Weil am Rhein Mit Gefühl und brillanter Technik

Weiler Zeitung
Auf einer Wellenlänge waren der Schweizer Violinsolist Edouard Mätzener und die Weiler Orchestergesellschaft unter Leitung von Franck Nilly beim Herbstkonzert in der Festhalle Haltingen. Foto: Jürgen Scharf Foto: Weiler Zeitung

Musik: Herbstkonzerte der Weiler Orchestergesellschaft in der Haltinger Festhalle

Von Jürgen Scharf

Weil am Rhein. Die Weiler Orchestergesellschaft betrat mit den beiden Herbstkonzerten in der Haltinger Festhalle Neuland. Sonst ist das Orchester in der Märkter Alt- rheinhalle zu Hause. Auch für das Publikum war es eine neue Perspektive, die es bei der Einführung mit Verena Richardsen oben auf der Bühne an den verschiedenen Orchesterpulten sitzend ausprobieren durfte.

Beim anschließenden Konzert merkte man im Saal, dass die Akustik trockener ist als in Märkt. Schade war nur, dass bei der Saalpremiere am Samstagabend viele Plätze leer blieben, schließlich hat die Orchestergesellschaft für ihren neuerlichen Auftritt enormen Aufwand betrieben, einen profilierten Geigensolisten verpflichtet und ein ansprechendes Konzertprogramm erarbeitet.

Erfreulich war, dass man von Camille Saint-Saens einmal nicht die bekannten Programmfavoriten hörte. Um den französischen Komponisten wird ja bis auf den „Karneval der Tiere“ oft ein Bogen gemacht. Von seinen Violinkonzerten ist nur das dritte populär, das jetzt mit dem jungen Zürcher Geiger Edouard Mätzener aufgeführt wurde. Der Solist, der auf einer warm klingenden französischen Vuillaume-Geige von 1860 spielte, hatte das richtige Gespür für die Valeurs und setzte der Musik Glanzlichter auf. Mätzener, der 2016 an der Musikhochschule Basel sein Solistendiplom abschloss und als zweiter Geiger im Merel Quartett spielt, konnte seine brillante Technik und seinen schönen, tragfähigen Ton gerade auch für die versteckte Zigeunermelodik und den spanischen Volkston in diesem Konzert einbringen, das dem spanischen Geigenstar Pablo de Sarasate zugeeignet ist. Besonders die Klangfarben im delikat gespielten langsamen Mittelsatz waren ein Höhepunkt in Mätzeners lyrischem Ausdruck; er hatte aber auch genügend Verve für den Kopfsatz und den schnellen Schlusssatz. Dirigent Franck Nilly sorgte für eine ausgewogene Begleitung.

Wenn vielleicht auch nicht alles an Raffinement aus dieser Partitur gekitzelt wurde, so waren sich doch alle Beteiligten einig in der betont klassischen Auffassung. Solist und Orchester musizierten hörbar auf einer Wellenlänge, im Finale ragte der saubere und ausdrucksvolle Bläserchor heraus. Den reichlichen Beifall belohnte Mätzener mit einer Bach-Zugabe (Sarabande), die das Publikum dankbar zur Kenntnis nahm.

Nach dem pastoralen Konzertauftakt mit der selten gehörten Mendelssohn-Ouvertüre „Die Heimkehr aus der Fremde“ stand mit Schuberts fünfter Sinfonie die erste „Symphonie classique“ in der Nachfolge von Haydn und Mozart auf dem Programm.

Die Orchestergesellschaft artikulierte diese frühe Schubert-Sinfonie unter Nilly romantisch und umgänglich, charmant und wienerisch, erfasste sie geistig in ihrem musikantischen Gehalt. Das liedhafte Andante hatte gesangliche Qualitäten, das Menuett war plastisch herausgearbeitet, die Ecksätze nahm Nilly zügig und weich, so dass sich die typischen Schubert-Melodien und der helle, schwebende Klang leicht und gelöst entfalten konnten. Auch hier war die Zugabe des Orchesters willkommen: Schuberts romantisch-liebliche Rosamunden-Zwischenaktmusik.

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