Lörrach Mehr Wohnraum als Perspektive

Marco Fraune
 Foto: Kristoff Meller

Analyse: Mit verschiedenen Projekten reagiert die Stadt auf den Bedarf an Häusern und Wohnungen

Kaum ein Thema bewegt Bürger so sehr wie verfügbarer Wohnraum. Mit der „Wohnraumoffensive 2025“ verfolgt die Stadt Lörrach auch das Ziel, 2500 neue Wohnungen bis zum Jahr 2025 bereitzustellen. Bühl III, Neue Mitte Nordstadt sowie Nördlich Engelplatz sind drei zentrale Projekt mit zirka 465 Wohneinheiten.

Von Marco Fraune

Lörrach. Angesichts des Halbzeitstands im Jahr 2021 erklärte Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic beim Jahresmediengespräch: „Wir reden nicht groß von der Wohnraumentwicklung, weil es gut läuft.“ Bisher seien Stand Ende September seit dem Jahr 2015 insgesamt 1699 Wohneinheiten genehmigt worden. Die Stadtspitze geht davon aus, dass angesichts der aktuellen Projekte die 2500-Zielmarke erreicht werden kann.

Priorität Nachverdichtung

Aufgrund neuer Rahmenbedingungen und Entwicklungen heißt es zugleich von Seiten der Verwaltung, dass das weitere Vorgehen neu zu bewerten und gegebenenfalls neu zu handeln sei. „Priorisiert werden die neuen Potenziale der Innenentwicklung, zu denen die Wiedernutzbarmachung brachgefallener Flächen oder Konversionsflächen und die Nachverdichtung zählen.“ Bei gleichzeitiger Steigerung der Ausnutzung der vorhandenen Infrastruktur könnten so zusätzliche Wohneinheiten gewonnen werden, ohne die Siedlungskörper zu vergrößern.

Die Prioritätensetzung Innenentwicklung hatte Neuhöfer-Avdic auch noch Mitte dieses Jahres deutlich gemacht. Dabei wurde ausgeführt, wie sie den Druck reduzieren will, wobei bei den jährlich 250 Wohneinheiten größtenteils nicht die Zuzügler im Blick sind. Denn: Der Wohnraumbedarf sei durch den gesellschaftlichen Wandel entstanden.

Die Versiegelung ist laut der Bürgermeisterin ein großes Thema. Hinzu komme der gestiegene Wohnflächenverbrauch pro Kopf.

Bühl III als Ausnahme

Das klassische Neubaugebiet auf der grüne Wiese ist laut Alexander Nöltner, Fachbereitsleitung Stadtentwicklung und Stadtplanung, auch nicht mehr möglich, mit Ausnahme von Bühl III in Brombach.

Für dieses Gebiet befindet sich die Stadt noch in der Phase der Erarbeitung des „städtebaulichen Entwurfs“, nachdem im städtebaulichen Wettbewerb der Entwurf des Büros Mahl.Gebhard. Konzepte aus München als Sieger prämiert wurde und die Planungen nun weiter fortgeschritten sind. Der Entwurf wurde dem Gestaltungsbeirat der Stadt vorgestellt und seine Rückmeldungen sind in die Weiterentwicklung eingearbeitet. Der weitere Zeitplan sieht nun vor: Im Anschluss an diesen Abstimmungsprozess sowie unter Beachtung weiterer Beschlüsse wird der städtebauliche Entwurf dem Gemeinderat zur Abstimmung im neuen Jahr vorgelegt. „Darauf aufbauend werden nachfolgende formelle Planungsschritte im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens bearbeitet und eingeleitet.“ Wie berichtet, sollen insgesamt 250 bis 280 Wohneinheiten entstehen. Parallel zum städtebaulichen Entwurf werde bereits das planende Büro ein Bebauungsplan-Vorentwurf erarbeiten.

Ortsvorsteherin Silke Herzog hatte vor wenigen Tagen noch gegenüber unserer Zeitung betont, dass dann die Integration der neuen Bürger in die Ortsteilgemeinschaft ein zentrales Ziel ist. Zugleich wirke sich das Mehr an Bürgern auch auf die Schulentwicklung aus, Stichwort: Hellbergschule.

Rolle der Wohnbau

Die Stadt betreibt über die Wohnbau Lörrach intensive Wohnungsbauförderung, schilderte Kämmerer Peter Kleinmagd schon vor eineinhalb Jahren im Rahmen der Forderung aus der Politik, die Vergabe für den Verkauf städtischer Grundstücke im Baugebiet „Am Soormattbach“ nach sozialen und ökologischen Kriterien vorzunehmen. Zum Jahresabschluss führt die Stadt auch die „Neue Mitte Nordstadt“ als ein „gutes Beispiel“ dafür an, wie neue Projekte im Rahmen der Wohnraumoffensive aufgenommen und priorisiert werden. Die Wohnbau plant, eine Fläche, auf der aktuell 126 Wohnungen aus Nachkriegsgebäuden aus ihrem Bestand stehen, durch die aktuellen Planungen neu zu ordnen und annähernd 250 neue Wohneinheiten zu erstellen. Auch die Nahversorgung soll in diesem Zuge aufgewertet werden. Das entsprechende Bebauungsplanverfahren wird laut Stadt im Jahr 2022 förmlich eingeleitet.

„Nördlich Engelplatz“

Heiß diskutiert wurde in diesem Jahr vor allem, ob im Quartier „Nördlich Engelplatz“ ein Hochhaus errichtet werden soll. Grundkonsens ist hingegen, dass hier eine wichtige Potenzialfläche zur Schaffung für neue Wohnungen in zentraler Lage besteht. Als „bedeutender Beitrag“ zur Umsetzung der Ziele der Wohnraumoffensive wird die geplante Realisierung von rund 90 Wohneinheiten gesehen. Sowohl auf eine Nachverdichtung des Quartiers als auch auf die Aufwertung des Engelplatzes richten sich die Blicke. Im November beschloss der Rat die Erstellung eines Rahmenplans für den Engelplatz. Nun wird die Offenlage für den B-Plan „Nördlich Engelplatz“ vorbereitet.

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