Weil am Rhein Leistungsfähigkeit der Wehr stärken

Saskia Scherer

Feuerwehrbedarfsplan: Vorstellung in den Ausschüssen / Anfahrt zu Einsätzen dauert oft zu lang

Weil am Rhein  - Der Feuerwehrbedarfsplan ist für die Weiler Wehr von zentraler Bedeutung. In einer gemeinsamen Sitzung des Kultur-, Sport- und Verwaltungsausschusses sowie des Bauausschusses ist das Werk nun vorgestellt worden.

Was der Feuerwehrbedarfsplan beinhaltet, erläuterte Stefan Mertens von der beratenden Forschungs- und Planungsgesellschaft für Rettungswesen, Brand- und Katastrophenschutz „Forplan“.

Leistungsfähigkeit

Zur Überprüfung der Leistungsfähigkeit werden laut Mertens Standardereignisse zugrunde gelegt, etwa ein kritischer Wohnungsbrand. Dafür gibt es verschiedene Bemessungsparameter wie Eintreffzeit, Funktionsstärke und den Ziel-Erreichungsgrad. Nach zehn Minuten sollte eine Gruppe mit neun Einsatzkräften vor Ort sein (Stufe 1, Ziel-Erreichungsgrad 80 Prozent), nach 15 Minuten zwei Gruppen mit 18 Kräften (Stufe 2, 90 Prozent).

Die Weiler Wehr erreiche „relativ viele Einsätze“ in mehr als zehn Minuten, so Mertens. Vom Standort Stadt sind die Außenbereiche nicht so schnell zu erreichen, die Eintreffzeiten in Richtung Südwest und Südost seien hoch, auch aufgrund der vielen Staus. Die Verfügbarkeit der Einsatzkräfte nachts und an den Wochenenden sei gut, aber die Anfahrtswege der Abteilung Stadt seien länger – die Ausrückezeit liege im Schnitt bei 6,8 Minuten.

In den Ortsteilen wohnen die Wehrleute näher an den Gerätehäusern. Werktags sei die (zeitnahe) Verfügbarkeit zwischen 6 und 18 Uhr teilweise gering. Die Arbeitsplätze der Wehrleute lägen hauptsächlich im Rebgarten, in Friedlingen und im Märkter Gewerbegebiet.

Oberbürgermeister Wolfgang Dietz hakte nach, wer die Parameter festlege und wie diese in den Nachbarländern definiert seien. Es handele sich um eine Vorgabe des Innenministeriums und des Landesfeuerwehrverbands, erläuterte Mertens. Zugrunde gelegt werde, wie lang ein Mensch in Brandrauch überleben kann. In anderen Bundesländern sei die Eintreffzeit mit acht Minuten definiert. „Wir sind in Baden-Württemberg also schon am Maximum.“ In der Schweiz heiße es zehn Mann in zehn Minuten und im Département Haut-Rhin sechs Mann in acht Minuten, wusste Kommandant Frank Sommerhalter.

Maßnahmen

Als notwendige Maßnahmen nannte Mertens die gegenseitige überörtliche Unterstützung mit der Feuerwehr Lörrach (im südöstlichen Stadtgebiet), ein Verkehrskonzept zur Staureduzierung (Stichwort „grüne Welle“ zum Beispiel auf der Hauptstraße in Friedlingen) und die Bereitstellung von standortnahem Wohnraum für die Abteilung Stadt.

Des Weiteren müsse die Anzahl an hauptamtlichen Kräften erhöht werden, um etwa das Ausrücken in Staffelstärke zu ermöglichen, den zweiten Rettungsweg sicherzustellen, das Ehrenamt durch eigenständige Abarbeitung von Kleineinsätzen zu entlasten und Aufgaben im „rückwärtigen Bereich“ zu erfüllen. Zur Sicherheit einer Staffel im Tagdienst müssen laut Mertens acht Planstellen für hauptamtliche Einsatzkräfte vorhanden sein, wobei der Kommandant nicht angerechnet werden kann. Dies bedeutet für Weil, dass vier zusätzliche Planstellen geschaffen werden müssten.

Altersstruktur

„Die Altersstruktur ist positiv“, lobte Mertens, was auch der Jugendfeuerwehr zu verdanken sei. Viele Mitglieder sind zwischen 20 und 30 Jahre alt. Auf der anderen Seite sei das auch problematisch, falls diese aufgrund von Studium und Beruf wegziehen. In den kleinen Abteilungen sei es kritisch, wenn Einsatzkräfte „wegbrechen“.

Ausstattung

Es müssten verhältnismäßig nur wenige Fahrzeuge beschafft werden, darunter ein Großfahrzeug und mindestens ein mittleres Löschfahrzeug. Die Aufstellung in den Bereichen persönliche Schutzausrüstung, Alarmierungssicherheit und Vorhaltung von Einsatztechnik sei vorbildlich.

Standortstruktur

Mertens stellte auch die Ergebnisse der Begehungen der Gerätehäuser vor. Das Feuerwehrhaus der Abteilung Märkt sei nicht arbeitsfähig und berge eine hohe Unfallgefahr, kurzfristig sei ein Neubau notwendig. Die Feuerwehrhäuser der Abteilungen Haltingen und Ötlingen entsprächen nicht den Vorgaben. Die Unfallgefahr könne durch organisatorische Maßnahmen reduziert werden, prinzipiell seien aber ebenfalls Neubauten erforderlich – was an den vorhandenen Standorten aufgrund der Platzverhältnisse nicht möglich sei. Das Feuerwehrhaus der Abteilung Stadt entspreche nahezu vollständig den Vorgaben und sei gesetzt.

Es gebe nun verschiedene Möglichkeiten: Die Zwei-Standort-Lösung sieht das Gerätehaus sowie einen möglichen Standort im Norden vor. Bei der Drei-Standort-Lösung käme noch ein Standort in Märkt dazu. „Märkt ist nicht die personalstärkste Abteilung, auch von der Verfügbarkeit her“, betonte Mertens.

Empfehlung

Die Zwei-Standort-Lösung mit der räumlichen Zusammenführung der Einsatzabteilungen Märkt, Haltingen und Ötlingen werde ganz klar empfohlen.

Als Vorteile nannte Mertens, dass allen Einsatzkräften zeitnah ein modernes Feuerwehrhaus zur Verfügung stehe. Außerdem gebe es einsatztaktische Vorteile, da größere taktische Einheiten am Feuerwehrhaus gebildet werden könnten. Eine mögliche spätere organisatorische Zusammenlegung bedinge eine geringere Anzahl an Führungskräften. Die Flexibilität im Fuhrpark sei höher und die Investitionen in die Feuerwehrhäuser seien geringer.Nachteile seien, dass vorhandene Strukturen geändert würden und einige Einsatzkräfte längere Fahrtzeiten hätten. „Die kameradschaftlichen Strukturen in den Ortschaften und die Einbindung in die Ortsgemeinschaft können aber erhalten bleiben“, betonte Mertens.

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