Weil am Rhein Mit viel Streicherglanz

Weiler Zeitung
„Eingedampfte“ Oper in der Altweiler Kirche Foto: Jürgen Scharf

Konzert: „Lohengrin“-Adaption mit dem Mellon Ensemble

Von Jürgen Scharf

Weil am Rhein. Oper ohne Worte: Man stelle sich einmal die Balkonszene mit Ortrud im „Lohengrin“ vor, den Zug zum Münster, die Hochzeitsszene, die Gralserzählung, den Schwanenritter – und alles ohne Wagners Libretto. Nur die Musik, reduziert auf die Instrumentalfarben eines Streichsextetts. Kann da das Gralsdrama noch wirken?

Es funktioniert, wenn der Bearbeiter Benjamin Beck heißt, selber als Solobratschist in Bayreuth sitzt und vor zwei Jahren sieben Aufführungen des „Lohengrin“ unter Leitung von Christian Thielemann gespielt hat.

Der junge Bratschist, der auch eine Zeit lang Solobratschist im Basler Sinfonieorchester war, hat die Oper für das Mellon Ensemble „eingedampft“, die schönsten und dramatischsten Passagen aufgegriffen und sie entsprechend eingerichtet. Und das mit Liebe zu Wagners Musik. Beck führt die Mitspieler in der Altweiler Kirche mit großer Emphase an.

Schon die Ouvertüre erfährt eine eindringliche Gestaltung. Zwar wartet der aufgeklärte Wagnerianer auf den berühmten Kulminationspunkt, den Beckenschlag, verzichtet aber gern darauf, denn die Streicher „entschädigen“, indem die Violinen durch ihren Silberglanz mit ätherischen Klängen verzaubern.

Auftritt Lohengrin. Das Frageverbot. „Nie sollst du mich befragen“ wird intensiv vom Cello gespielt. Das erste Cello ist Lohengrin, die erste Violine Elsa, und die Bratsche – also der kongeniale Arrangeur selber – ist die nach Rache sinnende Ortrud.

Bei den Dialogen im Brautgemach haben die verdoppelten Violinen, Violen und Celli ihre Soli. Die Leitmotive werden von Benjamin Beck erklärt, sofern man sie nicht selber kennt. Im Schnelldurchgang führt er durch die Oper in Form eines kurzen Digest. Es folgen Kampf, Sieg, wie in der Originaloper. Fast zum Mitsummen animiert Elsas Traum. Dramatik, melodische Prägnanz, klare Verlaufslinien der Stimmen – alles stellt sich ein. Da muss der Opernliebhaber die Waffen strecken.

Das Mellon Ensemble überzeugt mit optimal ausbalancierten Stimmen, rundem sinnlichem Klang, dynamischen Steigerungen und Ausdruckstiefe. Alle gehen enthusiastisch zu Werke, keiner der Höhepunkte wird verschenkt. Der Hochzeitsmarsch wird ohne Schnitt gespielt und die Gralserzählung zur echten Gänsehautstelle.

Für den traurigen Abschied des Gralsritters („Mein lieber Schwan“) setzt die Bratsche den Dämpfer auf, es klingt wie aus der Ferne, wenn der Schwan erscheint. Das geht ans Herz, und man meint die Bühnenfiguren vor sich zu sehen.

Realisiert werden konnte das Konzert dieser kleinen Tournee durch das Förderprogramm „Kultur trotz Abstand“.

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