Weil am Rhein Makellos und schwungvoll

Jürgen Scharf
Großer Andrang herrschte beim Neujahrskonzert in Ötlingen mit dem Trio Cantabile (v.l.: Heiner Krause, Irmtraud Tarr und Heike Rügert). Foto: Jürgen Scharf

Konzert: Heike Rügert, Heiner Krause und Irmtraud Tarr brillieren in Ötlingen / Kirche ausverkauft

Ein Heimspiel im Markgräflerland: Das Neujahrskonzert des Trios Cantabile in der St. Galluskirche war für das frisch verheiratete Musikerpaar Heike Rügert und Heiner Krause spürbar ein ganz besonderer Auftritt.

Von Jürgen Scharf

Weil am Rhein-Ötlingen. Der aus Ötlingen stammende Hornist und Waldhornlehrer und seine bis vor kurzem im Orchester eines Hamburger Musicalhauses engagierte Frau, die Klarinettistin und Saxophonistin ist, freuten sich „wahnsinnig“ und zeigten sich „völlig überwältigt“ vom Publikumszuspruch. Viele Besucher mussten wieder weggeschickt werden, weil die Kirche ausverkauft war, so dass man das Konzert hätte zwei Mal geben können.

Es ist schon ein paar Jahre her, seit das bisher letzte Neujahrskonzert an diesem Ort stattfinden konnte, und Heiner Krause zeigte sich froh, dass diese Veranstaltung wieder möglich war, um „die schönen Seiten des Lebens“ zu genießen. Er ging sogar noch einen Schritt weiter und schlug vor, dass man Ötlinger Konzerte auch unterm Jahr macht – er wäre auf jeden Fall dabei.

Gekonnte Vorträge mit viel Energie

Das Duo Krause/Rügert hatte Verstärkung durch die Rheinfelder Organistin Irmtraud Tarr. Sie sekundierte nicht nur in perfekter Kooperation, sondern trat auch solistisch in Aktion. Und das mit besonderer Frauenpower an den Tasten und Pedalen in einem Tango von Ernesto Nazareth und einem Orgelfurioso sondergleichen, dem Stück „Power of Life“ des norwegischen Komponisten Mons Leidvin Takle, der unkonventionelle Feiertagsmusik schreibt und mit diesem Stück ein rhythmisch vertracktes Werk mit Minimal-Music-Repetitionen verfasst hat. Dieses passte wie maßgeschneidert auf die wirbelnden Finger und tanzenden Füße der Konzertorganistin und sprühte nur so vor Lebensenergie.

Das Hauptwerk des gut einstündigen Konzerts war aber das längere Divertimento für zwei Hörner von Johann Wenzel Kalliwoda, die Paraphrase über einen Ohrwurm aus Rossinis Oper „La Cenerentola“. Hier sang nicht Cecilia Bartoli, sondern Heike Rügert auf dem Saxophon und Heiner Krause auf dem Horn, wobei das Saxophon das zweite Horn ersetzte. Die humorvollen Variationen über die Opernmelodie wurden mit viel musikalischem Spielwitz vorgetragen. Krause reizte die tonlichen Fähigkeiten des Horns aus und Rügerts Saxophonton schmeichelte sich ins Ohr und streichelte das Gemüt.

Begonnen hatte das Konzert mit dem gern gespielten Choral „Das alte Jahr vergangen ist“ von Johann Sebastian Bach. Neben weiteren Barockstücken ging das Programm auch einen Schritt zurück in die Frührenaissance zu Guillaume Dufay, dem wohl bedeutendsten Komponisten dieser Epoche im 15. Jahrhundert. In dem liturgischen Stück „Ave Maris Stella“ (Sei gegrüßt, Marias Stern) kosteten die drei Interpreten die Feinheiten und neue Klangfülle dieser frühen polyphonen Musik voll aus.

Auch Georg Friedrich Händel machte Freude mit seinem Concerto F-Dur für zwei Hörner. Die beiden Stücke daraus erinnerten an berühmte Sätze aus Händels „Wassermusik“. Mehr als einmal ersetzte hier die Orgel das eigentliche Orchester.

Nach den Barockstücken landete das Programm in einer anderen Klangwelt, bei Mendelssohn. Das Arrangement seines „Venezianischen Gondellieds“ für Duo-Besetzung hat Heike Rügert mit schönen Saxophontrillern angereichert. Das war Romantik pur, wie auch beim folgenden Konzertstück von Camille Saint-Saëns, der „Romance“ für Horn und Orchester (Orgel). In diesem Werk zeichnete sich der Hornist durch bestechende Tonqualität aus. Krause spielte nicht nur gefühlvoll, sondern artikulierte auch die gestoßenen Fortissimo-Töne im Mittelteil sehr sauber.

Virtuosität mit exquisitem Klang

Tonschön blies Heike Rügert dann das besinnliche Adagio für Klarinette und Orgel von Mozart, das in der Tat in den Anfangstakten etwas nach Mozarts „Ave Verum“ klang – ein Stilzitat, wie schon bei Händel zuvor erlebt. Die Tonkultur der Klarinettistin, die dieses Holzblasinstrument ebenso geschmeidig spielt wie das Saxophon, machte ungetrübte Freude.

Das Trio fand sich zu einem homogenen Zusammenspiel in einem makellosen und schwungvollen Vortrag, wobei das Repertoire die Zuhörer gleich doppelt erfreute: mit schönen bearbeiteten Stücken, einzelnen Sätzen und einem wirklich exquisiten Klang. Dieses Neujahrskonzert war also eine intelligente Mischung aus Vergnügen und Virtuosität und hatte hinreichenden musikalischen Witz.

Man konnte beim Zuhören die Augen schließen, denn gesehen hat man die Interpreten nicht gut, standen sie doch hinter dem großen geschmückten und beleuchteten Tannenbaum, der sogar die Orgel verdeckte. Krause, der beredt durchs Programm führte, jedes Stück anmoderierte und im Überschwang und der Begeisterung für Kalliwoda kurzerhand ein Orgelsolo übersprang, meinte am Schluss überglücklich: „Ich hatte einen wahnsinnig guten Abend mit Ihnen.“

Dieses Kompliment konnte das Publikum an die Musiker zurückgeben, die in der Zugabe noch ein Sahnehäubchen draufsetzten: den Tango Oriental „Miserlou“, in dem man die Heiligen Drei Könige schwankend auf den Kamelen bildhaft vor Augen sah.

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