Weil am Rhein Künstlerische Erinnerungen bewahren

Saskia Scherer
Martin Cleis träumt von einem offenen Archiv für (s)einen Künstlernachlass. Dafür hat er auch eine kleine Broschüre mit Skizzen entworfen. Foto: Saskia Scherer

Martin Cleis hat einen Traum. Gerne würde er in Weil ein temporäres Museum für seinen künstlerischen Nachlass und auch den anderer Künstler schaffen. Er kann sich vorstellen, dafür einen Verein oder eine Stiftung zu gründen. Doch ein Raum fehlt noch.

Seit Jahren beschäftigt Martin Cleis, was einmal mit seinem künstlerischen Nachlass passieren soll. „Alles wegwerfen kann ich nicht“, sagt der Künstler, der aus der Schweiz stammt und seit 2016 in Weil am Rhein lebt. „Künstler malen einfach zu viel“, lacht er im Gespräch mit unserer Zeitung. Und so entstand die Idee für ein offenes Archiv, ein temporäres Museum für einen Künstlernachlass. Dort könnte dieser geordnet, katalogisiert, wissenschaftlich aufgearbeitet und interessierten Institutionen sowie Sammlern zugänglich gemacht werden. Er wolle nichts verkaufen, sondern sei bereit, Werke zu verschenken.

In seinem Wohn-Atelier sei dafür jedoch kein Platz. Der 77-Jährige meldete Interesse für eines der Ateliers im Kesselhaus an. „Das wäre wunderschön.“ Doch er stehe auf der Warteliste auf Platz 20. Auch für eine Fläche in der Südhalle interessierte er sich. Allerdings sind mittlerweile für alle Flächen dort Mietverträge abgeschlossen, hieß es beim Wirtschaftstreffen seitens der WWT.

Zunächst wäre das Archiv auf seinen Nachlass beschränkt, aber jederzeit ausweitbar. Gerne würde Cleis nämlich Kollegen mit ins Boot holen, um nicht nur seine Werke, sondern auch die anderer Künstler zugänglich zu machen. „Ich kenne zwar noch keine, aber ich bin überzeugt, dass es Interessierte gibt“, sagt er. Vielleicht würde ja jemand eines Tages dasselbe Problem umtreiben wie ihn. Würden sich noch andere Künstler melden, gebe das „dem Ganzen noch mehr Gewicht“, meint Cleis.

Ihm schwebt außerdem vor, einen Verein oder eine Stiftung zu gründen, die als „juristisches Gefäß“ zur Finanzierung eines solchen Archivs zur Pflege der lokalen kulturellen Identität dienen könnte. Diese Idee kam ihm mit einem Freund, der Anwalt ist, und als leidenschaftlicher Kunstsammler nicht nur sein Nachlassverwalter werden soll, sondern der auch die Leitung des Archivs übernehmen würde.

Als Cleis einem Immobilienmakler sagte, dass er einen Raum mit 35 bis 50 Quadratmetern suche, habe der geantwortet, das suche er auch, erzählt der Künstler schmunzelnd. „Der Bedarf ist groß.“ Das neue Museumsdepot in Lörrach habe er sich „voller Neid“ angeschaut.

Eine Option wäre auch eine Containerlösung – natürlich nur, falls sich ein passender Standort finde. Über die Kosten habe der 77-Jährige sich bereits informiert. „Allerdings ist das auch nicht so einfach. Heute braucht man nach drei Monaten eine Baugenehmigung, das verkompliziert es.“

Angenommen, Cleis könnte seine Idee verwirklichen, ginge es wie folgt weiter: „Erst einmal müsste alles in den Raum transportiert und geordnet werden“, erklärt er. Sein Ziel sei, ein „Kernkonvolut“ herauszuarbeiten und alles zu registrieren. Gerne würde er auch einen Kunstwissenschaftler zurate ziehen. Womit er bereits angefangen hat, ist ein Online-Archiv, das im Dezember publiziert werden soll.

Übrigens soll das offene Archiv keinen „Ewigkeitswert“ haben, sondern zeitlich beschränkt existieren – fünf bis maximal zehn Jahre nach seinem Ableben könnte es aufgelöst werden, so die Idee des Künstlers.

Weitere Informationen gibt es unter www.martincleis.de. Dort kann man den Künstler auch kontaktieren.

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