Die Zahl der Menschen, die ihre Wohnung verlieren, steigt, und es fällt ihnen auf dem hart umkämpften Wohnungsmarkt zunehmend schwer, eine angemessene Bleibe zu finden, die sie auch bezahlen können. Wie die Stadt, die von Gesetzes wegen dafür zu sorgen hat, dass niemand unter freiem Himmel leben muss, mit der Situation umgeht, war Thema in der Sitzung des Kultur-, Sport- und Verwaltungsausschusses (KSVA) am Dienstag. Von Jasmin Soltani Weil am Rhein. Die Stadt Weil setzt auf Prävention und hat sich dazu vor drei Jahren mit der AGJ, dem Fachverband für Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg, zusammengetan – mit Erfolg, wie der Tätigkeitsbericht der Fachstelle Wohnungssicherung der AGJ zeigte. Demnach konnte in 72 Prozent der Fälle geholfen werden, so der Bericht, der vom KSVA zur Kenntnis genommen wurde. „Alle Zwangsräumungsfälle konnten aufgefangen werden“, teilte Ellen Nonnenmacher, die Leiterin des Recht- und Ordnungsamts, mit. Etwa zehn Prozent der Fälle landeten allerdings bei der Stadt, die Personen mussten ordnungsrechtlich untergebracht werden. Die Fachstelle ist mittlerweile im Weiler Sozialwesen gut vernetzt, bietet mittwochs eine Sprechstunde in den Räumen der Wärmestube in der Colmarer Straße und wird vom Amtsgericht bei Räumungsklagen wegen Mietschulden stets informiert. 58 Haushalte von Wohnungslosigkeit bedroht Im Berichtszeitraum 2015 wurden 58 Haushalte betreut, die von Wohnungslosigkeit bedroht waren, davon 55 unmittelbar. Es konnten 22 Beratungen erfolgreich abgeschlossen werden. Die Wohnung zu sichern gelang bei neun Haushalten, bei weiteren sieben wurde eine alternative Wohnung gefunden. Insgesamt habe sich die Situation damit bei etwa 72 Prozent der Haushalte stabilisiert, wobei die Fachstelle oft bereits mit einer einmaligen Beratung weiterhelfen konnte, wie Stefan Heinz und Sylvia Ziegler von der AGJ in ihrem Bericht festhalten. Bei den Haushalten, deren Wohnung nicht gesichert werden konnte, seien oft die Mieten nicht angemessen, oder die Vermieter nicht bereit, das Mietverhältnis fortzusetzen. Deshalb kamen knapp 14 Prozent bei Freunden oder Verwandten unter, ohne eine eigene Wohnung mieten zu können. „Dass nicht in jedem Fall eine Wohnung gefunden werden konnte, zeigt auch, wie begrenzt die Kapazitäten sind“, urteilte Ellen Nonnenmacher. Zudem seien viele Betroffene nicht in der Lage, die Mieten für die Wohnungen zu zahlen, die sie zugewiesen bekommen, „und landen dann wieder bei der Stadt, die sie unterbringen muss“. Im Notfall geschehe dies in Hotels oder bei Privatpersonen, und es könne auch Wohnraum zu diesem Zweck beschlagnahmt werden, erläuterte die Ordnungsamtsleiterin auf Nachfragen von Eva-Maria Bozenhardt, die wegen der zunehmenden Zahl der Flüchtlinge und der Altersarmut immer mehr Wohnungslose befürchtete. Der hart umkämpfte Wohnungsmarkt sei aber nicht durch die Flüchtlinge verursacht, betonte Oberbürgermeister Wolfgang Dietz, vielmehr sei es die insgesamt zunehmende Bevölkerungszahl im Dreiländereck, aber auch die hohen Mietpreise, die sich am Schweizer Markt und am Franken orientierten, den aber zwei Drittel der arbeitenden Bevölkerung nicht in der Tasche hätten. „Die haben ihre Einkünfte in Euro.“ Appell an Gesetzesgeber Um die Situation zu verbessern, durchsuche die Verwaltung die Weiler Gemarkung nach Möglichkeiten für weiteren Wohnraum. Doch die öffentliche Hand sei nicht alleine in der Lage, genügend Wohnraum zu schaffen. „Der Gesetzgeber muss den Wohnungsbau für Private auch attraktiver gestalten“, forderte Dietz.