Weil am Rhein Interessierte winken ab

Weiler Zeitung
Am Rande des Neubaugebiets „Hohe Straße“ soll sozialer Wohnraum entstehen. Foto: Marco Fraune Foto: Weiler Zeitung

Hohe Straße: 30-Prozent-Vorgabe für sozialen Wohnungsbau erweist sich als Hürde

Die von der Stadt forcierte Förderung des sozialen Wohnungsbaus im Neubaugebiet „Hohe Straße“ stößt bei Projektentwicklern auf wenig Resonanz. Die Möglichkeiten der städtischen Wohnbau sind mit den aktuellen Vorhaben zugleich ausgeschöpft.

Von Marco Fraune

Weil am Rhein. Bei den neu ausgeschriebenen zwei großen Grundstücken neben dem Hieber-Markt hatte die Stadt die Vorgabe gemacht, dass 30 Prozent der errichteten Wohnfläche dem sozialen Wohnungsbau zu widmen sind. Doch bisher gibt es keinen Projektentwickler, der dies umsetzen will. „Zwei Interessenten haben abgewunken, als sie von der 30-Prozent-Vorgabe gehört haben“, berichtete Bürgermeister Rudolf Koger im Finanzausschuss am Montagabend. Es stelle sich hier also als „schwierig“ dar.

Wie der Markt reagiert

Ob dies auch an anderer Stelle in der Stadt der Fall sein wird, müsse abgewartet werden. „Man muss das von Projekt zu Projekt sehen“, will Koger noch analysieren, wie der Markt reagiert.

Oberbürgermeister Wolfgang Dietz sieht mit der 30-Prozent-Vorgabe die Stadt auf dem richtigen Weg, sie soll also erst einmal nicht verändert werden. In Freiburg würde man sich sogar nach oben hin überbieten. Dietz: „30 Prozent sind ein moderater und vertretbarer Satz.“ Zugleich spüre die Stadt die aktuell aufgeheizte Baukonjunktur, womit sich die Anbieter, also die Handwerksunternehmen und Baufirmen die Aufträge aussuchen können. „Der Markt ist nicht normal.“ Der OB glaubt ebenso wie Koger, dass nun Projekt für Projekt analysiert werden müsse, wie die Forderung nach dem sozialen Wohnungsbau-Anteil ankomme.

Wohnbau am Anschlag

Für Thomas Harms (FDP) steht angesichts auch dieser Erfahrungen fest: „Wir können dankbar sein, dass wir die städtische Wohnbau haben, die sich engagiert.“

Die Grenzen des Machbaren sind erst einmal aber ausgeschöpft, wie Koger nochmals unterstrich. So ist die Wohnbau mit dem 40-Millionen-Bauprojekt an der August-Bauer-Straße ganz besonders gebunden. Geplant sind 86 Ein- bis Fünf-Zimmerwohnungen sowie zwei Demenzwohngruppen mit jeweils zwölf Einzelzimmern. Auch drei Gewerbeeinheiten sind vorgesehen. Die gesamte Wohnfläche in dem Projekt wird 8000 Quadratmeter groß sein, die der Gewerbeflächen 1800 Quadratmeter.

Neue Bürgschaft

Für dieses Neubauprojekt soll die Stadt eine Ausfallbürgschaft in Höhe von knapp acht Millionen befristet auf zehn Jahre übernehmen, empfahl der Finanzausschuss am Montag dem Gemeinderat. Der Bürgschaftsrahmen wird aber nicht erhöht, da die Wohnbau einen Teilbetrag einer anderen Bürgschaft zurückgegeben hat.

Wohnraum in Otterbach

Günstigen Wohnraum will die Stadt außerdem in Otterbach schaffen, wo drei Wohngebäude in Modulbauweise errichtet werden. Das Projekt liegt zwar in den Händen von Wohnbau-Geschäftsführer Andreas Heiler, doch da die Grenzen der Belastung der Gesellschaft erreicht sind, wird die Firma Aktivhaus die Planung und die Bauausführung aus einer Hand übernehmen – erst einmal für zwei Gebäude, nach einer Bebauungsplanänderung später dann auch beim dritten Gebäude. Die Planungsverträge für die Modulbauweise werden aktuell für zwei Häuser abgeschlossen, erklärt Wohnbau-Aufsichtsratsvorsitzender Christoph Huber.

Was mit dem Grundstück nördlich des Hieber-Markts wird, auf dem sozialer Wohnungsbau realisiert werden soll, nachdem das Konzept der jungen spanischen Architekten nicht mehr weiterverfolgt wird, bleibt unklar. „Die Priorität liegt momentan auf der Errichtung der Heizzentrale für das Biomassekraftwerk. Parallel dazu machen wir uns innerhalb der Verwaltung Gedanken“, hatte Erster Bürgermeister gegenüber unserer Zeitung zuletzt erklärt.

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