Weil am Rhein Musik prägt bis heute sein Leben

Siegfried Feuchter
Für Erhard Zeh ist Langeweile ein Fremdwort. Foto: Siegfried Feuchter

Interview: Was macht eigentlich Erhard Zeh, langjähriger Schulleiter, Dirigent und Chorverbands-Präsident?

Auch mit 74 Jahren zeigt Erhard Zeh, der frühere langjährige Rektor der Hans-Thoma-Schule Haltingen, keinerlei Ermüdungserscheinungen. Bis heute ist er ein in der Region bekannter Sänger, Musiker und Chorleiter und darüber hinaus vielfältig interessiert und sozial engagiert.

Von Siegfried Feuchter

Weil am Rhein-Haltingen. Unter anderem ist der seit 24 Jahren in Haltingen lebende Pädagoge Präsident des Obermarkgräfler Chorverbands. Unsere Zeitung unterhielt sich mit dem passionierten Musiker.

Frage: Sie haben 18 Jahre die Hans-Thoma-Schule geleitet. Was verbindet Sie als aktiver Pensionär noch mit der Schule?

Zu einigen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen habe ich nach wie vor Kontakt, ebenso freut es mich, wenn ich von Eltern oder ehemaligen Schülern angesprochen werde. Zur Schule selbst gibt es dagegen wenig Verbindungen, schließlich bin ich inzwischen schon zehn Jahre in Pension. Gleichwohl interessiert mich der Schulbetrieb nach wie vor.

Frage: Sie hatten Deutsch, Geschichte, Musik und Sport studiert. Geprägt haben Sie ein Leben lang vor allem die Musik und der Chorgesang. Was bedeutet Ihnen Musik?

Obwohl Sport mein Hauptfach war, hat mich in der Tat die Musik geprägt. Mit Musik kann man auf wunderbare Weise Freude und Trost ausdrücken, man kann Wohlfühlstimmung verbreiten, aber auch zur Nachdenklichkeit anregen. Musik, die in allen Lebenssituationen begleitet, bedeutet mir sehr viel.

Frage: Als Sänger mit sonorer Baritonstimme haben Sie sich in der Region einen Namen gemacht, und mit Ihrer Gitarre gestalten Sie Lieder- und Unterhaltungsabende. Außerdem singen Sie in Projektchören bei Oratorien mit. Stehen Sie nach der coronabedingten Zwangspause jetzt vor einem Neustart?

Natürlich freue ich mich, wenn ich bei verschiedenen Anlässen und Feiern wieder auftreten kann. Das ist stets eine bereichernde Erfahrung. Und zu den beglückenden Erlebnissen gehören meine wöchentlichen Besuche im Emilienpark in Grenzach. Seit rund neun Jahren gehe ich jeden Montag mit meiner Gitarre ins Altenheim und singe mit den Senioren Lieder. Diese Begegnungen möchte ich nicht missen.

Frage: Haben Sie musikalische Schwerpunkte?

Überhaupt nicht, mein Repertoire ist breit gefächert. Das will ich auch bei meiner Tätigkeit als Chorleiter rüberbringen. Lieder der Renaissance gehören beispielsweise ebenso dazu wie Pop-Songs.

Frage: Seit Ihrer Studienzeit sind Sie ambitionierter Chorleiter. Wo stehen Sie derzeit am Dirigentenpult?

Ich dirigiere den Frauenchor Hauingen und den Gemischten Chor Feldberg bei Müllheim. Das mache ich mit Leidenschaft und mit viel Spaß.

Frage: Sie engagieren sich seit einigen Jahren auch als Präsident des Obermarkgräfler Chorverbands. Wird der bevorstehende Neustart nach der Corona-Pandemie problemlos gelingen, oder wird es für die Chöre, die schon vor Corona mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen hatten, noch schwieriger werden?

Für Chöre wird es nach der Pandemie zunächst schwieriger, neue Sängerinnen und Sänger zu gewinnen. Zeitweise war es aber während der Pandemie möglich, unter erschwerten Bedingungen wie Maskenpflicht und Tests zu singen. Einige Chöre haben diese Möglichkeit genutzt oder durch digitale Projekte die Kontakte unter den Sängerinnen und Sängern aufrechterhalten. Positive Beispiele sind der Gesangverein Schallbach, der durch gezielte Aktivitäten neue Sänger gewinnen konnte, und der Frauenchor Eimeldingen. Für manche Chöre dagegen wird der Neuanfang mühsam, und zwar für diejenigen, die einen hohen Altersdurchschnitt haben. Denn da besteht die Gefahr, dass der eine oder andere Sänger nach der Pandemie aufhört.

Frage: Kann der Chorverband den Vereinen keine Unterstützung bieten?

Das machen wir längst. Monat für Monat habe ich ein Rundschreiben zusammengestellt mit Hinweisen zur jeweils aktuellen Corona-Situation und Tipps, was die Chöre tun können, um mit ihren Mitgliedern in Verbindung zu bleiben. 30 Rundschreiben habe ich während der Pandemie verschickt. Manche Chöre haben Verbindung zu uns gehalten, von manchen hatten wir leider keine Informationen bekommen.

Frage: Ist die Existenz von Gesangvereinen bedroht?

Aktuell stehen zwei auf der Kippe. Ich rate immer: Gebt nicht so schnell auf! Man kann sich zum Beispiel auch mit Nachbarvereinen zusammentun. Zudem wäre es wichtig, den Willen und den Mut zu haben, eingefahrene Wege zu verlassen, beispielsweise auch die Chorliteratur an die aktuelle Situation anzupassen. Man sollte nicht immer in erster Linie an Konzerte denken, sondern zunächst kleinere Maßnahmen umsetzen, um das Vereinsleben und Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken.

Frage: Wie sehen Sie die Zukunft der Gesangvereine?

Die wird schwierig. Projekt- und Themenchöre, die sich Pop- und Gospel verschreiben, haben Zulauf. Dort, wo aufgeschlossene Vorstände und Chorleiter am Werk sind, funktioniert es. Einige Vereine haben gute Ansätze. Dazu gehört der Kinderchor Lörrach, der exzellent und professionell geführt wird.

Frage: Sie sind auch sozial stark engagiert. Als Vorsitzender eines Freundeskreises mit Sitz in Wehr setzen sie sich für ein Waisenhaus mit Behinderten in Argentinien ein. Wie kam es dazu?

Ein ehemaliger Schüler von mir, der Koch gelernt und die Welt kennengelernt hat, kam in Kontakt mit Menschen, die ein solches Haus gründen wollten, engagierte sich. Er lebt heute in Argentinien und setzt sich dort für die behinderten Menschen ein. Jahr für Jahr überweist der Freundeskreis einen ansehnlichen Betrag zur Unterstützung seiner Arbeit. Ich bin dort Vorsitzender geworden und organisiere unter anderem musikalische Veranstaltungen zugunsten des Waisenhauses Granja El Ceibo.

Frage: Engagement zeigen Sie auch bei der Förderung unseres alemannischen Dialekts. Geben Sie an der Volkshochschule noch Kurse „Alemannisch für Zugezogene“?

Im Moment nicht, coronabedingt war die Nachfrage in den vergangenen zwei Jahren gering. Grundsätzlich bin ich aber bei Bedarf zu neuen Kursen bereit.

Frage: Langeweile scheint ein Fremdwort für Sie zu sein, wenn man sich Ihre vielfältigen Tätigkeiten anschaut.

Das ist so, Langeweile kenne ich wirklich nicht. Soziales Engagement auch im Alter halte ich für wichtig, denn Rentner haben sich eine Kompetenz erarbeitet, die es lohnt, weitergegeben zu werden. Neben den genannten Tätigkeiten interessiere ich mich noch sehr für Politik und Fußball, schließlich war ich auch mal Jugendtrainer in Wehr und Marzell. Und sehr gerne reise ich in andere Länder, um deren Kultur kennenzulernen.

Erhard Zeh (74), geboren in Wertheim in Franken und aufgewachsen in Marzell, wollte ursprünglich Sportreporter werden. Doch dann entschied er sich für ein Lehramtsstudium. An der PH Lörrach studierte er Deutsch, Geschichte, Musik und Sport, war anschließend Lehrer in Bad Säckingen, Wehr, Rheinfelden und in Haltingen. Dort leitete der Vater zweier erwachsener Kinder 18 Jahre lang die Hans-Thoma-Schule.

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