Weil am Rhein Männer-Doppelspitze führt die SPD

Weiler Zeitung
SPD-Führungstrio (v.l.): Die beiden Vorsitzenden Markus Langhans und Stefan Reinelt sowie Stellvertreter Christan Dell. Foto: Fraune Foto: Weiler Zeitung

Versammlung: Markus Langhans und Stefan Reinelt folgen auf Brigitte Pantze / Altersstruktur ein Problem

Eine ältere Frau geht, zwei relativ junge Männer kommen: Die Weiler SPD hat auf ihrer Jahreshauptversammlung die bisherige Vorsitzende Brigitte Pantze durch eine männliche Doppelspitze ersetzt. Markus Langhans (37) und der bisherige stellvertretende Vorsitzende Stefan Reinelt (47) sind einstimmig gewählt worden.

Von Marco Fraune

Weil am Rhein. Möglich gemacht wurde dies zuvor durch eine Satzungsänderung. Diese regelt, dass die SPD Weil und Haltingen alleine oder in Form einer Doppelspitze geführt werden kann. Das Geschlecht spielt dabei keine Rolle. So vervollständigt das Männer-Trio dann auch der 32-jährige Christian Dell, Ex-Gesamtelternbeiratsvorsitzender in Weil am Rhein. Damit ergibt sich ein Altersschnitt des Führungs-Trios von knapp 40 Jahren.

Verjüngung statt Frau

Zwar hätte die Alt-Gemeinderätin Monika Sulzburger lieber einen Mann und eine Frau als Führungsspitze gesehen. Doch: „Die Verjüngung war auch ein Ziel.“ Mona Stickelberger, Tochter des SPD-Landtagsabgeordneten Rainer Stickelberger, unterstützte ebenfalls die neue Doppelspitze. „Ich fühle mich nicht diskriminiert.“ Wichtig war den Genossinnen, dass man in den aktuell schwierigen Zeiten flexibel sei. „Das Geschlecht ist wichtig, aber nicht das Wichtigste“, so der Tenor.

Der neue SPD-Kreisvorsitze Paul Waßmer hatte hingegen zuvor seine Bedenken hinsichtlich der Außenwirkung geäußert, nur Männer an die Spitze zu wählen.

Die neuen Vorsitzenden

Während Stefan Reinelt, der schon „seit meiner Geburt“ ein rotes Parteibuch besitzt, vielen Weilern bekannt ist, betritt mit Markus Langhans ein bislang eher unbekanntes Gesicht die politische Bühne in der Grenzstadt. Seit 2001 in der Region lebend und seit 2005 SPD-Mitglied, will er nun seine Energie und Zeit für die Partei investieren. „Die SPD ist für mich eine gewisse Heimat.“

Die Vorstandssitzungen sollen künftig nach außen für Mitglieder und Interessierte geöffnet werden. „ Es wird viel durch die SPD getan. Das müssen wir nach außen bringen“, setzt Langhans auf mehr Kommunikation.

Mit einer Doppelspitze könnten die anstehenden Herausforderungen adäquat besser gemeistert werden, erklärte Reinelt. Ein Ziel sei, die Veränderungen als Möglichkeit zu begreifen und zu gestalten. Es gehe auch darum, dem Populismus zu begegnen und die Sorgen der Menschen ernst zu nehmen. „Wir dürfen uns nicht verstecken und müssen dort Präsenz zeigen, wo es weh tut.“

Viele alte Mitglieder

Um schmerzhafte Einschnitte auch bei künftigen Wahlkampf-Budgets zu verhindert, rief Kassierer Wolfgang Knopf die finanzielle Struktur in Erinnerung. „Ein Problem ist die Altersstruktur.“ So gibt es von den 104 Mitgliedern schon mehr als 20, die über 80 Jahre alt sind und nur je acht Euro Mitgliedsbeitrag zahlen.

Und: „Der Ortsverein wird auf natürliche Art kleiner werden, wenn wir nicht neue Mitglieder gewinnen.“ Angesichts von Wahlkampfkosten von zuletzt 7000 Euro sei das noch ein- bis zweimal leistbar. „Dann müssen wir mit der Sammelbüchse rumgehen.“ Denn der Durchschnitsbeitragssatz für die bis zu 40 Jahren alten Mitglieder beträgt lediglich 6,30 Euro.

Ex-Linken-Chef in der SPD

Ein neues Mitglied war bei der Versammlung auch als Wahlhelfer aktiv. Dabei handelt es sich um David Trunz, den früheren Vorsitzenden des Linken-Ortsverbanda Weil am Rhein-Kandern, der 2017 als Bundestagskandidat für die Linke im Rennen im Einsatz war. Mittlerweile ist er aus dieser Partei aus- und in die SPD eingetreten.

Nicht mehr an deren Spitze ist Brigitte Pantze, die nicht zur Wiederwahl stand (wir berichteten). Die Gemeinderätin erinnerte sich, dass sie nach dem Tod von Stefan Nagel im Jahr 2015 als Stellvertreterin den Vorsitz übernahm. „Es war nicht leicht, da wir gerade mal zwei Jahre ein gemeinsamer Ortsverein waren.“ Ohne den Gesamtvorstand hätte sie den Vorsitz nicht meistern können, dankte Pantze den Mitstreitern. „In Weil am Rhein scheint die SPD noch zu leben“, freute Pantze sich in der „Chläbi“ am Donnerstagabend über knapp zwei Dutzend Versammlungsteilnehmer.

„Brigitte hat uns vier Jahre durch manchmal schwieriges Fahrwasser geleitet“, lobte ihr bisheriger Stellvertreter Reinelt. „Es war nicht immer einfach. Es ist ein bunter Haufen“, der aber von Herzlichkeit geprägt sei. Zuletzt sei der Kommunalwahlkampf in diesem Jahr „vergnügungssteuerfrei“ gewesen. Pantze: „Leider haben wir es nicht geschafft, dass die Themen Wohnen, Mobilität und Artenvielfalt mit unserer Partei in Verbindung gebracht werden. Das lag auch an der Bundesebene.“

Klimaticket kommt wohl

Das von der SPD schon im März mit einer Unterschriftenliste angestoßene Ein-Euro-Ticket hat als Wahlkampfschlager zwar nicht gezündet, doch wird nun voraussichtlich in Weil am Rhein eingeführt, freute sich SPD-Fraktionschef Johannes Foege. Das Klimaticket soll in der kommenden Gemeinderats-Sitzungsperiode zuerst in Probeform für Familienpass-Inhaber abgesegnet werden.

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