Weil am Rhein Installation als Experiment

Weiler Zeitung
Foto: Jürgen Scharf Foto: Weiler Zeitung

Regionale 18: Kuratoren- und Künstlerduo lädt Kollegen ins Weiler Stapflehus ein

Von Jürgen Scharf

Weil am Rhein. „Carte Blanche“ haben Sylvia T. Verwick und Frédéric Letellier für die diesjährige Regionale 18 in der Städtischen Galerie Stapflehus bekommen. Das Künstlerduo bringt sich in die Ausstellung selber ein, kuratiert sie auch. Es ist eher ungewöhnlich, dass das Thema einmal umgedreht wird und die Kuratoren selbst ausstellende Künstler sind.

Die beiden Künstlerkuratoren haben für die Schau noch weitere vier Kunstschaffende aus Karlsruhe und Basel dazu eingeladen. Wer im ersten Stock die Arbeiten inspiziert, findet auf den ersten Blick viele Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten in der Machart. Das erinnert einen an die Kunstgeschichte: Gibt es heute in Karlsruhe immer noch, wie seinerzeit bei Hans Thoma, so etwas wie eine „Karlsruher Schule“, aber in ganz anderen modernen Medien? Das Thema Objekte, Installationen, konzeptuelles und prozesshaftes Arbeiten verbindet die jungen Karlsruher.

Der Japaner Yoshiya Hirayama zeigt, was man mit Spinnennetzen künstlerisch anfangen kann. Vier originale Spinnennetze hinter gerahmtem Fensterglas werden in fotografischer Technik zu Fotogrammen. Die Netze erscheinen wie früher auf den Filmstreifen mal negativ, mal positiv. Weitere 24 solcher Fotogramme von spinnwebfeinen Gespinsten werden mit einer „Netztelegrafie“ verbunden.

Archaisch-erdige Strukturen

Im Raum steht die große, wuchtige Stele von Nino Maaskola. Der junge Künstler arbeitet mit Aluminiumguss, der in der Erde entsteht. So erklären sich die besonderen archaisch-erdigen Strukturen. Diese körpergroße, hermetisch wirkende Gussform „Warte hier“ hat Dominanz im Raum, gegen die die „7-Fuß-Erdsäule“ aus Eisenguss und Erde von Jörg Gelbke nur schwer ankommt.

Auch bei den beiden T-Trägern auf dem Boden, die an Schienen gemahnen, arbeitet Gelbke ähnlich mit Abformungen, die in der Erde eingegraben werden. Diese sichtbaren Spuren von Witterung, Verfallsprozessen und Erosion lassen diese Eisengüsse düster und unzugänglich erscheinen. Etwas überspitzt gesagt könnte man von einer „Ästhetik des Desasters“ reden.

Verwick und Letellier selber bespielen den Eingangsraum, der verdunkelt ist und eine zweiteilige Audio- und Videoinstallation in großen Holzgehäusen beherbergt: das linke Modul unscharf, das rechte scharf gestellt. Die Rauminstallation ist als Experiment gedacht. Am Anfang steht hier immer das Arbeiten mit der Linie, möglichst minimal, einfach umgesetzt. Als Hintergrund sollte man wissen, dass das Projektkonzept von der Zeichnung herkommt, gepaart mit dem Blick auf die Horizontlinie. Das Ganze erhält architektonische Ansätze durch die Video-Realisation per Computer. Hier wird durchaus etwas Neues gestaltet mit anderen neuen Medien.

Eines davon ist der Ton, denn man hört stellenweise Geräusche aus dem Inneren des Menschen. Also einerseits ein Lichtobjekt mit spiegelnder Spezialfolie, die Transparenz und Wasser suggeriert, andererseits ergeben sich in diesen Lichtkästen Sequenzen, indem sich die horizontalen Streifen minimal verändern von weißer zu schwarzer Fläche. Man sollte sich die Zeit nehmen und acht Minuten zuschauen, um diese Bewegung der schwarzen Linie, die Licht- und Schattenprojektionen mit den sphärischen Klängen zu verfolgen.

Im Dachgeschoss arbeitet Franziska Baumgartner sehr raumbezogen. Sie hat an der Wandschräge eine mehrteilige Arbeit aus Reispapier angebracht, das mit der Zeit Formen und Falten wirft, abblättert und stückweise auf den Boden fällt, was zu dieser konzeptionellen Arbeit dazugehört. Da kann man nur hoffen, dass niemand die Papierschnipsel wegwischt, wie einst geschehen bei der Beuysschen Fettecke...  Bis 7. Januar; Öffnungszeiten: Sa 15 - 18 Uhr, So und Feiertags 14 - 18 Uhr

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