Weil am Rhein Kinder profitieren

Weiler Zeitung
Auch das Vorlesen fördert das Sprachverständnis. Foto: sba Foto: Weiler Zeitung

Sprachförderung: Nur einzelne Eltern sträuben sich

Die Sprachförder-Angebote für Jungen und Mädchen in den Kindertagesstätten werden von den meisten Weiler Eltern positiv aufgenommen. Nur in Einzelfällen befürchten diese eine gewisse Stigmatisierung ihres Nachwuchses und verzichten auf die intensive Unterstützung in der Kita.

Von Marco Fraune

Weil am Rhein. Ob die zusätzliche intensive Sprachförderung statt wie bisher freiwillig, künftig verpflichtend sein soll, wie von Kultusministerin Susanne Eisenmann angedacht (wir berichteten gestern auf der Titelseite), dazu gibt es unterschiedliche Einschätzungen bei Weiler Kindertagesstätten-Leiterinnen.

Friedlinger Eltern begrüßen Unterstützung

Von den 66 Kindern im Friedlinger Kindergarten Bärenfels haben 95 Prozent einen Migrationshintergrund. „Wir bieten viel Sprachförderung, um Deutsch zu vermitteln“, verweist Kita-Leiterin Karin Böhm auf einen Schwerpunkt ihrer Arbeit. Und diese würde positiv eingeschätzt. „Die Eltern sind immer dankbar, wenn es solche zusätzlichen Angebote für ihre Kinder erhalten.“ Sie würden eher mehr als weniger wünschen.

Im Durchschnitt fallen die Ergebnisse der Friedlinger Kinder bei den Vorschuluntersuchungen hinsichtlich der Deutschkenntnisse schlechter aus, weiß Böhm um die Struktur im Stadtteil. Dass in den Familien statt Deutsch eher Türkisch, Albanisch und Arabisch gesprochen wird, sei nicht das Problem, wenn all diese Kinder schon ab dem Alter von drei Jahren in die Kita kommen würden. „Mit der Muttersprache wird der Grundstein gelegt. Dann sind sie bereit, eine weitere Sprache zu lernen.“ Es stelle also kein Problem dar, wenn die Kleinen zuhause eine andere Sprache sprechen. Doch wenn nur ein Jahr Zeit im Kindergarten bleibt, wie zuletzt durch die Anmeldung von mehreren Fünfjährigen der Fall, werde der Spracherwerb ein Problem. Die Sprachförderung laufe schließlich nicht als klassisches Vokabellernen ab. Vielmehr wird in Kleingruppen zum Sprechen und Lernen angeregt. Hinzu kommt dann noch die allgemein übliche alltagsintegrierte Sprachförderung.

Die Friedlinger Kita-Leiterin spricht sich daher für ein kostenloses und verpflichtendes Kita-Angebot ab dem dritten Lebensjahr aus. „Gerade in Friedlingen könnte man viel positiven Einfluss nehmen.“ Die Eltern würden hier bereits stark mitwirken. „Die Eltern sehen uns als Teil ihrer Familie.“ Sie wollen mithelfen, dass ihre Kinder gute Chancen für die Zukunft erhalten.

Optimistisch stimmt Böhm erst einmal, dass im evangelischen Kindergarten Bärenfels mittlerweile mehr deutsche Kinder angemeldet werden, auch aus Ötlingen. Damit könnten diese dann als Vorbild bei der Sprache fungieren.

„Don Bosco“-Leiterin für Verpflichtung

In der Weiler Innenstadt ist der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund hingegen deutlich niedriger. Ungefähr die Hälfte betrage dieser für ihre Einrichtung, schätzt Sabine Juergens von der katholischen Kita „Don Bosco“. Die Leiterin macht vorwiegend positive Erfahrungen mit den Eltern hinsichtlich der Sprachförderangebote für die Kleinen. „Die Eltern sind dankbar.“ Zu den Sprachfördergruppen würde natürlich auch die alltagsintegrierte Sprachförderung stattfinden, unterstreicht sie. Das sei allein schon notwendig, da Erzieher auch in Weil knapp sind und auf Sprachintentivförderung spezialisierte Erzieher noch knapper. Von den 143 Kindern in der Einrichtung würden zirka 20 Prozent die Sprachförderung in speziellen Kleingruppen benötigen.

Doch nicht alle Eltern seien dankbar, einige würden eine Stigmatisierung ihrer Kinder befürchten. Diese seien teils auch beratungsresistent. Für diese Einzelfälle erachtet Juergens die von der Ministerin vorgeschlagene Verpflichtung zur Sprachförderung als sinnvoll. „Für die wäre es sehr wichtig.“

Die Förderung ist aber nicht nur auf Kinder mit Migrationshintergrund begrenzt, sondern auch deutsche Kinder müssen gefördert werden. „Manche Familien haben noch nicht einmal ein Bilderbuch“, weiß Juergens. Computer und andere elektronische Medien seien zu schnell für die Kleinen und sie würden damit sprachlich zu wenig stimuliert.

„Juno“ setzt auf eigene Akzente

Mit Sprachspielen, Memory und mehr werde laut der Leiterin der städtischen Kita „Juno“ in Haltingen, Monika Böhringer, diesen Defiziten begegnet „damit sie sprachlich aktiv werden“. Deren Eltern fehle es entweder an Zeit oder auch an Interesse, sinnvoll mit den Kleinen Zeit zu verbringen.

Doch auch der Migrationshintergrund spielt in der Kita „Juno“ eine Rolle. Von den 100 Kindern hätten 13 bis 14 im Alter von fünf bis sechs Jahren einen erhöhten Förderbedarf, 20 Vierjährige sowie zehn bis 15 Dreijährige. Eine Erzieherin hat in der städtischen Kita eine Qualifikation, um Sprachförderung mit Kindern zu leisten. Doch die 50-Prozent-Stelle reiche nicht aus. Statt auf ein spezielles Förderprogramm, bei dem viel Dokumentationsarbeit anfällt, wird daher allgemein auf die Sprachförderung gesetzt. „Wir sind freier und können so individueller entscheiden.“ Bislang habe es in der Haltinger Kita noch keine Eltern gegeben, die sich gegen die spezielle Sprachförderung gewehrt haben. „Durch eine Verpflichtung der Eltern würde sich für uns nichts ändern.“

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