Weil am Rhein In eine andere Welt eintauchen

Alisa Eßlinger
Bei strahlender Sonne ist eine Abkühlung im Fluss eine willkommene Abwechslung. Foto: Alisa Eßlinger

Mittelalterfest: Mit lauter Musik und guten Gesprächen feiern die fantastischen Gewandträger.

Weil am Rhein - Von Langeweile keine Spur: Auf dem Mittelalterlichen Phantasie Spectaculum (MPS) sind am Wochenende alle Sinne stimuliert worden. Im Dreiländergarten herrschte eine entspannte und positive Stimmung.

Die zweitägige Reise in die fantastische Welt des Mittelalterfestivals war verbunden mit historischen Kostümen, vormaligen Wettkampfarten oder auch alter Musik auf den drei Bühnen. Unsere Zeitung ist eingetaucht ins Spektakel.

Direkt hinter den Eingangspforten ertönen dumpfe Trommelschläge und dröhnende Dudelsäcke. Weiße Zeltplanen bedecken die Wiese, darauf stehen an verschiedenen Stellen langhalsige Flaschen in Körben. Die darin befindlichen bunt schimmernden Flüssigkeiten glänzen in der Mittagsonne und lassen die süßen Met-Mischungen erahnen. Ein ständiger Begleiter sind die Essensgerüche: Es durftet nach orientalischen Gewürzen, Kartoffeln und gebratenem Fleisch.

Stände über Stände erstrecken sich entlang der Wege im Dreiländergarten. Die Augen können sich nicht entscheiden, wo sie verweilen wollen: auf der Ware oder den Menschen? Denn urplötzlich stehen fremdartige Wesen vor einem. Man muss schon zweimal hinschauen: Ist das noch die Realität oder ist man bereits in Tolkiens Mittelerde entschwunden?

Orks, die Passanten für ein Foto mit einem Seil in Gefangenschaft nehmen. Bei den Temperaturen ganz schön schweißtreibend, so mit Latex-Maske und Lederweste in der prallen Sonne. Da wird der Mensch schnell zum Ork, der kurz kommentiert: „Es ist zu heiß zum Denken.“

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In den ersten paar Stunden des Festivals droht am Samstag ein Unwetter. Dunkle Wolken und aufkommender Wind ziehen auf, der Blick richtet sich gen Himmel. Doch das MPS bleibt während des Tages verschont. Das gefällt dem Ritter in metallener Rüstung gar nicht. „Ein Spiegelei könnte man auf mir braten.“ Zwei Elfen mit Ranken im Haar schlagen belustigt Steak und Speck als Essenswunsch vor.

So einfach ist es, auf diesem Mittelalterspektakelfest mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Alle scheinen für Späße und Gespräche aller Art offen zu sein. Händler erklären ihr Handwerk. So sitzt Fred Marschall in historischer Kulisse und plaudert von der fast in Vergessenheit geratenen Böttcher-Arbeit. Mit nackten Füßen hockt er auf einem Schemel und spaltet Weidenstangen.

An einem anderen Stand gibt die Hexe Elke Butzek Tipps zu heilenden Steinen. Bei der Duftmanufaktur können Balsams erstanden werden, rein natürlich seien diese und mit besonderer Wirkung, betont sie.

Am Hornstand werden Erwachsene wieder zu Kindern und tröten quietschende Töne aus Hörnern. Die Kinder tollen in mittelalterlichen Gewändern herum und trinken aus den Hörnern, wie ihre Eltern. Auf der Straße kann es passieren, dass die Kleinen der Fechtgruppe „Fictum“ nacheifern und ihre ersten Schwertkämpfe bestreiten.

Über den Tag hinweg spielen verschiedene Bands von drei Bühnen. Die Auswahl reicht von Feiermusik von „Mr. Hurley & Die Pulveraffen“ über die akustische Dudelsackmusik von „Saor Patrol“. Bei „Fiddler Green“ kreisen die T-Shirts der Zuhörer über die Köpfe und springen auf Kommando aus dem Sitzen in die Luft. Im Dunkeln versetzt die Band „Faun“ mit ihren mystischen Klängen die Zuhörer ins Tanzen. Andere wiederum liegen auf dem Boden und lauschen den Damenstimmen.

Du kannst sein, wer du bist, wird das vom Veranstalter ausgegebene Motto gelebt. Für die einen ist es eine nicht greifbare Welt, für die anderen eine willkommene Abwechslung – bevor nach Durchschreiten des Ausgangs die Besucherin auf ihrem Heimweg von den leiser werdenden Klängen begleitet wird.

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