Weil am Rhein Lebensweg und Wirken beleuchtet

Joachim Pinkawa
Hildegard Vierhuff-Bocks hat sich mit rund 30 Interessierten auf einen literarischen Spaziergang begeben. Foto: Joachim Pinkawa

Auf den Spuren von Hilde Ziegler. Spaziergang mit Hildegard Vierhuff-Bocks in Alt-Weil.

Weil am Rhein - „Großartig und tapfer“ nannte Stadtführerin Hildegard Vierhuff-Bocks die mehr als 30 zum literarischen Spaziergang erschienenen Teilnehmer angesichts des gerade über der Region herrschenden Sturmtiefs „Uwe“ am Sonntagnachmittag. Dem mäßigen Regen und Starkwind trotzend begab sich die Gruppe vom Treffpunkt an der evangelischen Kirche in Alt-Weil auf die Spuren der Schriftstellerin und Schauspielerin Hilde Ziegler.

In 2019 jähren sich der 80. Geburtstag und gleichzeitig das 20. Todesjahr der Autorin mehrerer Bücher, in denen sie besonders über ihre Kindheit und Jugend in Alt-Weil und der Region geschrieben hat. Geboren 1939 in Lörrach, wuchs Hilde Ziegler in Alt-Weil auf und hat damit literarisch dem Ort und seinen Menschen ein bewegtes Bild ihrer Kinderjahre während der Kriegszeit hinterlassen.

Erlebnisse und Beobachtungen

Hildegard Vierhuff-Bok führte den literarischen Spaziergang durch Alt-Weil zu den Orten von Hilde Zieglers Erlebnissen und Beobachtungen und machte durch Textbeispiele ihren scharfen Witz lebendig, wobei die Zitatstellen aus den Büchern von Anita Möhring in alemannischer Mundart vorgetragen wurden. Durch die Gässchen und schmalen Wege zwischen den Hintergärten erreichten die Spaziergänger den „Hechlerplatz“ und erfuhren regengeschützt untergestellt, nicht nur, dass „Hilde“ eine ziemlich „freche Göre“ sein konnte, sondern auch, dass für sie im damaligen Zeitgeist die Schweiz das Paradies und in Frankreich der Feind war.

Als „knapp, präzise und entlarvend“ stellten sich die Beschreibungen der Beobachtungen der Menschen aus dem Dreiländereck. Neben Sprache und Poesie waren Hilde Zieglers Themen die Politik, die Auswüchse und Spuren der Nazizeit, Vorurteile, Fremdenhass und Wohlstandssymptome, aber besonders und auch erheiternd die teils wundersamen Gewohnheiten vieler Mitbewohner und Zeitgenossen.

Gespickt mit wunderbaren Details

Viele Details offenbarten Hildegard Vierhuff und Anita Möhring aus Hilde Zieglers erstem Buch „Während der Verlobung wirft einer einen Hering an die Decke“, mit dem sich die Schauspielerin auch als Autorin einen Namen machte. Das Buch wurde auch verfilmt.

Am „Ziegler-Haus“ in der Altweiler Hauptstraße 60 war auch über den weiteren Lebensweg der Hilde Ziegler als Gymnasiastin in Lörrach, das vorzeitige Verlassen des Gymnasiums und der Besuch der Schauspielschule zu erfahren. Details dazu konnte auch eine ehemalige Mitschülerin von Hilde Ziegler bestätigen, die an der Exkursion teilnahm. Ebenso skizzierte Vierhuff ein Bild der Schauspiel- und Film-Karriere von Hilde Ziegler mit den verschiedenen Stationen und Theatern in verschiedenen Städten Deutschlands und besonders auch in Basel.

Der Schulweg und die ehemalige Hebelschule, der Tüllinger-Tunnel und der Zoll in Alt-Weil, alle Stationen des Spaziergangs, gespickt mit wunderbaren Details aus den scharfsinnigen und humorvollen Beschreibungen von Hilde Ziegler als Zeitzeugin, ergaben in der Summe einen höchst interessanten, teils nachdenklich stimmenden und auch deutlich amüsanten literarischen Spaziergang. Bei diesem ließ sich kein Teilnehmer vorzeitig vom Wind verwehen und ging bis zum Ende am Mühlenrain mit.

Bei einigen Spaziergängern schien nach dieser interessanten Stadtführung sogar die Leselust an den Büchern der 1999 gestorbenen Autorin ausgesprochen geweckt worden zu sein.

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