Von Kiew nach Weil am Rhein
Dass die Ukrainerin aus Kiew ihren Weg nach Weil fand, basiere auf Zufällen, berichtet Doris Spieß im Rückblick. Damals spielten die Weiler Damen in der dritten Liga, und die damalige Top-Spielerin Rahel Aschwanden hatte gerade bei einem Verein in Frankreich angeheuert, da sie eine größere Herausforderung suchte. Als die Weilerinnen nun doch überraschend in die zweite Bundesliga aufstiegen, fehlte eine gute Spielerin. „Wir haben uns ungehört“, sagt Spieß. Durch Aschwanden entstand der Kontakt zu Ievgeniia „Genia“ Sozoniuk, die früher zusammen mit der ehemaligen Weiler Spielerin eine Sportschule in Wien besucht hatte.
Schon bei der ersten Begegnung am Bahnhof sei ein Verständnis dagewesen, als ob man sich schon länger kenne, erinnert sich Spieß. Obwohl ihr auch Angebote anderer Mannschaften vorlagen, entschied sich Sozoniuk für Weil – im Rückblick ein Glück. Seit einigen Jahren sei die 32-Jährige mit ihrer ausgeglichenen, freundlichen Art die „Mama der Mannschaft“. Wie andere Sportlerinnen aus dem Ausland auch, wohnte Sozoniuk am Anfang im Haus des Ehepaars. Dazwischen sei sie nach Hause nach Kiew gependelt – bis der Krieg begann. Schon kurz danach seien Flüge hin und her nicht mehr möglich gewesen, die Fahrt auf dem Landweg habe zwei Tage gedauert. Zur Entscheidung der perfekt deutschsprechenden Sportlerin, ganz hierherzuziehen, sei es kein großer Schritt mehr gewesen.