Weil am Rhein Die Menschen hinter den Erfolgen

Beatrice Ehrlich

Serge und Doris Spieß haben Tischtennis in Weil vorangebracht.

Zweite Heimat Weil am Rhein: Seit acht Jahren spielt die ukrainische Tischtennis-Spielerin Ievgeniia Sozoniuk beim Eisenbahnersportverein Weil am Rhein (ESV). Dass sie als Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine im März vergangenen Jahres mit ihrer vierjährigen Tochter hier in Weil Zuflucht gefunden hat, ist Serge und Doris Spieß zu verdanken. Das Ehepaar hatte die Ukrainerin einst nach Weil am Rhein geholt und sie über all die Jahre hinweg betreut und begleitet.

Von Kiew nach Weil am Rhein

Dass die Ukrainerin aus Kiew ihren Weg nach Weil fand, basiere auf Zufällen, berichtet Doris Spieß im Rückblick. Damals spielten die Weiler Damen in der dritten Liga, und die damalige Top-Spielerin Rahel Aschwanden hatte gerade bei einem Verein in Frankreich angeheuert, da sie eine größere Herausforderung suchte. Als die Weilerinnen nun doch überraschend in die zweite Bundesliga aufstiegen, fehlte eine gute Spielerin. „Wir haben uns ungehört“, sagt Spieß. Durch Aschwanden entstand der Kontakt zu Ievgeniia „Genia“ Sozoniuk, die früher zusammen mit der ehemaligen Weiler Spielerin eine Sportschule in Wien besucht hatte.

Schon bei der ersten Begegnung am Bahnhof sei ein Verständnis dagewesen, als ob man sich schon länger kenne, erinnert sich Spieß. Obwohl ihr auch Angebote anderer Mannschaften vorlagen, entschied sich Sozoniuk für Weil – im Rückblick ein Glück. Seit einigen Jahren sei die 32-Jährige mit ihrer ausgeglichenen, freundlichen Art die „Mama der Mannschaft“. Wie andere Sportlerinnen aus dem Ausland auch, wohnte Sozoniuk am Anfang im Haus des Ehepaars. Dazwischen sei sie nach Hause nach Kiew gependelt – bis der Krieg begann. Schon kurz danach seien Flüge hin und her nicht mehr möglich gewesen, die Fahrt auf dem Landweg habe zwei Tage gedauert. Zur Entscheidung der perfekt deutschsprechenden Sportlerin, ganz hierherzuziehen, sei es kein großer Schritt mehr gewesen.

„Spaß am Sport“ und auch, dort etwas bewegen zu können, sei, was sie und ihren Mann motiviere, sagt Doris Spieß.

Positives Feedback ehemaliger Spielerinnen

Große Freude bereitet den beiden aber auch das positive Feedback, das sie immer wieder erhalten. Erst gestern wieder habe eine ehemalige Weiler Spielerin das familiäre Ambiente in Weil gelobt. So etwas gebe es nirgends sonst, hatte sie gegenüber Spieß hervorgehoben – ein Kompliment, das sie glücklich macht. Serge und Doris Spieß kamen selbst erst relativ spät zum Tischtennis, das sie in Weil jetzt schon seit vielen Jahren prägen.

Kennengelernt hat sich das engagierte Sportförderer-Paar beim Judo. Tischtennis kam erst später dazu, erst als Hobby, später und bis heute dann auch aktiv im Verein. Von dort aus war es für die beiden, die beruflich in der chemischen Industrie tätig waren, nicht mehr weit, auch hinter den Kulissen Verantwortung zu übernehmen. Für das Ehepaar Spieß spielt es keine Rolle, ob eine Spielerin einen deutschen Hintergrund hat oder aus dem Ausland stammt, betont Doris Spieß. Wichtig sei, dass die sportliche Qualität stimme, und dass sich die Spielerinnen untereinander verstehen. Mit dem 16-jährigen Talent Anna Hursey aus Wales, der Litauerin Kornelia Reliskyte und der Kasachin Anastassya Lawrowa sei man neben Sozoniuk gut aufgestellt für die kommende Saison, sagt Spieß. In dieser haben sich die Weiler Damen den Wiederaufstieg in die Erste Bundesliga zum Ziel gesetzt.

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