Von Adrian Steineck

Weil am Rhein-Haltingen. Zum Start in das Veranstaltungsjahr zum 1250-jährigen Bestehen von Haltingen hat Manfred Däublin als Gast-Stadtführer die Besucher am Sonntag mit auf eine Reise zur Geschichte von Straßennamen im größten Weiler Stadtteil genommen. Das Thema fand regen Anklang, war es mit 60 Besuchern doch eine große Gruppe, die an den Anekdoten und Geschichten des engagierten und umtriebigen Kommunalpolitikers Däublin teilhaben wollte.

Es sei „die schmerzlichste Phase“ seiner kommunalpolitischen Tätigkeit gewesen, als Haltingen im Zuge der Gemeindereform in Baden-Württemberg zum 1. Januar 1975 in Weil am Rhein eingemeindet wurde und damit seine Selbstständigkeit verlor, erinnerte sich Manfred Däublin zu Beginn. Damals als Mitglied des Gemeinderats, später mehr als 20 Jahre lang im Ortschaftsrat und als Vertreter der Haltinger Ortsvorsteher brachte sich der 1941 Geborene ein, wenn es um Haltinger Belange ging.

Im Zuge der Eingemeindung mussten auch zahlreiche der 81 Straßen in Haltingen umbenannt werden, wenn es im Kernort bereits eine längere Straße gleichen Namens gab. So wurde aus der Haltinger Gartenstraße etwa die Anschrift Im Freigarten. Auch wenn Straßen nach historischen Personen benannt waren, wurden sie mitunter umbenannt. So erinnerte sich Manfred Däublin daran, dass es im Ortschaftsrat in den 1970er-Jahren rege Diskussionen um die Hindenburgstraße gab, die nach dem Reichspräsidenten der Weimarer Republik Paul von Hindenburg (1847 – 1934) benannt war und heute als Alemannenweg firmiert.
Die Liebe zu seinem Heimatort Haltingen war bei der gut 90-minütigen Führung mit Däublin immer spürbar. So erinnerte er sich an die Mundartdichterin Helene Zapf-Beydeck (1905 – 1977), die während seiner Schulzeit in seiner Klasse Kasperletheater spielte und die im Helene-Zapf-Weg verewigt wurde. Auch Opfer des Nationalsozialismus wie Willi Baumann finden sich im Straßenbild wieder. Andere Namen gab es nur im Volksmund, wie Manfred Däublin schmunzelnd darlegte. „Es gab etwa die Stinkgasse und die Finstere Gasse“, sagte er, wobei der Ursprung  im Dunkeln liege.
 
Hausherr als Überraschungsgast
Unter den Zuhörern, die nicht nur aus Haltingen, sondern auch aus der Kernstadt, aus Friedlingen und in einem Fall sogar aus Basel kamen, waren viele, die ebenfalls Erinnerungen an früher hatten. So freute sich Hans Diegel, der Mitte der 1960er-Jahre seinen ersten Kachelofen gefertigt hatte und diesen im Vogtshaus in der Kleinen Dorfstraße einbaute, über den Besuch bei Ulrich Wössner, dem dieses Haus heute gehört. Der Hausherr war von Manfred Däublin als Überraschungsgast gebeten worden, etwas zur Geschichte des Vogtshauses zu erzählen. Dabei handelt es sich um das älteste erhaltene Haus Haltingens, das auch den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden hat und Untersuchungen zum Alter des verwendeten Eichenholzes aus dem Ende des 16. Jahrhunderts stammt.
Auf der Route, die vom Rathaus in der Großen Gaß bis zum Winzerkeller führte, wo Manfred Däublin die Besucher zu einem kleinen Umtrunk einlud, erinnerte dieser an Haltinger Originale wie den unlängst verstorbenen Metzgermeister Kurt Holdermann, der früher im Winter eine Wiese fluten und dort dann Eishockeyspiele austragen ließ. Es sei schön, meinte Däublin, dass der mit etwa 8000 Einwohnern größte Weiler Stadtteil sich auch nach der Eingemeindung seine Eigenheiten bewahren konnte.
 Das 1250-jährige Bestehen von Haltingen wird am 15. und 16. Juli auf einer Festmeile in der Wilhelm-Glock-Straße gefeiert. Am 20. Mai gibt es zudem einen Festakt in der Haltinger Festhalle.