Weil am Rhein Hilfe für in Not geratene Menschen

Siegfried Feuchter
Elina Bashliy setzt sich mit großem Engagement für die in Weil am Rhein lebenden ukrainischen Flüchtlinge ein. Foto: Siegfried Feuchter

Portrait: Wie sich Elina Bashliy für die ukrainischen Flüchtlinge in Weil am Rhein einsetzt

Weil am Rhein - Elina Bashliy, die aus der Ukraine stammt, seit rund 30 Jahren in Deutschland und davon zwölf Jahre in Weil am Rhein lebt und die inzwischen auch die deutsche Staatsangehörigkeit hat, geht Russlands Angriffskrieg sehr nahe. Und nicht nur das. Sie engagiert sich stark für die in Weil am Rhein lebenden ukrainischen Flüchtlinge.

Als der Krieg am 24. Februar begann, dachte Elina Bashliy nur eines: „Was kann ich machen, wie kann ich helfen?“ Sie konnte die erste Zeit nach Kriegsausbruch kaum schlafen, zu sehr war sie in Gedanken bei den Menschen dort.

Die Mutter zweier erwachsener Kinder hilft, wo sie kann. Sie initiiert Hilfs- und Spendenaktionen, sie dolmetscht für die ukrainischen Flüchtlinge, sie hilft ihnen bei Behördengängen und der Wohnungssuche, sie organisiert das Notwendigste für Einrichtung und Ausstattung, begleitet sie ins Integrationscafé, ermuntert sie zum Besuch der Integrationskurse, unterstützt die Kinder beim Schulbesuch und vermittelt Hilfe, wo immer möglich. Kurzum, die Frau ist fast rund um die Uhr gefragte, wichtige Ansprechpartnerin und geschätzte Hilfsperson.

Das wird auch im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich, als immer wieder ihr Handy klingelt und ukrainische Frauen sich bei ihr melden und ihr ein Anliegen vortragen. Von Elina Bashliy kommt fast nie ein Nein, fast immer weiß sie Rat und immer sagt sie Unterstützung zu. „Das ist wie ein kleines Dorf, das ich betreue“, sagt die jederzeit hilfsbereite Frau lachend. Und irgendwie klappt es fast immer. Sie lässt in ihrem Bemühen nicht locker, bis sie eine Lösung gefunden hat.

Die meisten wollen wieder in ihr Heimatland zurück

Größtenteils sind es Frauen, die mit ihren Kindern und nur wenigen Habseligkeiten nach Weil am Rhein gekommen sind, während Ehemänner und Väter an der Front sind. In der Regel sprechen die ukrainischen Flüchtlinge kein Deutsch, einige nur ein wenig Englisch, was die Integration zwangsläufig erschwert. Die psychische Belastung sei groß. Deshalb verwundert es nach den Worten von Elina Bashliy nicht, dass die meisten Frauen keine oder nur wenig Kontakte haben und oft auch hilflos sind. „Alle vermissen ihre Heimat. Die meisten wollen wieder in die Ukraine zurück“, weiß sie aus ihren täglichen Kontakten mit Flüchtlingen. Die jungen Frauen seien gestresst und traurig, dass sie wegen der Flucht Familienangehörige, Freunde und Bekannte in der Ukraine zurücklassen mussten. Für eine junge Frau liegen Freude und Traurigkeit besonders nahe, denn sie wird hier in Kürze ein Kind zur Welt bringen, während ihr Mann im Krieg ist.

„Mir ist es wichtig, Menschen in Not zu helfen“, sagt Elina Bashliy, von Beruf Chemieingenieurin, die inzwischen bei der Stadt Weil am Rhein eine Halbtagsstelle hat und zum einen an der Karl-Tschamber-Schule in der Kernzeitbetreuung und zum anderen in der Flüchtlingshilfe als Übersetzerin tätig ist. Sie ist dankbar für die Unterstützung, die sie vor Ort erfährt.

Als ein Beispiel nennt sie den Geschäftsmann Friedemann Theil, der ihr immer wieder einen Transporter zur Verfügung stellt, um irgendwo organisierte Möbel für eine Wohnungseinrichtung zu transportieren. „Das ist großzügig“, sagt sie und fügt hinzu: „Ich bin dankbar für die Hilfsbereitschaft der Deutschen.“ Und für sie ist es auch immer wieder ein Glücksmoment, wenn ihr Einsatz Früchte trägt und wenn sie jemandem helfen kann. „Ich spüre große Dankbarkeit für mein Engagement“, sagt sie. Und das motiviert sie, weiterzumachen und weiterzuhelfen.

Elina Bashliy, die sowohl in der Ukraine als auch in Russland Verwandte hat, kam 1992 mit ihren damals drei und sechs Jahre alten Kindern nach Deutschland. Ihr Mann, von Beruf Elektroingenieur, arbeitete bereits in Bocholt. Dort lebte die Familie dann 18 Jahre, ehe sie vor knapp zwölf Jahren nach Weil am Rhein umzog. Bashliys, die in der geografischen Mitte der Ukraine wohnten – sie stammt aus Tscherkassy, ihr Mann aus Dniepr – hatten sich seinerzeit zum Weggang entschlossen, weil zum einen die wirtschaftlichen Verhältnisse in ihrem Heimatland schlecht waren und zum anderen die Kriminalität hoch war.

Hoffen auf weitere Unterstützung

Elina Bashliy, die neben ihrer Muttersprache ukrainisch auch russisch spricht, hat sich die deutsche Sprache selbst beigebracht. Denn für die zielbewusste Frau, die in der Schule als zweite Fremdsprache Französisch hatte, war immer klar: Um sich in einem neuen Land integrieren zu können, muss man dessen Sprache erlernen. Sie geht mit bestem Beispiel voran, sie ist integriert und sagt von sich: „Ich bin glücklich hier.“ Seit Ausbruch des Kriegs ist sie auch froh, dass inzwischen ihrer betagten Mutter und auch der Schwiegermutter die Flucht aus der Ukraine gelungen ist. Beide leben jetzt vorübergehend bei ihr und ihrem Mann hier in Weil.

Dass das ukrainische Volk und die Armee ihr Land tapfer verteidigen, findet Elina Bashliy gut. „Sonst nehmen die Angriffe der Russen kein Ende“, ist sie überzeugt und fügt hinzu: „Sie wollen uns Ukrainer von unserem bisherigen Leben befreien.“ Daher hofft sie, dass der Westen die Ukraine weiterhin mit Waffen zur Verteidigung unterstützt.

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