Von Walter Bronner
Regio-Orgelzyklus: Zur Eröffnung: Jean-Charles Ablitzer in St. Peter und Paul
Von Walter Bronner
Weil am Rhein. Je nachdem wie sich die Organisten der Tonkunst alter Meister widmen, kann der klingende Einheitsbrei ganz schön anöden oder aber die mit Kompetenz und Herzblut ausgeführte Interpretation zum fesselnden Hörereignis geraten. Letzteres war der Fall in der Weiler Kirche St. Peter und Paul, wo am Sonntag der Belforter Titularorganist Jean-Charles Ablitzer den neuen Regio-Orgelzyklus mit Werken aus der Renaissance und der Barockzeit eröffnete.
Da waltete ein wahrer Analytiker dieser häufig als antiquiert missachteten Tonkunst am Spieltisch des Metzler-Instruments und demonstrierte durch kluge Registrierung und dynamischen Kontrastreichtum, wie hinreißend spannend ein solcher Streifzug durch die verschiedenen altmeisterlichen Orgellandschaften sein kann.
Da waren zunächst Heinrich Scheidemanns auch von versierten Kennern kaum einmal gehörtes „Präambulum in d“ , Samuel Scheidts variantenreiche Fantasia über „Ich ruf‘ zu Dir…“ und ein kurzes Stück über den lateinischen Hymnus „O lux beata trinitatis“ von Michel Praetorius exemplarische (und exemplarisch ausgeführte) Beispiele des norddeutsche Klarheit verströmenden Orgelschaffens im frühen 18. Jahrhundert. Dabei faszinierte sowohl in diesen Stücken als auch später immer wieder Ablitzers höchst filigrane Anwendung der Zungenregister, ebenso in zwei der beschaulicheren Beiträge der Einsatz von Zimbelstern und Vogelzwitscher-Register.
Vermutlich eine Weiler Erstaufführung dürfte die originelle Tonschöpfung „La Doune Cella“ aus dem „Mulliner Book“, einer um 1560 in England erschienenen Sammlung von Orgelstücken, gewesen sein, ebenso die melodisch hübsche Version über den Song „My Lady Carey‘s Dompe“ aus der gleichen Epoche. Dazwischen geschaltet war eine muntere „Saltarelle“ des Antwerper Stadtmusikus Tielman Suzzato. Ungeachtet der bislang offenen Frage, ob der Spanier Juan Battista Cabanilles oder sein Vogtländer Zeitgenosse Johann Caspar Kerll die martialische „Batalla Imperial“ komponiert haben, entfaltete der Konzertgeber mit opulentem Registereinsatz ein klanggewaltiges Kriegsgetümmel, einschließlich Kanonendonner und pathetischer Siegeshymne am Schluss.
Effektvolle Klangpracht und klarsichtige Durchgestaltung des Notentextes kennzeichneten schließlich auch die authentischen Interpretationen von Dietrich Buxtehudes Fantasie über „Gelobet seist Du Jesus Christ“ und sein Orgelchoral „Nun lob‘, mein Seel‘“ sowie Georg Böhms reich verzierte Choralfantasie „Vater unser im Himmelreich“ nebst seinem mit massivem Pedaleinsatz eingeleitetes Präludium in d.
Der Orgelchoral „Nun komm, der Heiden Heiland“ und die selten zu hörenden „Fuga G-Dur“ (BWV 577) von Johann Sebastian Bach bildeten den krönenden Abschluss des offiziellen Programms, das noch mit der Zugabe der tänzerisch-lebhaften „La Volta“ von William Byrd angereichert wurde.