Weil am Rhein Hilfsangebote werden individueller

Ingmar Lorenz

Integration: Neue Ausrichtung bei der Arbeit mit Geflüchteten / Corona erschwert die Situation

Weil am Rhein - Die Flüchtlingsarbeit in Weil am Rhein steht durch die pandemische Lage vor Herausforderungen. Denn die Integration wird durch die Einschränkungen der persönlichen Kontakte erschwert. Dennoch ist ein Gegensteuern möglich – vor allem mit kleinen, individuellen Angeboten.

Eines schickt Anu Karjalainen, Flüchtlingsbeauftragte in Weil am Rhein, vorweg: „Die Maßnahmen, die zur Eindämmung der Pandemie ergriffen werden, sind natürlich notwendig“, sagt sie. Zugleich aber erschweren sie die Integration der in Weil am Rhein lebenden Geflüchteten. Um gesellschaftlich anzukommen, sei das Erlernen der Sprache von höchster Wichtigkeit, legt die Flüchtlingsbeauftragte dar. Kinder lernen die Sprache vor allem im schulischen Kontext – auch spielerisch im Austausch mit den Klassenkameraden. „Schule ist im Grunde der wichtigste Ort, an dem Sprache gelernt wird.“ Diese Möglichkeit fiel durch das sogenannte Home-Schooling fast vollständig weg.

Gemeinsames Lernen

Hinzu kam das Problem, mit dem fast alle Eltern in den vergangenen beiden Jahren konfrontiert waren. Denn das Lernen in den eigenen vier Wänden gestaltet sich oft als schwierig. Im Fall vieler Geflüchteter machten die oft engen Wohnräume die Lage aber besonders prekär. Home-Schooling sei für alle Kinder nicht ideal gewesen, fasst Karjalainen zusammen. Für die Kinder von Geflüchteten aber war es katastrophal.

Für die Integration sei es sehr wichtig, dass der Unterricht nun wieder in Präsenz stattfinden kann. Darüber hinaus gibt mit „Wir lernen zusammen“ ein Projekt, mit dem Kinder von Geflüchteten beim Lernen durch ehrenamtliche Helfer individuell gefördert werden.

Angebote sind vielfältig

Aber auch die Integration der Erwachsenen wird durch Corona erschwert. So mussten etwa die Treffen des Willkommenskreises ausgesetzt werden. Trotzdem: Die Angebote, die es gibt, sind vielfältig. „Die Projekte sind in den vergangenen Jahren kleiner und individueller geworden, aber nicht weniger wichtig“, legt Karjalainen dar. Es gebe etwa eine individuelle Betreuung von Geflüchteten in der Ausbildung. Mehrere hätten diese inzwischen erfolgreich abschließen können, freut sich die Flüchtlingsbeauftragte.

Der Willkommenskreis habe zudem ein Budget eingerichtet, das in besonderen Fällen etwa zur Finanzierung einer Fortbildung oder auch zum Erwerb des Führerscheins herangezogen werden kann, wenn es dafür keine Mittel von anderer Stelle gibt. Auch seien gerade durch die Arbeit des Willkommenskreises inzwischen viele Freundschaften entstanden. Der private Austausch laufe so auch in Krisen-Zeiten weiter.

„Vielfalt (er)leben“ als wichtigstes Projekt

Das wichtigste Projekt in Sachen Flüchtlingsarbeit ist jedoch „Vielfalt (er)leben“. Dabei wird danach gefragt, wie das Zusammenleben in Weil am Rhein aussehen soll, was für ein harmonischen Miteinander getan werden muss und wie gerade auch die Teilhabe der zugewanderten Menschen gefördert werden kann. Dazu wurden im Zuge der Bürgerbeteiligung bereits Meinungen eingeholt.

Eine größere Auftaktveranstaltung hätte eigentlich dieser Tage stattfinden sollen. Pandemiebedingt war dies aber nicht möglich. Es sei nun angedacht, die Veranstaltung um Ostern herum nachzuholen – vorausgesetzt die Corona-Situation lässt es zu. Karjalainen ist zuversichtlich, dass das Projekt bis Ende des Jahres Früchte tragen wird und es 2023 dann an die Umsetzung der Maßnahmen gehen kann.Wohnraum weiter wichtig

Wohnraum ist und bleibt ein wichtiges Thema bei der Flüchtlingsarbeit. Derzeit leben 186 Geflüchtete in der städtischen Unterbringung, legt Karjalainen dar. Die Anzahl der vom Landkreis zugewiesenen Flüchtlinge war seit 2017 rückläufig, stieg aber vom Jahr 2020 (21 Personen) auf das Jahr 2021 (44 Personen) wieder leicht an.

„Die Zahlen für 2022 liegen mir noch nicht vor“, erklärt die Flüchtlingsbeauftragte. Allerdings gehe sie davon aus, dass man Wohnraum für 30 bis 40 Menschen wird finden müssen. Zwar gebe es noch Kapazitäten, allerdings werde die Lage dadurch erschwert, dass man nicht im Voraus sagen könne, ob es sich bei den zugewiesenen Personen um Familien oder Alleinstehende handele.

Bei privaten Mietverhältnissen seien die in der Region hohen Mietpreise eine weiteres Problem. Karjalainen freut sich daher über alle, die sich dazu bereit erklären, Wohnraum an Geflüchtete zu vermieten. Auch weitere ehrenamtliche Helfer bei der Flüchtlingsbetreuung seien stets willkommen.

 Kontakt: Anu Karjalainen, Tel. 07621/704155 oder per E-Mail an a.karjalainen@weil-am-rhein.de

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