Weil am Rhein Mit Wassergaben und neuen Arten

Marco Fraune
Die Stadtgärtner haben aktuell alle Hände voll mit dem Gießen zu tun. Foto: Marco Fraune

Vegetation: Bäume leiden unter der Dürre / Säcke und Stadtgärtnerei-Nass sollen Linderung verschaffen

Weil am Rhein - Zahlreiche Bäume dürsten in Weil am Rhein nach Wasser. Linderung verschaffen bei noch jungen Pflanzungen Wassersäcke, andernorts sind es Wassergaben von Mitarbeitern der Stadtgärtnerei. Angesichts des Klimawandels kann aber nicht jedem Exemplar geholfen werden, wissen die Verantwortlichen.

Jeder Baum, der neu gepflanzt wird, werde gegossen, erläutert Stephan Fischer von der Stadt- und Grünplanungsabteilung gegenüber unserer Zeitung. „Er soll gute Startbedingungen haben, um groß werden zu können.“

Aktuell negativ ins Auge fallen Grünen-Stadtrat Thomas Bayer jedoch darbende Bäume an der Nordwestumfahrung oder auch an der Markgräfler Straße. Hier seien lediglich einige Bäume mit einem speziellen Wassersack versehen. „Diese Bäume sehen gut aus. Andere verdursten.“ Gerade angesichts der Tatsache, dass die Stadt insgesamt 1000 neue Bäume innerhalb von zehn Jahren pflanzen will, pocht der Grünen-Stadtrat darauf, sich auch und erst einmal um die schon bestehenden Neupflanzungen zu kümmern.

„Wir können nicht überall alle Bäume bewässern“, warb Erster Bürgermeister Christoph Huber um Verständnis hinsichtlich der begrenzten Ressourcen. An der Nordwestumfahrung sei die Anwachspflege nach drei Jahren abgelaufen. Nicht alle älteren Bäume würden zudem angesichts des Klimawandels überleben. „Die Stadtgärtnerei tut, was sie kann.“

Für die Bewässerungen von Bäumen und Beeten wurden im vergangenen Jahr mehr als 200 Kubikmeter aus dem öffentlichen Wassernetz verbraucht, erklärt Grünplaner Fischer auf Anfrage. Schon bei der Pflanzung von Bäumen werde der Boden möglichst so vorbereitet, dass ein Anwachsen gut gelingen kann, über Substrate und Bodenverbesserung, die je nach Standort unterschiedlich sind.

Gleichzeitig macht sich das veränderte Klima bemerkbar. Fischer: „Es wird mit jedem Jahr schwieriger, denn seit 2018 haben wir eine Dürre.“ Diese höre nicht auf und die unteren Bodenschichten würden immer trockener beziehungsweise seien es schon. „Auch große, ältere Bäume können sich aus diesem Bereich heraus kaum noch oder gar nicht mehr versorgen.“ Im ersten Jahr, also 2018, sei es den Bäumen noch einigermaßen gelungen, die Reserven anzuzapfen. „Das vergangene Jahr hat den Zustand weiter verschlechtert und ich fürchte nach den letzten Wochen in diesem Jahr ist wieder mit weiteren, großen Schäden zu rechnen.“ Zusätzlich wehe ein ständiger Wind, was zu einem zusätzlichen sehr erheblichen Wasserentzug des Bodens und zur Austrocknung des Bodens und der darauf wachsenden Pflanzen beitrage.

Wissend um den Klimawandel geht es für die Grünplanung darum, mit trockenheitsresistenteren Baumarten bei der Neupflanzung gegenzusteuern. In den ersten zwei bis drei Jahren gibt es damit Extra-Wassergaben für die Bäumchen. „Denn danach brauchen die nächsten neugepflanzten Bäume unsere Aufmerksamkeit.“ So gibt es insgesamt etwa 80 Säcke, die am Fuß der Bäume angebracht sind, um sukzessive das darin befindliche Wasser abzugeben. Soweit sie nicht entwendet werden. Denn allein in diesem Jahr sind laut dem Grünplaner schon 15 Säcke geklaut worden.

Ob die Bewässerungsmaßnahmen und die Neuausrichtung des Baumbestandes Früchte trägt, bleibt laut Fischer abzuwarten. Dies werde erst in 30 bis 40 Jahren sichtbar. Klar sei lediglich, dass bekannte Arten wie Ahorn, Linde und Birke weniger werden, da sie mit dem Klima nicht mehr zurechtkommen. Stattdessen sind eventuell Pinien oder Zelkovien oder auch ein Maulbeerbaum auf dem Vormarsch – „und Baumarten, an die jetzt noch gar nicht gedacht wird“, erklärt Fischer.

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