Weil am Rhein Mit Geduld zum guten Tropfen

Adrian Steineck

Reben: Beim Weingut Schneider ist die Lese in vollem Gange / Export bis nach Australien

Weil am Rhein - Christoph Schneider ist zufrieden mit dem Weinjahrgang 2020. „Die Lese ist in vollem Gange, wir hoffen, sie diese Woche noch abschließen zu können“, sagt der Winzer, der gemeinsam mit seinem Bruder Johannes das Weingut Schneider in Alt-Weil führt. Er weiß auch: „Als Winzer braucht man vor allen Dingen Geduld und einen langen Atem.“

Ein Dutzend Helfer ist an den Hängen des Tüllinger Bergs, wo auf 15 Hektar Fläche vorwiegend Burgundersorten und der lokale Gutedel angebaut werden, im Einsatz. Gestern wurden die Weißweintrauben für den Chardonnay geerntet, den Rest der Woche gelte es, sich ganz dem Gutedel zu widmen. Begonnen wurde mit der Weinlese am 28. August.

Witterung ist günstig

Dass die Traubenernte nach zweieinhalb bis drei Wochen bereits abgeschlossen ist, liegt laut Schneider auch an der günstigen Witterung in diesem Jahr. Sonnenschein und anhaltende Trockenheit hätten dafür gesorgt, dass die Trauben weniger anfällig etwa für Fäulnis sind. „Daher können wir bei der Lese schneller vorgehen und müssen weniger Trauben aussortieren“, beschreibt der Winzer die Vorgehensweise. Generell sei es so, dass in kühleren Jahren leichtere Weine, in trockenen Jahren hingegen eher fruchtigere Weine mit einem oftmals höheren Alkoholgehalt begünstigt würden.

Das Wichtigste bei einem Wein ist laut Schneider der Boden. Am Tüllinger mit seinen Lehmböden biete sich etwa der Vorteil, dass diese leicht Wasser aufnehmen und speichern könnten. Zudem braucht es Geduld, wie er beschreibt: „Wenn mein Bruder und ich neues Land bewirtschaften, lassen wir den Boden zunächst drei Jahre brach liegen. Dann folgt eine Einsaat, etwa von Kräutern, die dafür sorgen, dass der Boden sich erholen kann.“ Es dauere also sechs Jahre vom ersten Einpflanzen bis zur fertigen Rebe. „Natürlich könnte man auch weniger zeitintensiv vorgehen, aber für einen guten Wein ist Zeit wichtig“, schildert er seine Herangehensweise.

Christoph Schneider betreibt das Weingut, das seit dem Jahr 1892 seinen Sitz in Alt-Weil hat, seit dem Jahr 2015 gemeinsam mit seinem Bruder Johannes. Er ist froh, dass die ganze Familie mit Herzblut dabei ist und mitunter auch die Großeltern um Rat gefragt werden können. „Erfahrung ist beim Weinbau das A und O“, legt er dar.

Besinnen auf das Lokale

Die Corona-Pandemie hat auch für das Weingut Schneider Veränderungen mit sich gebracht. „Wir haben unseren Laden schon zugemacht, bevor dies Mitte März gesetzlich vorgeschrieben wurde“, sagt Christoph Schneider. Um den Kontakt zu den Kunden aufrechtzuerhalten, wurde die Möglichkeit geschaffen, sich Wein nach Hause liefern zu lassen. Das werde auch weiterhin angeboten. Zugleich aber habe die Krise gezeigt, dass viele Menschen sich auf lokale Anbieter besinnen und diese unterstützen würden, sieht Schneider auch das Positive. „Als die Grenzen zur Schweiz und nach Frankreich zu waren, haben wir dennoch viele Kunden aus Weil am Rhein gehabt, die uns die Treue gehalten haben“, sagt er. Über die Stadtgrenze hinaus wird der Wein aus dem Hause Schneider unter anderem in Australien, den USA, Großbritannien sowie den Benelux-Staaten angeboten.

Abgesagt werden mussten aber Veranstaltungen. Die Rebbegehung, die mit einer Verkostung verknüpft ist, findet nicht statt. In welchem Rahmen die für November geplante Vorstellung des neuen Jahrgangs vonstatten geht, gelte es abzuwarten.

Klimawandel als Risiko

Im Zuge des Klimawandels steigt laut Schneider für Winzer sowie generell für Landwirte das Risiko beim Anbau. „Das Wetter wird unbeständiger“, sagt er. Sorgen um die Rebenvielfalt macht er sich angesichts der Gegebenheiten vor Ort indes nicht. „Der Tüllinger Berg wurde nicht umsonst schon vor mehr als 1000 Jahren als Weinanbaugebiet erwähnt“, legt der Winzer dar.

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