Weil am Rhein Mit realistischen Zielen

Weiler Zeitung
Ein Angebot, das sich die Senioren gewünscht haben: Die ganze Welt des Kurznachrichtendienstes „WhatsApp“ öffnete sich Menschen ab 60 Jahren bei einer Schulung, die der Jugendparlamentsvorsitzende Erik Mehrle im August im Rahmen des Seniorensommer-Programms abhielt. Foto: zVg Foto: Weiler Zeitung

Mitwirkung: Bürgerbeteiligungsprozess „60plus“ kommt bei Senioren an

Der Bürgerbeteiligungsprozess „60Plus“ hat knapp ein Jahr nach der gut besuchten Auftaktveranstaltung kräftig Fahrt aufgenommen. Einiges konnte verwirklicht werden, weiteres steht an. „Es läuft gut und ich bin zufrieden mit dem Prozess, den wir verwirklicht haben“, zieht Projektleiterin Susanne Maria Kraft im Gespräch mit unserer Zeitung eine Zwischenbilanz.

Von Marco Fraune

Weil am Rhein. Beim Bürgerbeteiligungsprojekt geht es darum, dass die Senioren die eigene Lebenswelt in der Stadt aktiv mitgestalten können und sollen. Das Motto lautet dabei „Weil Ihre Meinung zählt“. Bürger ab 60 Jahren sind im März vergangenen Jahres zahlreich dem Aufruf zur Teilnahme an der Auftaktveranstaltung gefolgt, 80 Interessierte kamen. Ideen und Anregungen wurden für weitere Maßnahmen gesammelt. Wohnen, Möglichkeiten für ehrenamtliches Engagement und Beratungsangebote standen dabei als Leitthemen auf der Agenda. Eine 14-seitige Dokumentation der Veranstaltung fasst diese zusammen.

Schon angestoßen

Die Anregung, für den Seniorensommer neue und andere Veranstaltungen anzubieten, wurde bereits umgesetzt, freut sich Kraft. So erklärte beispielsweise der Jugendparlamentsvorsitzende Erik Mehrle im Rahmen des Programms bei einer Schulung Hintergründe und Anwendungen des Kurznachrichtendienstes „WhatsApp“.

Außerdem ist bereits zwei Mal ein Newsletter erschienen, in dem gebündelte Informationen für Senioren enthalten sind. Die Abonnenten-Zahl konnte von 140 bei der ersten Auflage auf 200 bei der zweiten gesteigert werden. Auch inhaltlich seien die Rückmeldungen von „Punktlandung“ bis „ins Schwarze getroffen“ ausgefallen, so die Projektleiterin. „Das freut uns natürlich und ist eine große Motivation.“

Als weiterer Punkt, der aus den erarbeiteten Ideen nun umgesetzt wird, startet im März eine „Engagement-Börse“. Vereine und Organisationen wurden aufgerufen, daran teilzunehmen, um mögliche neue ehrenamtliche Unterstützer zu treffen. Ähnlich wie bei der „Ausbildungsbörse“ geht es darum, zwei Seiten zusammenzubringen. Die Anbieter sollen sich einerseits präsentieren können, andererseits wird es aber auch ausreichend Raum und Zeit für persönliche Gespräche geben, heißt es. Ein Dutzend solcher „Inseln“ stehen fest. „Der Aufruf ist auf guten Anklang gestoßen. Es gibt guten Grund, optimistisch zu sein“, erklärt Projektleiterin Kraft.

„Realitätsschock“ bleibt aus

Diese schon verwirklichten oder vor der Umsetzung stehenden Themen zeigen auch, dass sich „60Plus“ zwar den großen Themen, aber nicht der großen Politik widmet. So wurde auch die Forderung nach bezahlbarem Wohnraum für Senioren in Weil am Rhein bei der Auftaktveranstaltung vorgebracht, doch dann nicht weiterverfolgt. „Das kann man nicht aus dem Ärmel schütteln“, bringt es Kraft auf den Punkt. Von Beginn an sei klar gewesen: „Wir werden keine große Politik machen, sondern kleinere Dinge vor Ort umsetzen können.“ So sei ein „Realitätsschock“ nach dem Auftakt ausgeblieben.

In der Planung befinde sich ein Projekt, das quartiersbezogen ist. In welchem Quartier dies erfolgen soll, steht noch nicht fest. Kraft: „Daran basteln wir noch.“ Kooperationspartner sollen mit im Boot sein.

Eine Weiterentwicklung

Insgesamt sei das Projekt „60Plus“ ein Prozess, der stetig weiterentwickelt werde. So wurde zwar ein Seniorenwegweiser erstellt, der jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebe. Laufend wird also nachjustiert.

Dass nach der für die Projektleiterin „überwältigenden Auftaktveranstaltung“ und der gestarteten Projektphase das entfachte Feuer nicht schnell wieder erlosch, liege daran, dass man an den Themen dran bleibe. Nach dem Start kamen schon weitere Angebote. Exemplarisch verweist sie auf den Projektantrag Quartiersimpulse, in dessen Zuge direkt Geld für die Umsetzung der Maßnahmen in den Haushalt eingestellt wurde. „Wir wollen nicht, dass es ein Strohfeuer wird. Die Menschen merken vielmehr, dass sie gehört werden.“

In der AG Beteiligung wurde also besprochen, was realistisch und umsetzbar ist. In der AG Senioren dann auch beschlossen, um es auf den weiteren Weg zu bringen. „Wir arbeiten kontinuierlich seit einem Jahr weiter.“ Statt um ein Strohfeuer handele es sich um ein Feuer, bei dem ständig Holz nachgelegt wird, um sich daran zu weiter zu wärmen.

Der Blick voraus

Wie sich die Senioren-Bürgerbeteiligung langfristig in fünf Jahren darstellt, steht noch nicht an. Vielmehr geht es laut der Projektleiterin um die eineinhalbjährige Projektzeit, für die Fördergelder bewilligt wurden. „Ich hoffe, dass dann die Verwaltung und die Lenkungsgruppe Senioren zu einer vernünftigen Entscheidung kommen.“ Das entfachte Feuer soll weiterbrennen, so die Hoffnung.

Aktuelle Informationen zu 60Plus gibt es unter www.weil-am-rhein.de/senioren. Dort können Interessiete sich auch für den Empfang aktueller Informationen zum Thema „60Plus“ registrieren.

Das Projekt „60Plus“ wird gefördert vom Programm „Quartiersimpulse“ und durchgeführt von der Stadt Weil. Fachlich begleitet wird der Gesamtprozess von der Firma Contract KG.

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