Weil am Rhein Kunden kaufen auf Termin ein

Saskia Scherer
 Foto: sba/Robert Michael

Umfrage: Weiler Händler freuen sich über Öffnungsschritt / Vom Normalgeschäft jedoch noch weit entfernt

Weil am Rhein -  Shoppen mit Termin – unter dieser Bedingungen dürfen viele Geschäfte seit Montag wieder geöffnet haben. Wir haben uns unter Weiler Händlern umgehört, wie das Prinzip „Click&Meet“ funktioniert und wie es von den Kunden angenommen wird.

Im Kaufring sind nun wieder alle Bereiche bis auf den Lebensmittelmarkt offen – dieser wird gerade umgebaut und öffnet am 29. März, teilt Geschäftsführer Michael Cornelius im Gespräch mit unserer Zeitung mit. Das heißt, die Kunden können nun wieder in den Abteilungen Haushalt, Spielwaren, Mode, Uhren/Schmuck und Reisegepäck stöbern – nach vorheriger Terminvergabe.

Die Termine können entweder persönlich vor Ort vereinbart werden. „Wenn es gerade passt – eine Person pro 40 Quadratmeter ist erlaubt – darf derjenige direkt rein, nachdem seine Daten erhoben wurden“, erklärt Cornelius. Oder die Person vereinbart einen späteren Termin. Das geht auch über die Webseite und telefonisch.

Zur Resonanz berichtet der Geschäftsführer, dass am Montag noch nichts spürbar gewesen sei. „Am Mittwoch waren es aber schon deutlich mehr Leute. Das muss sich einspielen und setzen.“ Durch den Umbau des Lebensmittelmarkts sei die Frequenz im Kaufring auch eine andere. „Es ist super händelbar bis jetzt.“

Für die anderen Bereiche, die auch schon in den vergangenen Wochen zugänglich waren, ist übrigens nach wie vor keine vorherige Absprache nötig. „Für den Kauf eines Bleistifts muss kein Termin vereinbart werden.“

Stefanie Schuster, Inhaberin des Schuhhauses Wachenheim, ist „total zufrieden“. „Es ist nochmal eine Riesenstufe besser als ,Click&Collect’, obwohl das auch schon den Umständen entsprechend gut lief“, freut sie sich. Im Schuhhaus werden ebenfalls „Soforttermine“ angeboten. „Aufgrund unserer großen Fläche dürfen relativ viele Leute hinein.“ Nun sei wieder mehr Leben in der Stadt, hat sie beobachtet. „Aber nicht zu viel.“ Die Menschen würden sich im Geschäft alle super an die Regeln halten, lobt sie.

Beratung wird geschätzt

Gerade bei Schuhen wüssten die Kunden eine Beratung zu schätzen. „Es ist etwas anderes, wenn man sie anprobieren kann, und vielleicht eine halbe Größe kleiner oder größer benötigt. Es ist so viel einfacher.“ Beim Lieferservice hätten die Verkäufer zwar auch mehrere Größen dabeigehabt. „Aber nie die Auswahl wie im Laden.“ Auch die passende Farbe zu finden, sei im Laden viel besser möglich.

„Die Kunden rufen an und machen Termine, das klappt relativ gut“, berichtet Melanie Teubner, die das Modehaus Ermuth mit ihrem Mann Axel führt. Man habe aber erst per E-Mail darauf hinweisen müssen. „Es herrscht schon noch Unsicherheit“, weiß Teubner. Sie seien auch nicht komplett ausgelastet, nach wie vor gibt es Kurzarbeit. „Es ist kein normales Geschäft.“

Wetter muss passen

Das Wetter lade gerade auch nicht zum Bummeln ein. „Und das Wetter spielt ohnehin eine Rolle bei der Kleidungsbranche.“ Die Kunden würden sich aber freuen, kommen zu können, und seien sehr dankbar. „Wir bieten die regulären Öffnungszeiten“, betont Teubner. „Da sollte man sich nicht begrenzen.“ Viele würden ihre Termine erst nach 18 Uhr legen. „Die Leute arbeiten ja.“

Das Elektrohaus Gempp durfte als Handwerksbetrieb mit angegliedertem Laden sowie integrierter Poststelle auch schon in den vergangenen Wochen geöffnet haben. „Das haben wir aber nicht beworben“, sagt Klaus Gempp, der das Geschäft mit seinem Bruder Jürgen führt.

Seit Montag können nun Termine vereinbart werden. „Das wird rege in Anspruch genommen.“ Die Kunden hätten darauf gewartet, manche Geräte seien in der Zeit kaputt gegangen. „Man merkt den starken Zuspruch“, so Gempp. Allerdings hätten die Kunden auch schon vorher zum Beispiel kaputte Kühlschränke oder Waschmaschinen austauschen und eine kurze Beratung in Anspruch nehmen können. „Man kann sie ja nicht hängen lassen, und das war auch erlaubt.“ Nun hofft Gempp, dass sich die Lage nicht wieder verschlechtert.

Bei Bernd Hörenz, Vorstandsmitglied der Händlervereinigung Weil-aktiv, ist die Freude verhalten. „Es ist eine schöne Sache, ein Anfang. Aber wir brauchen wieder die normale Öffnung“, betont er. Mit „Click&Meet“ könnten die Händler präsent sein und wieder mit ihren Kunden in Kontakt treten. „Aber damit wird man keine Riesenumsätze erzielen.“ Schließlich sei allein schon mit Maske einzukaufen ein Hindernis. Das Ziel müsse sein, dass sich die Lage insgesamt bessert und die Inzidenzwerte eine Öffnung möglich machen. „Und dann muss das für den Einzelhandel schnell geschehen.“

Rheincenter-Managerin Alev Kahraman meint: „Nach längerer Zeit ist es nun ein weiterer, im Ganzen gesehen jedoch kleiner Schritt in Richtung Öffnung der Läden beziehungsweise des stationären Handels.“ Das Konstrukt des „Click&Meet“, das in der Umsetzung beziehungsweise auch Erklärung kompliziert sei, werde seit Montag von einer großen Zahl der Läden im Center, die nicht primär systemrelevant sind, praktiziert. Die Terminvereinbarung kann neben den bekannten Informations- beziehungsweise Kommunikationskanälen der Anbieter generell auch vor Ort im Ladeneingangsbereich vereinbart werden. Die Kunden dürfen sich für eine bestimmte Zeit, in der Regel 30 Minuten, im Laden aufhalten.

Einkaufstourismus wichtig

„Für Weil am Rhein als Grenzregion ist insbesondere der uneingeschränkte Einkaufstourismus aus der Schweiz beziehungsweise Frankreich, welcher seit dem 22. Dezember 2020 nicht mehr erlaubt ist, bedeutend“, hebt Kahraman hervor. „Insofern hoffen wir, dass parallel zur Verbesserung der Infektionsraten das grenzüberschreitend uneingeschränkte Einkaufen für alle bald wieder möglich sein wird.“

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