Weil am Rhein Letzte Chance für Weil-aktiv

Saskia Scherer
Die Händlervereinigung Weil-aktiv bleibt im Ruhemodus. Foto: Saskia Scherer

Weil nach wie vor niemand das Amt des Vorsitzenden übernehmen will, ruht die Händlervereinigung weiterhin – nun bis zum 31. Dezember 2025. Sollte es dann immer noch keinen Kandidaten geben, wird der Verein aufgelöst. Gute Nachrichten gibt es zum Thema Gutscheine.

Weil nach wie vor niemand das Amt des Vorsitzenden übernehmen will, ruht die Händlervereinigung weiterhin – nun bis zum 31. Dezember 2025. Sollte es dann immer noch keinen Kandidaten geben, wird der Verein aufgelöst. Gute Nachrichten gibt es zum Thema Gutscheine.

Das hat Klaus Michael Effert, der Weil-aktiv kommissarisch führte, bei der Hauptversammlung am Donnerstagabend angekündigt. Beim Blick in die Runde meinte er: „Wir sind ein, zwei Leute mehr als letztes Mal, aber es hat sich nichts verändert.“ Bereits bei der Mitgliederversammlung Ende Juli war beschlossen worden, den Verein ruhen zu lassen – zunächst bis März. Bei diesem Zustand bleibt es nun also.

Für den Fall, dass keine gesetzliche Vertretung – also kein Vorsitzender – neu gewählt werden kann, war bereits ein entsprechender Antrag vorbereitet worden: Die Versammlung bestätigte einstimmig, dass der bisherige Vorsitzende Klaus Michael Effert satzungsgemäß zur Vertretung des Vereins berufen ist, bis ein neuer gesetzlicher Vertreter des Vereins gewählt wird. Diese Befugnis wird befristet bis zum 31. Dezember 2025. Effert ist befugt, die für den Verein notwendige gesetzliche Vertretung wahrzunehmen. Er ist nicht verpflichtet, die satzungsgemäßen Ziele des Vereins zu fördern, insbesondere Versammlungen oder Veranstaltungen durchzuführen, es sei denn, er beruft eine Mitgliederversammlung mit dem Ziel der Neuwahl eines Vorstands oder des Beschlusses über die Auflösung des Vereins ein.

Eine neue Chance?

„Vielleicht ist das für Weil-aktiv eine neue Chance oder ein neuer Anfang“, zeigte sich Effert hoffnungsvoll. Mit Blick auf das Bürgerbegehren über die Fußgängerzone meinte er: „Der Bürger hat entschieden.“ Neuer Input und neue Ideen seien gefragt, meinte Effert. Es gelte, „nicht auf Konfrontation zu gehen“, sondern einen gemeinsamen Nenner zu finden. „Wir werden sehen, wie es weitergeht.“ Er riet dazu, sich nicht ins Schneckenhaus zurückzuziehen und „drei Jahre nichts zu machen“. Grundsätzlich gibt es aber bis zum Jahresende 2025 keinen Geschäftsbetrieb, also auch keine Aktionen oder Versammlungen. Das Vereinsvermögen bleibe unangetastet. Bürgermeister Martin Gruner zeigte sich nicht begeistert über den Ruhezustand. „Ein Gewerbeverein ist wichtig für die Stadt“, stellte er klar. „Aber vielleicht gibt es ja neue Varianten in nicht allzu ferner Zukunft.“ Sein Dank galt jenen, die Weil-aktiv noch am Leben halten.

Es fehlt an Mitspielern

Siegfried Burkart erkundigte sich, ob nicht in der Zwischenzeit ein Gremium gebildet werden könne, etwa wie früher die City-AG innerhalb von Weil-aktiv. „Also etwas anderes als ein klassischer Verein, mit weniger Bürokratie.“ Effert brachte eine Interessengemeinschaft ins Spiel. Allerdings könnten bei Projekten anfallende Kosten nicht von Weil-aktiv getragen werden, erklärte er auf Nachfrage von Alev Kahraman, Centermanagerin des Rhein-Centers. Die IG Weinweg befinde sich unter dem Dach der Weil am Rhein Wirtschaft & Tourismus GmbH (WWT), sagte Matthias Dirrigl. „Das läuft gut.“ Es müsse keine neue Gruppe gegründet werden, befand Jürgen Zuckschwert. „Sondern man braucht Mitspieler.“

Der neue Weiler Einkaufsgutschein Foto: Saskia Scherer

Neues Gutschein-System

Der alte Weil-aktiv-Gutschein, der ausschließlich in Papierform erhältlich war und nur bei Mitgliedsbetrieben eingelöst werden konnte, hat ausgedient. Stattdessen gibt es jetzt den „Weiler Einkaufsgutschein“. Zunächst hatten sich lediglich neun Betriebe dafür angemeldet, erinnerte Effert. „Jetzt sind es 36“, freute er sich bei der Hauptversammlung. Das sei der Überzeugungskraft Andreas Rühles zu verdanken, der das neue System vorstellte. In Kooperation mit der Firma Zmyle wird nun ein Gutschein angeboten, der auch digital erhältlich ist. Er kann im Internet unter www.weiler-einkaufsgutschein.de gekauft werden oder bei bislang drei Verkaufsstellen: den Volksbanken in Weil und Haltingen sowie im EP-Mediacenter. Es gibt auch weiterhin eine Papierform, allerdings in einem neuen Design und mit einem QR-Code zum Abscannen. Neuerdings können auch Teilbeträge eingelöst werden. Und das System steht nicht nur Mitgliedsbetrieben offen. „Es betrifft Weil am Rhein und wir wollen Kaufkraft in Weil binden“, stellte Rühle klar.

Bislang gibt es also 36 Akzeptanzstellen, Rühle will auf weitere Inhaber zugehen. Sich registrieren zu lassen, ist kostenlos. Werden Umsätze durch den Gutschein generiert, werden drei Prozent vom Umsatz fällig. Mitgliedsbetriebe von Weil-aktiv sind davon für dieses und nächstes Jahr befreit, kündigte Rühle an. Der Gegenwert werde künftig automatisch auf das Geschäftskonto gutgeschrieben, dies müsse nicht mehr extra angewiesen werden. Das Gutschein-System wird auch über Ende 2025 hinaus bestehen: „Sollte kein neuer Vorstand für Weil-aktiv gefunden werden, wird die WWT neuer Kooperationspartner.“

Keine Mitgliedsbeiträge mehr

Bereits im Jahr 2022 hat Weil-aktiv keine Mitgliedsbeiträge mehr erhoben, berichtete Kassierer Jürgen Zuckschwert. Für das neue Gutscheinsystem wurden einmalig Kosten für die Plattform fällig. Die laufenden Kosten trage ebenfalls die Händlervereinigung, damit die Mitglieder das nicht tun müssen. Kassenprüfer Jürgen Rühle befand die Kasse für in Ordnung.

Handel im Wandel

Der Handel verändere sich jeden Tag, meinte Effert. „Jeder hat irgendwo Probleme“, sagte er – auch mit Blick auf Karstadt und Peek & Cloppenburg. Die Kosten steigen. Als Kaufmann müsse man über die Sensibilität eines Klavierspielers und den Mut eines Löwen verfügen. Weil am Rhein sei nun einmal ein „Straßendorf“. In allen Städten gebe es eine kleine Monokultur und Leerstände. Händler müssten Kunden überzeugen, ihrem Geschäft treu zu bleiben.

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