Weil am Rhein In 32 000 Metern Höhe platzt der Ballon

Saskia Scherer
Der 46-Jährige ist Funkamateur. Foto: Michael Bognowski

Eine Wettersonde ist in einem Baum in der 3-Länder-Stadt gelandet – direkt vor der Haustür von Michael Bognowski und damit quasi genau am richtigen Ort. Denn für einen Funkamateur wie ihn sei das „gefundenes Gold“, sagt er.

Michael Bognowski ist am Mittwochmorgen aufgestanden, hat sein Funkgerät eingeschaltet und ein rhythmisches Signal vernommen. „Erst habe ich mich gewundert, was das ist“, erzählt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Doch schnell fand er heraus, dass dieses von einer Wettersonde stammt. „Es gibt Plattformen, über die man solche Sonden finden kann“, erklärt er. Anhand der Signalstärke war ihm klar, dass diese ganz in der Nähe zu Boden gegangen sein muss.

Von einem Baum hing die Sonde herab. Foto: Michael Bognowski

In einem Baum an der Bläserstraße/Ecke Pfädlistraße wurde der Weiler fündig. Ausgestattet mit einem langen Seil und einem Gummihaken, holte er das Gerät mithilfe von Schleudertechnik herunter. Dass es mitten in der Stadt gelandet ist, sei schon etwas Besonderes. „Meist landen sie auf Feldern. Aber man kann nicht vorhersagen, wo die Sonden abstürzen.“ Dort sei das Bergen natürlich einfacher. „Außer, wenn der Boden frisch gedüngt ist“, lacht er. Es handelt sich um die erste Wettersonde, die der Funkamateur als erster gefunden hat. „Ich habe zwar schon mehrfach auf den Karten gesehen, dass welche gelandet sind, aber war oft zu spät.“

Von Payerne nach Weil

Besagte Sonde war in Payerne in der Schweiz gestartet und hat in knapp sechs Stunden Flugzeit rund 100 Kilometer zurückgelegt. „Diese Daten kann man alle auslesen“, erklärt Bognowski. Und noch einige mehr, wie zum Beispiel, dass der Ballon in 32 000 Metern Höhe geplatzt ist oder dass dort oben minus 54 Grad herrschten.

Ballon bläht sich zu einem Durchmesser von 20 Metern auf

Beim Start umfasst der mit Helium gefüllte Ballon laut Bognowski einen Durchmesser von etwa einem Meter. Bis er in 30 Kilometern Höhe angekommen ist, hat er sich in der dünnen Luft zu einer Größe von rund 20 Metern aufgebläht. „Schließlich platzt er und ein eingebauter Fallschirm öffnet sich“, erklärt der Weiler. An der Sonde, mit der Wetterdienste Daten sammeln, befinden sich ein Sensor und eine Antenne. Innendrin ist die Elektronik. Ein Kleber weist darauf hin, dass es sich um nichts Gefährliches handelt, und Finder das Gerät entweder entsorgen oder an den Wetterdienst zurückschicken können.

Michael Bognowski hat eine Wettersonde geborgen. Foto: Saskia Scherer

„Doch für einen Funker ist das etwas Wertvolles“, sagt der 46-Jährige. Denn sie dürfen die Sonden weiternutzen, also umbauen und umprogrammieren. Das besagt laut Bognowski das im Amateurfunkgesetz verankerte Selbstbaurecht. „Das ist gefundenes Gold.“ Eine Möglichkeit sei, sie wieder starten zu lassen – wie zum Beispiel bei der Landesgartenschau in Neuenburg geschehen. „Wir können auch selbst Daten sammeln und an Wetterdienste übermitteln.“ Oder die Geräte werden als Tracker für eine „Fuchsjagd“ genutzt, die es dann – ausgestattet mit Antenne und Funkgerät – zu suchen gilt.

Aus der Umwelt entfernen

Und auch in Sachen Umweltschutz sei es sinnvoll, die abgestürzten Wettersonden einzusammeln. Schließlich besteht der Ballon aus Kunststoff und in den Geräten befinden sich Batterien. In der 60 Meter langen Nylonschnur könnten sich leicht Tiere verheddern. Sollten Sonden in einer Hochspannungsleitung landen, gelte es Polizei und Feuerwehr zu informieren: „Das ist sonst lebensgefährlich.“

Ausbildung und Prüfung

Der 46-Jährige, der als Informatiker arbeitet, gehört dem DARC-Ortsverband A 47 Markgräflerland an. DARC steht für Deutscher Amateur-Radio-Club. Funkamateure müssen eine richtige Ausbildung absolvieren und eine staatliche Lizenz erlangen, betont der Weiler. Die Prüfung dauert drei Stunden, es gilt umfangreiche technische Fragen zu beantworten. Nach dem Bestehen erhält dann jeder ein einmaliges Rufzeichen von der Bundesnetzagentur. „Inzwischen gibt es auch Einsteigerklassen“, weiß er. Amateurfunk sei kein Rentnerverein. „Es kommen immer mehr junge Leute dazu“, so seine Beobachtung.

Der Wetterballon hatte sich in den Ästen vergangen. Foto: Michael Bognowski

Wer seine Lizenz hat, kann durch die ganze Welt funken. Oft senden sich die Funker gegenseitig Karten – per E-Mail oder auch per Post – und bestätigen sich den Empfang. Auch zur ISS im Weltraum hatte Bognowski schon Kontakt. Am Wochenende veranstaltet der A 47 einen „Field Day“ in Müllheim-Feldberg. „Das ist eine Art Zeltlager, bei dem sich Funker treffen und messen. Am Ende zählt, wer die meisten Verbindungen hatte“, erklärt der Weiler, der seit diesem Jahr in seiner jetzigen Amateurfunk-Klasse dabei ist.

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