Weil am Rhein „Jede Woche tut sehr weh“

Weiler Zeitung
Foto: Marco Fraune Foto: Weiler Zeitung

Kulturbetrieb: Weiler Kino ist seit zwei Monaten geschlossen / Perspektive für Betreiber Wolfgang Traber unklar

Exakt zwei Monate ist es her, dass Wolfgang Traber sein Kino im Rheincenter wegen der Corona-Pandemie geschlossen hat. Vielleicht könnte es im Juni wieder öffnen, eventuell auch nicht. Und welche Bestimmungen müssen dann eingehalten werden? Klar ist: Die Ausgaben laufen, Einnahmen gibt es keine. „Jede Woche tut sehr weh.“

Von Marco Fraune

Weil am Rhein. Die Planungen für dieses Jahr waren eigentlich von Investitionen in die Zukunft geprägt, schildert der Kino-Chef im Gespräch mit unserer Zeitung. Lediglich ein Vorführungssaal ist mit einem neuen Soundsystem ausgestattet und fertiggestellt worden. Die übrigen vier müssen warten. Auch neue Monitore und der Umbau des Foyers erfolgt entgegen der ursprünglichen Planungen des Betreiber nun nicht mehr. „Die Investitionen liegen auf Eis.“ Damit will er nicht unnötig ein finanzielles Risiko eingehen. Denn: „Es kommen keine Einnahmen rein und man weiß nicht, wie es weitergeht.“

Ungewissheit herrscht vor

In den Bundesländern gebe es unterschiedliche Wiederöffnungstermine und Bestimmungen. Für Baden-Württemberg kursierte im Internet zwischenzeitlich der Pfingstmontag, 1. Juni, als Wiedereröffnungstermin samt Einhaltung von Hygiene- und Abstandsvorschriften, wobei pro Vorstellung unter 100 Personen nur Zutritt haben sollen. Auch müsse die Rückverfolgbarkeit der Besucher sichergestellt werden. Doch davon hat das Rechts- und Ordnungsamt im Rathaus noch keine Kenntnis, wie auf Anfrage erklärt wird. Auch der Weiler Kino-Betreiber kann lediglich mitverfolgen, was in Pressemiteilungen steht. Weder zum Öffnungstermin noch zu den Auflagen liegen ihm Infos vor. „Ich weiß nicht, wie viele Besucher rein dürfen und was zu tun ist.“ Sobald dieses klar ist, setzt er auf Gespräche mit dem Gesundheitsamt und dem Ordnungsamt, um Abstandsregeln & Co. zu klären.

Drei Wochen Vorlaufzeit

Von null auf 100 wird der Neustart aber nicht möglich sein, weiß Traber. Drei Wochen Warmlaufphase benötigt das Kino. So müssten auch die Mitarbeiter wieder aus der Kurzarbeit raus, womit die vollen Lohnkosten anfallen, und der Kino-Komplex muss entsprechend der Bestimmungen hergerichtet werden. Hinzu kommen dann die notwendigen Schulungen, um die Sicherheit auch leben zu können. Zugleich gilt es, Dienstpläne zu erstellen.

Kurzarbeit und kein Geld

Von seinen 40 Mitarbeitern sind 14 in Kurzarbeit, 26 erhalten außerdem kein Geld, da sie nur als Aushilfe tätig waren. Diesen hatte der Chef zwar finanzielle Unterstützung angeboten, wie er erklärt, doch sei dieser Notfall noch nicht eingetreten.

Je länger die Schließung dauere, umso schwieriger werde es aber. Eine finanzielle Nothilfe habe er ebenso wie das Kurzarbeitergeld schon beantragt. „Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein“, blickt er auf sechsstellige Beträge, die ihm durch die Schließung einfach fehlen. Und: Wenige Meter von der Schweizer Grenze entfernt hofft der Kino-Betreiber zugleich, dass die Grenzen tatsächlich bald wieder offen sind. Das Lager sei jedenfalls mit haltbarer Ware auch noch gefüllt. Falls mal eine Bierflasche droht abzulaufen, würde er sich notfalls darum kümmern, hat der Betreiber seinen Humor nicht verloren.

Filmstarts verschoben

Noch kann Traber die Schließung finanziell auffangen – auch durch den Investitionsstopp. „In die Insolvenz wollen wir nicht schlittern. Davon sind wir auch weit entfernt.“ Zugleich schmerzen ihn die finanziellen Verluste. „Jede Woche tut sehr weh.“ Denn es gebe keine Einnahmen, doch viele Kosten fallen an: Löhne, Wartung, Versicherung und mehr. „Man muss gucken, dass man durchkommt.“ Die Pacht sei vom Rhein-Center gestundet worden, doch müsse später wieder erwirtschaftet werden. „Wir lassen uns nicht unterkriegen und wir werden wiedereröffnen.“

Dann stelle sich aber auch eine weitere Frage: „Welche Filme zeige ich?“ So seien viele Starts wegen der Corona-Pandemie verschoben worden, wie das neue James-Bond-Abenteuer. Andere liefen über Streamingdienste wie Disney+, Netflix oder Amazon Prime. Die Autokinos hätten auch nur ältere Filme über die Leinwand flimmern lassen. Zugleich glaubt Traber fest an die Zukunft der Institution Kino. „Ein schöner Film gehört auf die Leinwand. Es ist einfach ein anderes Erlebnis als daheim.“

Weniger Kinobesucher

Bis es soweit ist, geht Traber wie in den vergangenen Wochen weiter in sein Büro. Ein neues Kassensystem wurde installiert, ein Rohrbruch muss versorgt und die Leitungen müssen laufend durchgespült werden. Traber hält den Laden im geschlossenen Zustand am Laufen. Angesichts seiner jahrzehntelangen Erfahrung geht er davon aus, dass es wieder aufwärts geht. Künftig dürfe er aber wohl nur je knapp ein Drittel in den fünf Sälen besetzen, in denen es 700 freie Plätze gibt. Klar sei, dass an dem Ticketpreis nicht groß gedreht werden soll, sondern dieser wohl stabil bleibe. Sein Appell an die Cineasten lautet: „Die Kino-Besucher sollen zurückkommen mit einem Sicherheitsabstand.“

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading