Weil am Rhein Klaus Gempp

Weiler Zeitung
Der scheidende Stadtbrandmeister Klaus Gempp vor der Weiler Feuerwache Foto: Siegfried Feuchter Foto: Weiler Zeitung

Klaus Gempp ist 40 Jahre im Feuerwehrdienst, davon 20 Jahre als Kommandant und Stadtbrandmeister / Abschied mit Wehmut und Vorfreude auf mehr freie Zeit

Er war mit Leib und Seele Feuerwehrmann. Noch wenige Tage, dann wird Klaus Gempp am 5. Mai nach 40-jährigem Feuerwehrdienst, davon 20 Jahre als ehrenamtlicher Kommandant und Stadtbrandmeister, mit einem Festakt im Rathaus verabschiedet und seine Verdienste gewürdigt.

Klaus Gempp, ein gebürtiger Altweiler, ist 58 Jahre alt. Der Betriebswirt und Familienvater von zwei erwachsenen Kindern führt zusammen mit seinem Bruder Jürgen ein Elektrofachgeschäft in Alt-Weil. Ehrenamtlich engagiert er sich seit vier Jahrzehnten in der Feuerwehr, 20 Jahre davon stand er an der Spitze undführte das Kommando.

Von Siegfried Feuchter

Weil am Rhein. Vier Jahrzehnte Feuerwehrdienst bedeuten unzählige Einsätze, ob Brände oder schreckliche Unfälle und vieles mehr, nach dem Motto retten, löschen, bergen, schützen. Das bedeutet auch Tag und Nacht Einsatzbereitschaft und eine hohe Verantwortung. Unsere Zeitung sprach mit dem scheidenden Stadtbrandmeister Klaus Gempp.

Frage: Nach 40 Jahren Feuerwehrdienst, davon 20 Jahre als verantwortlicher Stadtbrandmeister, naht jetzt der Abschied. Kommt Wehmut auf?

Je näher der Termin der Verabschiedung rückt, desto mehr kommt Wehmut auf, das will ich gar nicht verschweigen. Mein Herz hängt schließlich an der Feuerwehr. Auf der anderen Seite gewinne ich jetzt viel Freizeit. Frank Sommerhalter, mein Nachfolger, hat mir bereits im vergangenen Jahr einiges an Arbeit abgenommen.

Frage: Was wiegt für einen Feuerwehrmann schwerer, der Verzicht auf Freizeit oder die Verantwortung, die ein Kommandant hat?

Die Verantwortung ist ein großer Part. Schließlich muss eine Feuerwehr funktionieren – 24 Stunden am Tag und an 365 Tagen im Jahr. Die Ausrüstung muss immer auf dem neuesten Stand sein, und die Sicherheit der Einsatzkräfte ist ein wichtiger Aspekt.

Frage: Hinter Ihnen liegt ein Leben für die Feuerwehr. Wollten Sie schon immer Feuerwehrmann und Kommandant werden?

Mein Vater war Löschzugführer in Alt-Weil, und zu Albert Fuchs, dem langjährigen Kommandanten, hat unsere Familie freundschaftliche und auch verwandtschaftliche Beziehungen. Da bin ich schon in jungen Jahren mit der Feuerwehr konfrontiert worden. Nach dem Abitur stand für mich fest, dass ich – schon wegen unseres Geschäfts – hier bleiben werde. Da es damals in Weil keine Jugendfeuerwehr gab, aber der Bedarf an Nachwuchskräften vorhanden war, kam man mit der Bitte auf mich zu, eine Jugendfeuerwehr aufzubauen. Damals war ich 18 Jahre alt. 1978 wurde die Jugendfeuerwehr gegründet, 1981 habe ich für zehn Jahre deren Leitung übernommen. Zugleich habe ich nach und nach alle Ausbildungen absolviert und wuchs immer stärker in die vielfältigen Aufgaben einer Feuerwehr hinein – vom Abteilungskommandanten in Alt-Weil über den stellvertretenden Kommandanten bis hin zum Kommandanten und Stadtbrandmeister.

Frage: Haben Sie Ihre Einsätze in den vier Jahrzehnten gezählt?

Das habe ich nicht. Ich weiß nur, dass es sehr viele waren.

Frage: Was waren die gefährlichsten und schwierigsten Einsätze?

Es gab einige Großbrände, wenn ich nur an Bochmann und Vitra denke. Gefährlich sind immer die langwierigen Gefahrguteinsätze, weil man nie weiß, was auf einen zukommt. Am schwierigsten bei Einsätzen mit Verletzten und Toten ist die psychsche Belastung. Nur zwei Beispiele: Bei einem Einsatz habe ich einen Klassenkameraden von mir tot aufgefunden, bei einem anderen musste ich erleben, wie an der Kandermündung ein Vater ums Leben kam, als er sein vom Wasser mitgerissenes Kind erfolgreich rettete. Das waren für mich besonders schlimme Fälle. Es ist gut, dass wir einen Feuerwehrseelsorger haben. Früher war es Pfarrer Herbert Rochlitz, seit dessen Wegzug Uwe Degenhardt.

Frage: Was nehmen Sie als angenehme Erinnerung von der Feuerwehr mit?

Die tolle Kameradschaft. Und als Kommandant allein kann man nichts bewirken, wenn man nicht ausgezeichnete Stellvertreter und Abteilungskommandanten zur Seite hat. Das war bei mir immer der Fall. Befriedigend ist es auch, als Feuerwehrmann sich für die Sicherheit der Bevölkerung einzusetzen – ob bei Bränden, Unfällen, Unwetter und so weiter. Da kommt schon einiges zusammen.

Frage: Ist die Verantwortung eines Kommandanten belastend?

In jedem Fall. Er steht immer in der Pflicht dafür zu sorgen, dass die Einsatzbereitschaft zu jeder Zeit gewährleistet ist – auch in Urlaubszeiten. Die Ausbildung der Feuerwehrleute ist eine Riesenaufgabe, doch auch hier kann ich mich auf die Abteilungskommandanten und unsere Ausbilder voll und ganz verlassen. Die Ausrüstung muss ebenso auf dem bestmöglichen Stand sein. In Oberbürgermeister Wolfgang Dietz und dem Gemeinderat haben wir aber einen starken Rückhalt. Sie wissen, dass wir keine unangemessenen Wünsche haben, sondern uns auf das Notwendigste beschränken. Sie können sich auf uns verlassen.

Frage: Auch bei einer Feuerwehr macht der Wandel nicht Halt. Wie hat sich der Feuerwehrdienst im Laufe Ihrer langjährigen Dienstzeit verändert?

Er ist viel komplexer geworden. Allein wenn man nur die Ausrüstung von früher mit der von heute vergleicht, erkennt man, dass es heutzutage ein Vielfaches an Hilfsmitteln und technischer Unterstützung gibt. Aber man muss die neue Technik bedienen können, das wiederum erfordert eine intensivere Ausbildung. Jeder Handgriff muss sitzen. Das ist wichtig bei mehr als 300 Einsätzen im Jahr. Deshalb sind auch die Übungsabläufe intensiver und professioneller geworden. Hinzu kommt, dass die Vorschriften viel umfangreicher geworden sind, was vor allem den Atemschutztrupp stark fordert.

Frage: War der Neubau der Feuerwache und die damit einhergehende Umstrukturierung der Abteilungen ein Meilenstein?

Sicher. Schon unter meinem Vorgänger Albert Fuchs war in den 90er Jahren eine neue Feuerwache ein Thema. Es ging auch darum, mit einem Neubau die Kräfte zu bündeln. Das ist uns mit diesem Standort gelungen, zumal es wichtige Synergieeffekte mit dem Betriebshof gibt. Wenn man sieht, wie wir heute dastehen, dann muss man sagen, dass es der richtige Schritt war. Durch die Zentralisierung haben sich die Arbeitsabläufe vereinfacht.

Frage: Wird es immer schwieriger, die Einsatzbereitschaft tagsüber sicherzustellen?

Ja, obwohl wir die Zahl der Einsatzkräfte im vergangenen Jahr auf nunmehr 163 leicht steigern konnten. Doch tagsüber sind die Leute immer unabkömmlicher. Je kleiner die Firma ist, desto größer ist das Verständnis, wenn ein Mitarbeiter wegen eines Einsatzes seinen Arbeitsplatz verlassen muss. Deshalb ist es gut, dass mittlerweile 13 Angestellte der Stadt auch Mitglied der Feuerwehr sind. Denn Ziel muss es sein, die Tagesbereitschaft zu verbessern.

Frage: Wird es immer auch schwieriger, Nachwuchskräfte zu gewinnen?

Es wird schwieriger, denn Feuerwehrdienst ist zeitintensiv, aufwendig und nicht immer planbar.

Frage: Kann der Feuerwehrdienst bei mehr als 300 Einsätzen im Jahr ehrenamtlich noch geleistet werden?

Ja. Hätten wir eine Berufsfeuerwehr, bräuchten wir 46 Mann rund um die Uhr. Das wären allein Personalkosten zwischen 1,5 und zwei Millionen Euro. So aber können wir innerhalb von zehn Minuten rund 100 ehrenamtliche Feuerwehrleute aktivieren. Im Übrigen haben wir die Zahl der hauptamtlichen Kräfte, die unter anderem für den Unterhalt des Fuhrparks und die Verwaltungsaufgaben zuständig sind, in den vergangenen Jahren gesteigert. Mein Nachfolger, Frank Sommerhalter, wird bekanntlich auch hauptamtlich tätig sein. Und in der Stadt haben wir mit Amtsleiterin Frau Ellen Nonnenmacher eine vorbildliche Unterstützung.

Frage: Ist die Grenzlage von Weil am Rhein eine besondere Herausforderung?

In jedem Fall. In unser Einsatzgebiet fallen die Bahnanlagen, die Autobahn und der Rheinhafen, wobei es immer wieder zu sehr zeitaufwendigen Gefahrguteinsätzen kommt. Es ist wichtig bei der Vielzahl an Gefahrstoffen, schnell und richtig zu entscheiden. Solche Einsätze dauern in der Regel jeweils mehrere Stunden und binden oft 40 bis 50 Feuerwehrleute. Weil am Rhein ist nun mal eine Verkehrsdrehscheibe, da ist neben den „normalen“ Einsätzen die Beanspruchung jedes Einzelnen hoch, zumal unzählige Ausbildungen notwendig sind.

Ich kann nur sagen: Hut ab, was die Feuerwehrleute und die Führungskräfte, die noch zusätzlich gefordert sind, leisten. Das nötigt mir hohen Respekt ab.

Frage: Jetzt beginnt für Sie eine Zeit ohne Einsätze zu jeder Tages- und Nachtzeit und ohne Verantwortung für die Feuerwehr. Freuen Sie sich darauf?

Natürlich freue ich mich – und auch meine Frau – auf den Zeitgewinn. Es kam ja nicht selten vor, dass man auch bei privaten Anlässen durch Alarme herausgerissen wurde. Ohne die Unterstützung durch meine Frau und Familie wäre das alles nicht leistbar gewesen. Die Feuerwehr hat mein Leben geprägt, sie war mein wichtigstes Hobby. Dennoch kommt jetzt keine Langeweile auf, zumal ich als Geschäftsmann keinen Achtstundentag habe. Auch wenn ich nun mit Wehmut scheide, die Freude auf den neuen Abschnitt überwiegt.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading