Weil am Rhein Kleinen Kätzchen das Leben retten

Marco Fraune
Anonyme Abgabe: In der Weiler Gartenstadt hat die Vorsitzende der Katzenhilfe, Cornelia Tscheulin, die Katzenbabyklappe aufgestellt. Foto: Marco Fraune

Tierschutz: Die SOS Katzenhilfe stellt in der Weiler Gartenstadt Deutschlands erste Katzenbabyklappe auf / Anonyme Abgabe mit Notruffunktion

Weil am Rhein - Unerwünschte Katzenbabys sollen keinen qualvollen oder schnellen Tod erleiden, sondern eine neue Lebenschance erhalten. Die SOS Katzenhilfe hat in der Weiler Gartenstadt eine Katzenbabyklappe aufgestellt, um anonyme Abgaben von Kitten zu ermöglichen. Deutschlandweit sei dies die erste, die in dieser Form betrieben wird, erklärte Vorsitzende Cornelia Tscheulin gestern im Gespräch mit unserer Zeitung.

Einige neugeborene Katzenbabys landen im Fluss oder werden einfach auf den Misthaufen geworden. Mit der neuen Klappe würden sie eine reguläre Chance auf ein schönes Leben erhalten. Hierzu hat Tscheulin an ihrem Wohnhaus an der Bannstraße 6 eine 57 Zentimeter breite, 50 Zentimeter hohe und 43 Zentimeter tiefe Box aufgestellt, die von innen isoliert ist. Zwei mit Gittern versehene Aussparungen werden noch gesägt, damit frische Luft durch den mit Styropor ausstaffierten Innenbereich wehen kann.

Dennoch zählt jede Minute, weiß die SOS-Katzenhilfe-Vorsitzende. Daher wird über der Box am Briefkasten eine Klingel angebracht, die einen anderen Ton aufweist als die Türklingel. Auch ein Lichtsignal geht im Haus an. Hinzu kommt, dass die Vereinsvorsitzende auf ihrem Handy eine Benachrichtigung erhält. Falls sie selbst nicht daheim ist, kann sie umgehend der zwei Häuser entfernt wohnenden zweiten Vorsitzenden Birgit Lang Nachricht geben, notfalls gibt es noch Tierliebhaber auf der anderen Seite des Gartenzauns. Schließlich geht es darum, die Kitten schnell mit Tierbabynahrung zu versorgen.

Um rechtlich auch auf der sicheren Seite zu sein, steht auf dem Deckel ein wichtiger Hinweis: „Mit dem Einlegen der Kitten in die Box und dem Betätigen der Klingel, treten Sie die Kitten automatisch an die SOS Katzenhilfe e.V. ab und können, ohne sich weiter kümmern zu müssen, gehen.“ Damit wird nach dem Entwurmen, der Entflohung, der Impfung und dem Chippen eine Vermittlung umgehend möglich. Rechtlich anders geregelt ist es bei Fundkatzen, bei denen eine sechsmonatige Frist besteht. Doch: „Wir wollen ja, dass es für die Leute anonym ist“, gebe es keinen weiteren Übernahmevertrag.

Wie viele Tierbesitzer von der Katzenbabyklappe pro Jahr Gebrauch machen werden, kann die Vereinsvorsitzende nicht prognostizieren. „Es ist schwer zu sagen, wie es angenommen wird.“ Über verschiedene Plattformen wie die Internetseite, Facebook oder auch Instagram soll in der nächsten Zeit jedenfalls darüber informiert werden, dass die Katzenbabyklappe ins Leben gerufen wurde.

Die Idee dazu hatte Tscheulin, nachdem sie von einer ähnlichen Einrichtung in der Schweiz gelesen hat. In Deutschland gebe es ein solches Angebot hingegen nicht. Wobei die Weilerin dazu beitragen will, dass sich daran etwas ändern wird. „Für mich wäre es ganz toll, wenn mehr Vereine die Klappe anbieten.“ Weil sie noch Vorreiter ist, will Tscheulin dafür in der Republik die Werbetrommel rühren.

Finanzielle Notlage

Finanziell auf Rosen gebettet die SOS Katzenhilfe keineswegs. Coronabedingt konnten auch keine Kuchenverkäufe stattfinden, während aber die Kosten und die Arbeit anstehen. „Wir sind existenziell bedroht.“ In den vergangenen sechs Monaten sei ein finanzielles Loch im deutlichen fünfstelligen Bereich entstanden. Tscheulin und Lang haben dies mit eigenem Geld gestopft.

Froh sind die beiden Vorsitzenden, dass nicht nur bei Dehner in Haltingen und in Zell im Wiesental Spendenboxen aufgestellt sind, sondern seit fünf Wochen auch beim Rewe in Haltingen. Marktleiter Christian Keller hat zudem zugesagt, dass die gespendeten Pfandbons ab dem 1. November den Katzenrettern zu Gute kommen, nachdem noch der Haltinger Kindergarten finanziell profitiert. „Das Geld ist wichtig für die Bezahlung der Tierarztbesuche“, verweist Tscheulin darauf, dass der 140 Mitglieder zählende Verein allein 1000 Euro monatlich an Tierarztkosten im Schnitt stemmen muss, aber keine staatliche Unterstützung erhält, da privat auch die Auffangstation betrieben wird, doch kein Tierheim im klassischen Sinn.

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