Weil am Rhein Kühner Linien- und Farbenschwung

Weiler Zeitung
2,20 auf 1,50 Meter misst das in der neuen Ausstellung der Galerie Stahlberger gezeigte großformatige Eitempera-Gemälde „Figurenbild III“ von Martin Brodwolf. Foto: Walter Bronner Foto: Weiler Zeitung

Ausstellung: Martin Brodwolfs Aquarelle, Eitempera- und Tuschebilder in der Weiler Galerie Stahlberger

Von Walter Bronner

Weil am Rhein. Die in sich gekehrt musizierende „Flötengruppe“, die im mittleren Raum der Galerie Stahlberger in Weil am Rhein ein Bild beschaulicher Anmut abgibt, hat Martin Brodwolf seiner vor Jahren verstorbenen Mutter Adelheid gewidmet. Bei ihr hat der jetzt 61-jährige und nahe Berlin lebende Künstler während seiner Kindheit in Vogelbach auch selbst liebevollen Unterricht im Flötenspiel bekommen.

Doch mehr noch als die Musik faszinierte ihn das Zeichnen. Wo immer der kleine Sohn des prominenten Objektkünstlers Jürgen Brodwolf einen Bleistiftstummel und einen Fetzen Papier zu fassen kriegte, skizzierte er spontan, was sein kindliches Auge und Gemüt gerade wahrnahmen. Diese Spontaneität kennzeichnet bis heute Martin Brodwolfs Schaffen.

Die 31 Arbeiten der vorzüglich gegliederten neuen Ausstellung in den lichten Räumen der Galerie an der Weiler Pfädlistraße wirken bei flüchtigem Hinsehen wie zufällige Momentaufnahmen dessen, was dem Künstler alltäglich begegnet. Und so ist ein Großteil seiner mit schwungvoller Pinselführung hingeworfenen Tuschebilder, großformatigen Eitempera-Gemälde und dezent kolorierten Aquarelle auch betitelt. Eben wie „Flötengruppe“, „Am Klavier“ oder „Figurenbild“.

Doch was da so anonymisiert benannt wird, kommt dem Betrachter mitunter recht bekannt vor. Das 150 mal 220 Zentimeter große „Figurenbild III“ beispielsweise ist einem in Wirtschaftsgazetten mehrfach abgedruckten Foto von einer prominenten ostwestfälischen Unternehmerfamilie abgelauscht, die Pianistin unschwer als gealterte Clara Schumann zu identifizieren und beim Sujet „US-Wahlkampf 2016“ das konkurrierende Kandidatenduo, wenngleich abstrahiert, so doch auf Anhieb dingfest zu machen.

Grandios um-skizzierte Fotos oder Gemälde bildeten auch die Vorlagen zu den Blättern „Thomas und Klaus Mann“, „Dürrenmatt mit Pfeife“, „Zwei Gesichter einer Deutschen Bank“ oder „Katja Mann mit ihren Kindern“. Brodwolfs Temperament erfasst diese und alle anderen Szenerien, darunter eine „Segnung nach orthodoxem Ritus“, eine „Torjubler“-Gruppe, eine „Festliche Sommergesellschaft“ oder „Zwei Kinder, zwei Frauen, auf einer Mauer sitzend“, mit kühnem Linienschwung, farblich indes zurückhaltend. Da waltet allenthalben erfrischende Unvoreingenommenheit, die den Betrachter unmittelbar in ihren Bann zieht, ihn aber auch mit Nachdruck zu intensivem Hinschauen auffordert. Denn was da auf den ersten Blick so klar und einleuchtend erscheinen mag, kann beim Verweilen plötzlich auch irritieren oder verblüffend neue Sichtweisen bewirken. Ein spannendes Oeuvre von vitaler Dynamik also, das den Beschauer zu immer neuen Assoziationen herausfordert.   Die Ausstellung dauert bis 15. Juli; Dienstag bis Samstag, 16 bis 18 Uhr sowie im Beisein von Künstler und konzertierenden Mitgliedern der Weiler Orchestergesellschaft an der „Kulturnacht Lörrach-Weil“ am Freitag, 4. Mai, von 19 bis 24 Uhr.

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