindest an St. Martin und Nikolaus etwas bieten zu können.
Leitungen zwischen den Fronten
In den Kindergärten Bärenfels und Eisenbahnstraße, deren Träger die evangelische Kirchengemeinde ist, stellt die Situation eine große Herausforderung für alle dar, wie Hellen Talmon-Groß berichtet, die für die Verwaltung der Kindergärten zuständig ist. „Es ist für die Eltern und Erzieher sehr anstrengend, den Kindergarten-alltag mit gleichbleibendem Personal und Abstand aufrecht zu erhalten.“ Auch die Hilfskräfte dürften nicht zwischen den Gruppen wechseln. „Die Stimmung ist oft schwierig.“ Die Leitungen stünden zwischen den Fronten, obwohl sie die wenigsten Möglichkeiten hätten, etwas zu ändern.
Auch im Außenbereich sind die Kinder getrennt, außerdem gibt es fixe Hol- und Bringzeiten. Die Eltern dürfen nicht in den Kindergarten hinein. Im Übergangsbereich herrscht Mundschutzpflicht. Die Sprachförderung kann nicht stattfinden. „Wie es mit den Kooperationen mit den Schulen aussieht, wissen wir auch noch nicht“, sagt Talmon-Groß.
Des Weiteren kann kein Mittagessen angeboten werden, weil kein Speiseraum zur Verfügung steht. Zudem werden die Kindergärten vermehrt gereinigt, um den höheren Hygienebestimmungen gerecht zu werden.