Weil am Rhein Möbel aus anderen Welten

Tonio Paßlick
Im Vitra Schaudepot ist die neue Ausstellung „Science Fiction Design. Vom Space Age zum Metaverse“ zu sehen. Foto: Tonio Paßlick

Der Dialog zwischen Science-Fiction und Design ist Thema der neuen Ausstellung „Science Fiction Design. Vom Space Age zum Metaverse“ im Vitra Schaudepot.

Vor sechs Jahren veröffentlichte der argentinische Designer Andrés Reisinger die digitale 3D-Grafik seines „Hortensia Chair“ auf Instagram. Er sorgte für eine virale Sensation und profitierte in der Folge vom sogenannten NFT-Design. Ein „Non-Fungible Token“ ist ein Kryptowert, der im Gegensatz zu Kryptowährungen einmalig und nicht teilbar ist, weil er nur als Ganzes erworben werden kann und nur ein einziges Mal existiert. Also ideal für künstlerische Produktion. Der rasante Erfolg inspirierte Reisinger, den Entwurf analog zu verwirklichen – von der virtuellen in die scheinbar reale Welt also. Und da steht der eigentlich virtuelle Gartenstuhl nun dreidimensional in der Ausstellung „Science Fiction Design. Vom Space Age zum Metaverse“ im Vitra Schaudepot.

Grenzen verschwimmen

Susanne Graner und Nina Steinmüller haben wieder einmal Schätze ihres auf rund 5000 Artefakte angewachsenen Archivs gehoben, um nicht nur den Fokus auf spannende Wechselbeziehungen zwischen Zeitgeist und Design-Entwicklungen zu richten, sondern auch die Grenzen zwischen virtueller und physischer Welt auszuloten, ohne dabei das Hintergrundwissen der Besucher zu strapazieren. Es wird alles erklärt, so dass auch die Nostalgiker der ersten Space-Age-Phase nach 1957 neue Welten entdecken können.

Was ist das „Metaverse“ eigentlich?

Wie zum Beispiel das Metaversum, auf Englisch „Metaverse“, dessen Bezeichnung ihren Ursprung in dem Roman „Snow Crash“ von Neil Stephenson im Jahr 1992 findet. Metaversen sind demnach digitale Welten, in denen man häufig mit Hilfe von Avataren mit einer dreidimensional wirkenden Umgebung interagieren kann. Durch die Anwendung von Virtual- und Augmented-Reality-Technologie verschwimmen dabei die Grenzen zwischen virtueller und physischer Welt immer mehr.

Design-Klassiker in Filmen

Ob „Star Trek“, „2001: Odyssee im Weltraum“ oder „Blade Runner“: in zahlreichen Science-Fiction-Filmen tauchen Designklassiker auf und prägen das Bild, das wir uns von der Zukunft machen. Umgekehrt lassen sich viele Designer vom Genre der Science-Fiction inspirieren, wenn sie Objekte für eine wie auch immer imaginierte Zukunft entwerfen. Der faszinierende Dialog zwischen Science-Fiction und Design ist folglich das Thema der neuen Ausstellung im Vitra Schaudepot. Für den Besucher werden über 100 Sammlungsobjekte in einer futuristischen Inszenierung des argentinischen Künstlers und Designers Andrés Reisinger gezeigt, ergänzt um ausgewählte Exponate aus Film und Literatur. Die Präsentation schlägt einen Bogen von Beispielen des frühen 20. Jahrhunderts über das sogenannte Space Age der 1960er- und 1970er-Jahre bis hin zu Designobjekten, die ausschließlich für virtuelle Zukunftswelten im Metaverse konzipiert sind.

Reisinger ließ sich bei der Gestaltung vom argentinischen Fantasy-Autor Jorge Luis Borges inspirieren, für den Spiegel metaphorisch für Tore zu anderen Welten stehen. Gleichzeitig taucht die Illuminierung die Ausstellung in eine Space-Atmosphäre. Fiktive Zeiten und Räume entstehen beim Betrachter, in denen Raum und Zeit keine festen Grenzen akzeptieren wollen.

Futuristisches Aussehen

Das sogenannte Space Age seit dem Wettlauf der Raumfahrt-Nationen spiegelte sich auch deutlich im Design. Designer wie Gae Aulenti, Eero Aarnio, Luigi Colani, Joe Colombo oder Verner Panton entwerfen Möbel und Wohnlandschaften, die mit ihren organischen Formen und glänzenden Plastikoberflächen futuristisch aussehen, aber ebenso die Lebens- und Wohngewohnheiten grundlegend neu denken sollen. Die Designer des Space Age nehmen sich nicht nur die Raumfahrt als Inspirationsquelle, sondern geben den Regisseuren der Science-Fiction auch die perfekten Möbel für ihre Filme an die Hand.

Designobjekte aus Filmen

Die Ausstellung dokumentiert sehr anschaulich Design-Ikonen in Science-Fiction-Filmen, wie zum Beispiel der Orgone Chair von Marc Newson in „Prometheus“ (2012), aber auch unerwartete Designobjekte wie Charles Rennie Mackintoshs Argyle Chair (1897) in „Blade Runner“ (1982).

Die Ausstellung „Science Fiction Design vom Space Age zum Metaverse“ ist bis zum 11. Mai 2025 im Vitra Schaudepot zu sehen.

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