Weil am Rhein Mehr Wohnraum in Weil geschaffen

Marco Fraune
Auch bei diesem Mehrfamilienhaus ist auf dem Dach neuer Wohnraum entstanden. Foto: Marco Fraune

Wohnrauminitiative: Mit der Innenverdichtung seit dem Jahr 2017 insgesamt 644 neue Wohneinheiten in Weil am Rhein ermöglicht

Weil am Rhein - Die Baurechtsabteilung der Stadt hat in den vergangenen vier Jahren insgesamt 644 Wohneinheiten genehmigt. Die Stadtspitze um OB Wolfgang Dietz spricht angesichts der 2017 ausgerufenen „Wohnrauminitiative“ von ersten Erfolgen, die sich sehen lassen können. Denn: Rein rechnerisch sei neuer Wohnraum für 1350 Menschen geschaffen worden – pro Einwohner mehr als in Lörrach.

Der Druck auf den Wohnungsmarkt ist in Weil am Rhein groß. „Konzentriert“ habe die Stadt seit 2017 daher die Schaffung von Wohnraum vorangetrieben, so Dietz. Der OB hatte das Ziel intern zur „Wohnrauminitiative“ erklärt, bei der zum Start das gesamte Stadtgebiet inklusive der Ortsteile überprüft wurde. „Wir haben die gesamte Gemarkung durchgescannt, um zu gucken, wo es noch unausgeschöpfte Potenziale gibt.“ Daraus seien dann Schlussfolgerungen gezogen worden, wozu auch das Vorhaben „Otterbach Süd“ gehört, wo womöglich bis zu 2200 Menschen in der Zukunft neu leben könnten.

Die Schaffung von Wohnraum erfolgt erst einmal über Nutzungs- und Bebauungspläne. Als zweiten und dritten gesetzten Akzent verwies Dietz beim Pressegespräch auf die Einbindung der städtischen Wohnbau sowie auf schnellere Baugenehmigungsverfahren.

Schnellere Bearbeitung

Schnell voran getrieben wurde zuletzt auch das große Neubaugebiet Hohe Straße und dessen Erschließung. Zugleich sei hingegen am Messeplatz die schrittweise Herangehensweise gewählt worden, um nicht alles auf einmal auf den Markt zu bringen. Dass das ganze Baugebiet an einem Stück an der Hohen Straße gestemmt wurde, bezeichnet Erster Bürgermeister Christoph Huber als einen Kraftakt.

Bei der Beschleunigung der Bauantragsbearbeitung in die Karten gespielt hat, dass seit eineinhalb Jahren die Baurechtsbehörde voll besetzt ist mit „qualifizierten und hoch motivierten Mitarbeitern“, hebt Huber hervor.

Für Nachverdichtung

Die Stadt setzt auf eine Nachverdichtung statt auf die Ausweisung etwas außerhalb gelegener Baugebiete. Als Beispiele können das ehemalige Hemmerle-Grundstück zwischen Märktweg und Bromenackerweg, der Bereich des Johannesquartiers (Schillerstraße/Goethestraße) oder auch die nun mit hoher Priorität versehene, noch anstehende Bebauung an der Blauenstraße genannt werden. 

Dabei wird unterschieden zwischen einem sofortigen, mittleren und langfristigen Bedarf, wobei letzterer durch „Otterbach Süd“ abgedeckt werden soll.

Die Einwohnerentwicklung von Weil zeigt, dass mehr Menschen hier Wohnraum finden. So war im Flächennutzungsplan von 2006 als optimistischstes Szenario ein Zuwachs um 300 Bürger bis Ende 2022 genannt, womit 30 820 Einwohner erreicht würden. Zwischenzeitlich gab es einen Zensus, in dessen Rahmen die Einwohnerzahl um 916 nach unten korrigiert wurde.

Rechnet man dies ein, wurde angesichts von 30 150 Einwohnern Ende 2019 schon das optimistischste Szenario erreicht – „ohne dass wir Baugebiete in freier Landschaft ausgewiesen haben“, unterstreicht Huber, denn sowohl Bromenacker IV als auch das Neubaugebiet Hohe Straße seien seinerzeit schon eingeleitet beziehungsweise enthalten gewesen. „Unser Ziel war, der Innenentwicklung Vorrang zu geben – in konsequenter und stringenter Art.“ Berücksichtigt werden müsse aber stets, dass auch die Infrastruktur mithalten müsse. So wurden neue Kitas gebaut und Schulen hochgerüstet.

Es handelt sich um eine politische Entscheidung, Flächen zu sparen, unterstreicht Dietz. Zugleich würden auch die Baulandpreise steigen und Menschen flüchten in Sachwerte. Hinzu kommen würden höhere Baupreise. Als Folge könnten sich weniger Menschen als früher tatsächlich Eigentum schaffen. Damit komme dem mehrgeschossigen Wohnungsbau eine größere Rolle zu.

Mehr als in Lörrach

Dietz und Huber scheuen den Blick über die Stadtgrenze nicht. So seien in Lörrach zwischen 2015 bis Mai 2020 1250 Wohneinheiten genehmigt worden, jährlich 227. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl stellen die in Weil genehmigten 161 Wohneinheiten im Jahresschnitt mit 70 Prozent laut Stadtspitze einen guten Wert dar verglichen mit den 62 Prozent in Lörrach.

In der 229 000 Einwohner starken Stadt Freiburg seien im vergangenen Jahr 660 neue Wohneinheiten genehmigt worden. Weil liege auf einem „zufriedenstellenden Niveau“, so der Erste Bürgermeister. „Wir sind gut unterwegs.“ Neuer Wohnraum für 1350 Menschen sei gleichzusetzen mit der Bevölkerung von einmal Märkt und einmal Ötlingen.

Trotz dieses Erfolgs spricht OB Dietz von einer „Zwischenbilanz“. Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum sei weiterhin „erklärtes Ziel der Stadtpolitik“ – und weitere Bauvorhaben im Baugebiet „Hohe Straße“, aber auch in anderen Bereichen der Stadt in Aussicht.

Im Jahr 2017 wurden 218 Wohneinheiten genehmigt, 2018 waren es 207, im Folgejahr 110 und zuletzt 109. Dabei ist laut Stadtverwaltung zu berücksichtigen, dass in der Zahl der genehmigten Wohneinheiten die für die Unterbringung der Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung genehmigten Wohneinheiten nicht berücksichtigt sind, so zum Beispiel am Messeplatz und am Eimeldinger Weg.

Die vergleichsweise hohen Zahlen im Jahr 2017 und 2018 begründen sich mit dem Vorhaben der Städtischen Wohnbau an der August-Bauer-Straße (86 Wohneinheiten) sowie verschiedener Bauträger wie Toka Immobilien, Amann Wohnbau und Baugenossenschaft Haltingen-Weil eG, die in den beiden Jahren insgesamt 143 Wohneinheiten bewilligt bekamen.

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