Weil am Rhein Museum in Alt-Weil: Eine zukunftsweisende Institution

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Das Museum am Lindenplatz feiert am kommenden Wochenende sein 50-jähriges Bestehen. Die Initiative zu einem „Heimatmuseum“ geht auf die frühen 1960er-Jahre zurück und wie viele Großprojekte braucht auch die Realisierung eines Museums länger als ursprünglich geplant.

Weil am Rhein. Im Jahr 1960 titelte eine Lokalzeitung „Heimatmuseum lässt noch auf sich warten“, erinnert Barbara Brutscher vom heutigen Museum am Lindenplatz an die Anfänge. Vier Jahre später wirft ein Artikel die Frage auf „Erhält Weil ein Heimatmuseum? Mit dem Einzug ins neue Rathaus werden Räume frei.“ Bis das Museum tatsächlich in das Gebäude in Alt-Weil neben der evangelischen Kirche einziehen und eröffnet werden konnte, dauerte es bis zum 20. November 1971.

20 000 DM für Ausstattung

Mehrere Akten aus dem Stadtarchiv dokumentieren laut Brutscher diesen Entstehungsprozess. „Im Vorfeld gab es unzählige innerstädtische Diskussionen, einen Gemeinderatsbeschluss und mehrere engagierte Bürger, die sich für die Idee einsetzten.“ Viele Fragen und insbesondere die Finanzierung galt es zu klären. Nicht zuletzt musste das Gebäude noch renoviert und ein umfassendes Museumskonzept entwickelt werden.

Für die Erstausstattung des Heimatmuseums bewilligte damals der Gemeinderat 20 000 DM, eine Summe, die hauptsächlich zum Ankauf von Ausstellungsstücken und Vitrinen verwendet wurde. Da dieser Betrag nicht ausreichte, sollte ein „Spenden-Aufruf an Industrie, Geldinstitute, Selbstständige und freie Berufe“ weiteres Geld eintreiben.

Die ersten Jahre

In dieser Anfangsphase und den Folgejahren ist es laut dem Rückblick insbesondere der Verein für Heimatgeschichte und Volkskunde, dessen Mitglieder das Projekt unterstützen und fördern. Die historischen Dokumente der damaligen Zeit belegen laut Brutscher: Die Weiler Bürger wollten einen Ort der eigenen Stadtgeschichte.

In seiner Eröffnungsrede betonte deshalb Bürgermeister Otto Boll auch, das Museum sei eine zukunftsweisende Institution der Weiler Kultur: „Das ist erst der Anfang, auf dem wir beharrlich und konsequent weiter bauen.“

Der Wandel

Seither hat sich viel getan. Das Museum hat sich gewandelt, immer wieder hinterfragt und sich dem Zeitgeist und diversen Trends angepasst. Das Heimatmuseum, als Dauerausstellung konzipiert, mit seinen damals vier Abteilungen (Frühgeschichte, dörfliches Leben, Infrastruktur und Wirtschaft) gibt es als solches heute nicht mehr. Mit dem dezentralen und partizipativen Museumskonzept, das der ehemaligen Kulturamtsleiter Tonio Paßlick in Weil am Rhein etablierte, entwickelt sich das Museum am Lindenplatz zu einem Ort für Wechselausstellungen.

Seit mehr als 20 Jahren entstanden Ausstellungen, die die lokale Geschichte aufarbeiteten. Mit den Ehrenamtlichen des Museumskreis-Vereins und den wechselnden städtischen Kuratoren wurden Themen behandelt wie Erwin Bowien, die Eisenbahngeschichte, die Feuerwehr oder die Farbe Blau. Die jüngste Neuerung geht auf das Jahr 2010 zurück, als die Stadt die Schenkung der „H.-Th-Baumann design Sammlung“ vom Künstler selbst erhielt. Seither befindet sich in einem Anbau eine kleine, aber einzigartige Dauerausstellung.

Blick in die Zukunft

Über 50 Jahre Museum am Lindenplatz gibt es viel zu berichten, aber es gilt auch einen Blick in die Zukunft zu richten, so Brutscher. Die Museumswelt durchlebe, wie auch viele andere gesellschaftliche Bereiche, einen einschneidenden Wandlungsprozess: sei es im Bereich Digitalisierung, Technisierung, Objektkonservation, Kommunikation et cetera. Ebenso haben sich Besucher und ihre Sehgewohnheiten verändert.

Das Museum am Lindenplatz versteht sich als Erinnerungsort und Ort des gemeinschaftlichen Austausches. In die Wechselausstellungen werden daher immer lokale Akteure eingebunden. Mit der aktuellen Ausstellung „Menschen im Museum“ soll diesem Konzept erneut Rechnung getragen werden. Karl Abing zeigt mit seinen Fotografien, die Museumswelt rund um den Globus. Das Ehepaar Wißgott stellt mit seinen Schwarz-Weiß-Aufnahmen die Museumsmitarbeiter der Stadt Weil am Rhein vor und gibt hier einen Blick hinter die Kulissen. Der dritte Bereich zeigt die kreativen Leistungen von Kindern während der Schulschließungen.

Mit der „Weiler Getty-Challenge“ ist erneut die Idee des partizipativen Museums realisiert worden. Brutscher: „Gerade der Ausbau der Museumspädagogik und die Kooperation mit Kindergärten und Schulen ist ein zentraler Punkt, der aktuell von Kulturamtsseite verstärkt verfolgt und ausgebaut werden soll.“

Für das Jubiläumswochenende ist ein kleines Rahmenprogramm geplant.

Am Jubiläums-Wochenende gibt es folgendes Programm.

Samstag, 20. November, 16 Uhr: „Wohin geht die Reise – Einblick in die aktuelle Ausstellung und Perspektiven der Museumsarbeit“ durch Kuratorin Dr. Barbara Brutscher

Sonntag, 21. November, 14.30 Uhr: Preisverleihung an die Kinder der „Weiler Getty Challenge“ durch OB Dietz, Grußwort Kulturamtsleiter Peter Spörrer

15.00 Uhr: Führung durch die Dauerausstellung „h.-th baumann design sammlung“ mit Siegert Kittel.

Öffnungszeiten: Samstag von 15 bis 18 Uhr, Sonntag von 14 bis 18 Uhr

An beiden Tagen gilt das 2G-Modell.

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