Weil am Rhein Im Gespräch die Schwere nehmen

Marco Fraune
Eine schwierige Zeit liegt hinter den Kindern und Eltern. Auch das kann in den Gesprächen aufgearbeitet werden. Foto: Alisa Eßlinger

Nachgefragt: Offener Treff startet im Familienzentrum mit Hygienekonzept / Familien sehr belastet

Weil am Rhein - Der Offene Treff im Familienzentrum Wunderfitz darf wieder stattfinden. Die Verantwortlichen freuen sich auf die zukünftigen wöchentlichen Austausche und auf schöne Begegnungen mit Eltern und Kindern, die zuletzt an ihre Grenzen kamen.

Los geht es mit dem Offenen Treff in der kommenden Woche. Im Gespräch mit unserer Zeitung blickt die Organisatorin Regina Goetz auf die zurückliegende Zeit, anstehende Herausforderungen und Chancen für die Zukunft.

Die Corona-Einschränkungen haben besonders Familien an ihre Grenzen gebracht. Welche Rückmeldungen haben Sie in den vergangenen Wochen erhalten?

Die nervliche Belastung war für die Familien durch den Lockdown sehr groß. Die Eltern haben gesehen, wie ihre Kinder unter den fehlenden sozialen Kontakten leiden. Auch haben gerade die kleineren Kinder die Situation nicht verstanden und konnten sie nicht einordnen. Den größeren Kindern jedoch hat die Situation Angst gemacht. Auch die Eltern haben unter dem fehlenden Austausch sehr gelitten.

Das Familienzentrum Wunderfitz musste nicht nur Veranstaltungen absagen, sondern auch der wöchentlich stattfindende Offene Treff war betroffen. Dabei lief dieser zuvor richtig gut.

Vor der Schließung war der Offene Treff so gut besucht, dass wir räumlich an unsere Grenzen gestoßen sind. Teilweise kamen bis zu 15 Familien zum Treff. Aber auch qualitativ fehlte das Angebot. Die Familien, das heißt Eltern und Kinder, haben vom Erfahrungsaustausch und der Begegnung profitiert. Die Eltern konnten über ihre Probleme in einem inoffiziellen Rahmen besser sprechen und sich leichter öffnen. Und sie bekamen das Gefühl, dass sie Raum hatten, um darüber zu sprechen. Hierbei erfuhren sie immer eine qualifizierte Begleitung seitens des „Wufis“, die stets beratend zur Seite steht. Es ist immer jemand da, der ihnen zuhört, dem sie wichtig sind und von dem sie respektiert werden.

Was zog die Eltern und die Kinder konkret zu den Treffen?

Mit dem Offenen Treff bieten wir ein niederschwelliges Angebot ohne Anmeldung, welches für alle Kulturen und Schichten offen ist. Man muss nichts leisten oder können, man darf einfach „sein“.

Nun hat die Stadt grünes Licht für die Fortsetzung der Treffen gegeben. Wie sehr haben Sie dies herbeigesehnt?

Sehr! Wir hatten zwischenzeitlich mitbekommen, dass andere Familienzentren zwischenzeitlich bereits wieder geöffnet waren. Wir haben uns überlegt, wie kann bei uns eine Wiederöffnung stattfinden, ohne dass der Kita-Betrieb gefährdet wird. Wir haben daher Vorschläge an die Stadt gemacht mit einem Konzept, welches auch unter anderem die Hygienemaßnahmen beinhaltet. Hier möchten wir erwähnen, dass die Stadt sehr bemüht war, zusammen mit uns eine gemeinsame Lösung zu finden.

Welche Auflagen müssen Sie denn konkret erfüllen?

Es wurde wie erwähnt ein detailliertes Hygienekonzept erstellt, welches unter anderem die regelmäßige Reinigung und Desinfektion der Räume sowie der Spielmaterialien vorsieht. Es gibt getrennte Sanitärbereiche und es wird regelmäßig gelüftet. Die Anmeldung muss im Voraus geschehen zwecks begrenzter Anzahl Teilnehmer und zur Nachverfolgung. Eine Gesundheitsbestätigung muss bei jedem Treffen neu ausgefüllt werden. Es muss Abstand gehalten werden und/oder Mund-Nasenschutz getragen werden.

Inwiefern unterscheidet sich der Offene Treff künftig damit vom gleichen Angebot vor Corona?

Eine vorherige Anmeldung ist erforderlich. Die Anzahl der Teilnehmer ist begrenzt, der Mindestabstand muss eingehalten werden. Es gibt keine Verpflegung und nur ein reduziertes Angebot an Spielmaterialien.

Der Offene Treff dient auch dazu, dass neu zugezogene Familien oder auch Eltern, die Kontakte suchen, Netzwerke knüpfen können. Gerade im Neubaugebiet „Hohe Straße“ könnten neue Besucher einziehen. Wie ist Ihre Erwartungshaltung für die Zukunft?

Glücklicherweise sind wir ja in kürzester Zeit dort vor Ort und können unsere Aufgabe als Familienzentrum als zentralen Treffpunkt wahrnehmen. Wir planen die Ausweitung unserer Angebote; wie zum Beispiel Babycafé, Schwangerentreff, Krabbelgruppen, Jugendtreffpunkt und Seniorenbegegnungsstätte. Somit können wir vollumfänglich die Intention eines Familienzentrums umsetzen.

Der Umzug des Familienzentrums wurde im Gespräch mit unserer Zeitung von Ihrer Geschäftsführerin Ingrid Weinmann zuletzt auf Mitte 2021 verschoben. Wann wird der Offene Treff in neuen Räumen angeboten?

Wir hoffen, dass wir ihn ab September 2021 zum neuen Saisonstart in den Herbst in unseren großzügigen Räumlichkeiten anbieten können.

Die Verantwortlichen des Familienzentrums haben zuletzt auch ihre Hoffnung artikuliert, dass die Entschleunigung und die untereinander erfahrene Solidarität in vielen Bereichen beibehalten werden. Welche Wünsche haben Sie für den Offenen Treff?

Wir wünschen uns ein achtsames Miteinander und die Möglichkeit, auch auf die vielen Facetten der coronabedingten Maßnahmen eingehen zu können, um den Belastungen für die Familien im Gespräch die Schwere zu nehmen.

Erstmalig trifft sich der Offene Kreis am Mittwoch, 23. September, ab 15 Uhr im „Wufi“, Danzigerstraße 2. Aufgrund der Corona-Vorschriften wird um Anmeldung per Mail gebeten an r.goetz@wufi-weil.de.

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